Welche Signale Omlins Reise zur Schweizer „Nati“aussendet
Am Donnerstag feierte Jonas Omlin sein Comeback im Testspiel für Borussia, am Sonntag flog er nach Irland. Was das für alle Parteien bedeutet.
Yann Sommer dürfte sofort geahnt haben, dass es für ihn nicht mehr weitergeht, trotzdem probierte es der Schweizer Nationaltorhüter am Samstag im Testspiel gegen Dänemark (0:0) noch einmal. Zehn Minuten später war klar: Sommer, zuvor bei einer Landung mit dem rechten Fuß umgeknickt, muss ausgewechselt werden.
In der Nacht zu Sonntag vermeldete der Schweizer Fußballverband dann, dass Sommer von der Nationalmannschaft abreisen werde, um sich bei seinem Klub Inter Mailand genauer untersuchen zu lassen. Das hat Folgen, auch für Borussia Mönchengladbach: Denn Nationaltrainer Murat Yakin nominierte Jonas Omlin nach, der sich am Sonntag auf den Weg nach Dublin machte, wo die Schweiz am Dienstagabend auf Irland trifft.
Wenige Tage nach dem Comeback des Gladbacher Kapitäns im
Testspiel gegen die KAS Eupen (2:0), nach mehr als einem halben Jahr Pause, mag diese Nachricht überraschen, doch neben Sommer muss die Schweiz aktuell auch auf Dortmunds Gregor Kobel verzichten, der das Trainingscamp früh in der Woche verließ.
Yvon Mvogo kam am Samstag nach Sommers Auswechslung zu seinem siebten Länderspiel und rettete der Schweiz mit einer Glanzparade nach einem Freistoß von Christian Eriksen das Unentschieden. Wer am Dienstag gegen Irland im Tor stehen wird, bleibt abzuwarten. Selbst ohne einen Einsatz sendet Omlins Nominierung für die Nationalmannschaft Signale in verschiedene Richtungen aus, die sich je nach Blickwinkel unterscheiden.
Jonas Omlin wird sich am Samstagabend über einen späten Anruf gefreut haben, möglicherweise wurde er bereits bei Sommers Auswechslung hellhörig. Für den 30-Jährigen ist es nach fast auf den Tag genau einem Jahr die Rückkehr zur „Nati“. Am 28. März 2023 saß er im EM-Quali-Spiel gegen Israel (3:0) auf der Bank, sein bislang letztes Länderspiel hat Omlin, der vier Einsätze vorzuweisen hat, im Juni 2022 bestritten. Für den Borussen ist die Nominierung eine Bestätigung, dass er sich auf dem Weg zurück zu alter Form befindet. In Abwesenheit von Gladbachs Torwarttrainer Fabian Otte, der mit dem Nationalteam der USA unterwegs ist, hat Omlin nun die Chance, sich im Training bei Patrick Foletti zu empfehlen, dem angesehenen Torwarttrainer der Schweiz. Omlins Hoffnung, im Sommer möglicherweise als Nummer drei an der Europameisterschaft teilzunehmen, dürfte nun wieder aufgekeimt sein – ein Selbstvertrauens-Boost, der nicht zu unterschätzen ist.
Borussia Mönchengladbach muss ausgerechnet wenige Tage nach dessen Comeback schon wieder auf Omlin verzichten. Viel verpassen wird dieser allerdings nicht: Zwar startet die Trainingswoche am Borussia-Park bereits am Montag, doch am Mittwoch dürfte Omlin schon wieder zurück sein. Kommt er nicht zum Einsatz, wird er sofort wieder das volle Trainingspensum aufnehmen können. Spielt er, feiert er sein Pflichtspiel-Comeback nicht im Gladbach-Trikot, darf sich aber über wertvolle Einsatzminuten freuen, was für Borussia mit Blick auf das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr) ebenfalls wertvoll sein kann.
Gerardo Seoane dürfte sich in seiner Tendenz bestätigt fühlen, ab sofort wieder auf Omlin zu setzen. „Wir warten ab, wie die Reaktion nach dem Spiel ist. Wenn es bleibt, wie es jetzt ist, ist es eine klare Option, auf Jonas Omlin zu gehen“, hatte Seoane nach dem Test gegen Eupen gesagt. Omlins Nominierung zeigt: Er hat den Test gegen Eupen gut verkraftet, die Schulter bereitet ihm aktuell keine Probleme. Die Rückkehr zur Nationalmannschaft hilft auch Seoane, der nun ein Argument mehr hat, seinen Kapitän zurück ins Borussen-Tor zu befördern, denn nach außen lässt sich ein Torwartwechsel nun noch etwas leichter verkaufen.
Moritz Nicolas wird genau beobachten, was in den kommenden Tagen passiert. Vor dem Omlin-Comeback gegen Eupen hatte es ein längeres Gespräch zwischen Seoane und Nicolas gegeben. Der 26-Jährige, der in Omlins Abwesenheit teils herausragend hielt, kennt sein Standing, wird sich auf das Spiel gegen Freiburg aber so vorbereiten, als stünde er im Tor. Denn er weiß: Omlin ist verletzungsanfällig, seine Nominierung birgt auch ein kleines Risiko, vor allem für den Fall der Fälle, dass Omlin tatsächlich in Dublin zum Einsatz kommt. Noch hat Nicolas eindeutig mehr Pflichtspiele für Borussia (28 Einsätze) bestritten als Omlin (18 Einsätze). Aufgrund der nur noch acht verbleibenden Partien wird das bis zum Saisonende auch definitiv so bleiben – wahrscheinlich ist aber, dass Omlin bis zum 34. Spieltag aufgeholt haben wird.