Masern – ansteckender als Corona
Früher als „Kinderkrankheit“abgestempelt, sind sie auf dem Vormarsch. Ärzte mahnen, sich impfen zu lassen.
Köln meldet aktuell zwölf Fälle, der Hochsauerland-Kreis neun. In Mönchengladbach gibt es zwar noch keine Masern-Meldung, das könnte sich aber bald ändern, wie Kinder- und Jugendarzt Ralph Köllges sagt. Damit es nicht soweit kommt, dass eine neue Epidemie ausbricht, rufen Köllges und die Ärzte aus dem Elisabeth-Krankenhaus zu Impfungen auf. Nur eine Durchimpfung von 95 Prozent biete den nötigen Schutz. Doch von dieser Quote sei Deutschland und auch die Stadt Mönchengladbach noch entfernt.
Ralph Köllges, Initiator vom „Bündnis gegen Masern – Bündnis für impfen“, Sabine Keiser, Chefärztin in der Eli-Kinderklinik, und Oberarzt Ingo Kern erklärten am Dienstag, 26. März, warum Impfungen gegen Masern so wichtig sind, wann sie gemacht werden sollten und welche Falschmeldungen über das Impfen in der Welt „herumgeistern“.
In den Pandemie-Jahren sei die Zahl der Masern-Meldungen sehr niedrig gewesen, sagt Köllges.
Doch nun sei wieder ein Anstieg zu verzeichnen von der einstigen „Kinderkrankheit“, die fast in Vergessenheit geraten war. Bei weniger als 80 gemeldeten Fällen im Bundesgebiet gelte die Nation als masern-frei. „Aber die Hürde haben wir schon gerissen“, so der Kinderund Jugendarzt. Aktuell meldet das Robert-Koch-Institut 103 Fälle für 2024. Das Virus sei äußerst ansteckend, ansteckender als Corona. Auch außerhalb des Körpers überlebe es bis zu zwei Stunden in einem Raum. Leicht könne man sich ausmalen, was es bedeute, wenn ein an Masern erkranktes Kind im vollen Warteraum einer Praxis sitzt. Auch für Kliniken wäre ein Ausbruch von Masern eine Katastrophe. Da der rötliche Hautausschlag, der als charakteristisch für Masern gilt, erst in der zweiten Krankheitsphase auftrete und erst einmal nur Bläschen in der Mundschleimhaut auf die Infektion hinweisen, würden Masern auch nicht selten erst spät erkannt, warnt Sabine Keiser.
Der Ausdruck „Kinderkrankheit“verharmlose Maserninfektionen, betonen die Mediziner. Denn es könne erhebliche Folgen geben. Eine Gehirnentzündung zählt beispielsweise zu den möglichen Komplikationen. Seltener, aber in der Regel tödlich, sei eine erst Jahre nach der Maserninfektion auftretende schwere Gehirnentzündung (SSPE).
Zwar schreibt das Masernschutzgesetz seit 2020 vor, dass Kinder und Mitarbeiter in Kitas gegen Masern geimpft sein müssen, doch laut Köllges würden rund zehn Prozent den Impfnachweis gar nicht vorlegen. Geimpft werden könnten Kinder schon im Alter von neun Monaten. Die Meinung, wonach das Kind erst eine Krankheit durchmachen müsse, damit das Immunsystem gestärkt werde, sei schlichtweg falsch. Das Gegenteil sei der Fall. Und auch Erwachsene, die nach 1970 geboren sind, sollten für einen ausreichenden Impfschutz sorgen. Denn sie machten einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Erkrankten aus.
Wer mehr erfahren möchte: Am Samstag, 4. Mai, gibt es dazu Info-Veranstaltungen auf dem Rheydter Markt (10 bis 12 Uhr) und auf dem Sonnenhausplatz vor dem Minto (13 bis 15 Uhr).