Lieselotte auf der Suche nach der großen Liebe
Nachdem die Kakadu-Henne im Januar vor dem Tierheim ausgesetzt wurde, kümmerte sich Jasmin Pulver um den Vogel. Ein Umzug nach Karlsruhe soll jetzt das große Glück bringen.
Jasmin Pulver und ihre Kollegen staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Goffinkakadu vor ihnen stand. Der weiße Vogel, der normalerweise auf den indonesischen Inseln beheimatet ist, wurde Ende Januar in einem Karton vor dem Tierheim einfach ausgesetzt.
Nähere Informationen zum Kakadu hatte die Leiterin der Mönchengladbacher Tierheims zu diesem Zeitpunkt nicht. Lediglich das Geburtsdatum und die Züchternummer des Vogels habe sie am Ring am Fuß ablesen können. Auch das Geschlecht des 32 Jahre alten Tiers habe Pulver nicht mit Sicherheit feststellen können.
Jedoch sei die rotbraune Iris zumindest ein Indiz dafür gewesen, dass es sich bei dem weißen Vogel um ein Weibchen handelt. Aus diesem Grund wurde der Kakadu Lieselotte getauft.
Lieselotte hielt schnell das ganze Tierheim auf Trab. Die Kakadu-Henne beobachtete die Mitarbeiter des Tierheims bei der Büroarbeit und suchte Körperkontakt bei Praktikanten, Pflegern und Ehrenamtlern. „Sie hat gekuschelt wie ein Schmusekätzchen“, so Pulver.
Besonders Katzenstreichlerin Iris habe es ihr angetan. Die KakaduHenne krabbelte sogar bis in die Bluse der Ehrenamtlerin. Doch schnell wurde Lieselotte eifersüchtig, wenn andere Menschen sich mit ihrer Iris unterhielten. Dies führte sogar so weit, dass der weiße Vogel andere
Mitarbeiter biss. „Das war dann der Punkt, wo wir gesagt haben: ‚Das geht auf Dauer nicht’“, berichtet Pulver.
Einige Wochen nachdem Lieselotte ins Mönchengladbacher Tierheim eingezogen war, veröffentlichte Jasmin Pulver einen Beitrag in einem Vogelforum auf Facebook. Auf diesen Post wurde auch der Direktor des Karlsruher Zoos Matthias Werner Reinschmidt aufmerksam. Der Biologe und Autor meldete sich daraufhin im Mönchengladbacher Tierheim und schrieb, dass sein Goffinkakadu-Männchen Paul im vergangenen Jahr seine Partnerin verloren habe. Aus diesem Grund sei er auf der Suche nach einer neuen Partnerin für Paul.
Da Jasmin Pulver bislang nur die Vermutung hatte, dass es sich bei Lieselotte um eine Henne handelt, musste mit Hilfe einer Federanalyse das Geschlecht bestimmt werden, denn ein Männchen hätte in Karlsruhe keinen Platz gefunden. „Also folgten Untersuchungen, und was sollen wir sagen? Lieselotte trägt ihren Namen zu recht“, so Pulver.
Nachdem auch die Artenschutzbehörde grünes Licht für den Umzug nach Karlsruhe gegeben hat, ging die Reise von Lieselotte zu ihrem neuen zu Hause los. Um die Belastungen für das Tier so gering wie möglich zu halten, wurde Lieselotte schon früh am Morgen in den Papageientransportkäfig gesetzt, der extra für die Überfahrt mit dem Auto angeschafft wurde. Vier Stunden später nahm sie dann Zoodirektor Reinschmidt in Empfang. „Sie flog gleich auf seine Schulter und ließ sich von ihm kraulen“, so Pulver.
Ob Lieselotte in GoffinkakaduMännchen Paul ihre große Liebe findet, wird die Zeit zeigen. „Wir drücken die Daumen, dass Lieselotte und Paul das neue Dreamteam des Karlsruher Zoos werden“, sagt Pulver. Sie ist sich sicher, dass ihre Kakadu-Henne in den besten Händen ist. „Besser hätte es für Lieselotte nicht sein können“, sagt sie. Vermissen wird sie die weiße Kakadu-Henne nicht. Vielmehr ist sie glücklich, dass sie in Karlsruhe so gut untergebracht sei.