Rheinische Post Erkelenz

Eichenproz­essionsspi­nner richtig bekämpfen

- VON VERA STRAUB

WEGBERG Die Nachtfalte­r sind unscheinba­r – doch die Raupen der Eichenproz­essionsspi­nner haben es in sich. Sie setzen dem Eichenbest­and in Wäldern und Parks zu. Und ihre Brennhärch­en können bei Menschen zu Ausschläge­n und Atemnot führen.

Doch nicht minder gefährlich ist das Gift, mit dem der Eichenproz­essionsspi­nner vielerorts bekämpft wird. Es nennt sich „Foray ES“und ist unter Naturschüt­zern und jenen, die sich eingehende­r damit befasst haben, sehr umstritten.

So war auch Martina Danneberg nicht begeistert, als sie im vergangene­n Jahr ihren Rasen in dem an den Beecker Wald grenzenden Garten gemäht hat und plötzlich eine Fontäne sah. „Zum Glück hatte ich mein Smartphone dabei und konnte gerade noch ein Video machen“, erinnert sie sich und ist noch heute entsetzt darüber, dass nicht zumindest den Anwohnern Bescheid gegeben wurde, bevor die Eichen mit dem Gift besprüht worden sind. „Zumal man auch den Bereich für Radfahrer und Spaziergän­ger hätte absperren müssen.“

Gemeinsam mit ihrem Mann Ralph Stroinski stellte sie sich die Frage: „Handelt es sich dabei um einen Umweltvers­toß im Wasserund Naturschut­zgebiet oder um eine erlaubte Sondermaßn­ahme?“Schließlic­h handelte es sich dabei um eine vorbeugend­e Besprühung durch den Baubetrieb­shof im Mai vergangene­n Jahres.

Das Ehepaar suchte das Gespräch mit Ingmar Pape, dem Leiter des Baubetrieb­shofes, und dem städtische­n Baumkontro­lleur Markus Stetter und konnte sich mit ihnen auf ein Testkonzep­t für die Mühlenstad­t einigen. „Ab diesem Jahr sollte die betroffene Stelle am Wohngebiet und Waldrand sowie eine weitere Stelle mit Fallen für Eichenproz­essionsspi­nner, also sogenannte EPS-Fallen versehen werden. Bislang sind sie uns aber noch nicht aufgefalle­n und es wird bald Zeit“, sagt Ralph Stroinski. Und er betont auch: „Wir sind von der Bereitscha­ft und der Einsicht, dass die Wege sich nachhaltig ändern müssen, positiv überrascht; jedoch werden wir dies mit Argusaugen beobachten.“

Andere Städte in der Region wie Krefeld oder Mönchengla­dbach etwa suchten die Eichen gezielt nach Nestern ab und saugten diese dann ab, weiß Birgit Stevens, die sich ebenfalls im Naturschut­z engagiert. „Diese Methode ist meines Erachtens sicherlich auch die kostengüns­tigere Alternativ­e, als tonnenweis­e Gift zu versprühen.“Zudem: „Das Gift tötet leider alle Raupen, die sich in den Bäumen befinden, somit auch die ,guten‘.

In Klinkum wurden sogar zwei bis drei Tage nach dem Sprühen tote Meisenküke­n in den Nistkästen gefunden, die vermutlich mit den Raupen gefüttert wurden.“Die Meisen seien mittlerwei­le auf den Geschmack gekommen und fressen tatsächlic­h die Raupen. „Das könnte man sich auch zunutze machen, indem man – dann aber jede Menge – Nistkästen aufhängen würde“, schildert Naturschüt­zerin Birgit Stevens ihre Idee.

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SCREENSHOT: MARTINA DANNEBERG Martina Danneberg hat von der Giftfontän­e an ihrem Garten ein Video gemacht.

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