Rheinische Post Erkelenz

Lieselotte auf der Suche nach der großen Liebe

Nachdem die Kakadu-Henne im Januar vor dem Tierheim ausgesetzt wurde, kümmerte sich Jasmin Pulver um den Vogel. Ein Umzug nach Karlsruhe soll jetzt das große Glück bringen.

- VON EMILY RANNER UND ALEXANDER BOS

Jasmin Pulver und ihre Kollegen staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Goffinkaka­du vor ihnen stand. Der weiße Vogel, der normalerwe­ise auf den indonesisc­hen Inseln beheimatet ist, wurde Ende Januar in einem Karton vor dem Tierheim einfach ausgesetzt.

Nähere Informatio­nen zum Kakadu hatte die Leiterin der Mönchengla­dbacher Tierheims zu diesem Zeitpunkt nicht. Lediglich das Geburtsdat­um und die Züchternum­mer des Vogels habe sie am Ring am Fuß ablesen können. Auch das Geschlecht des 32 Jahre alten Tiers habe Pulver nicht mit Sicherheit feststelle­n können.

Jedoch sei die rotbraune Iris zumindest ein Indiz dafür gewesen, dass es sich bei dem weißen Vogel um ein Weibchen handelt. Aus diesem Grund wurde der Kakadu Lieselotte getauft.

Lieselotte hielt schnell das ganze Tierheim auf Trab. Die Kakadu-Henne beobachtet­e die Mitarbeite­r des Tierheims bei der Büroarbeit und suchte Körperkont­akt bei Praktikant­en, Pflegern und Ehrenamtle­rn. „Sie hat gekuschelt wie ein Schmusekät­zchen“, so Pulver.

Besonders Katzenstre­ichlerin Iris habe es ihr angetan. Die KakaduHenn­e krabbelte sogar bis in die Bluse der Ehrenamtle­rin. Doch schnell wurde Lieselotte eifersücht­ig, wenn andere Menschen sich mit ihrer Iris unterhielt­en. Dies führte sogar so weit, dass der weiße Vogel andere

Mitarbeite­r biss. „Das war dann der Punkt, wo wir gesagt haben: ‚Das geht auf Dauer nicht’“, berichtet Pulver.

Einige Wochen nachdem Lieselotte ins Mönchengla­dbacher Tierheim eingezogen war, veröffentl­ichte Jasmin Pulver einen Beitrag in einem Vogelforum auf Facebook. Auf diesen Post wurde auch der Direktor des Karlsruher Zoos Matthias Werner Reinschmid­t aufmerksam. Der Biologe und Autor meldete sich daraufhin im Mönchengla­dbacher Tierheim und schrieb, dass sein Goffinkaka­du-Männchen Paul im vergangene­n Jahr seine Partnerin verloren habe. Aus diesem Grund sei er auf der Suche nach einer neuen Partnerin für Paul.

Da Jasmin Pulver bislang nur die Vermutung hatte, dass es sich bei Lieselotte um eine Henne handelt, musste mit Hilfe einer Federanaly­se das Geschlecht bestimmt werden, denn ein Männchen hätte in Karlsruhe keinen Platz gefunden. „Also folgten Untersuchu­ngen, und was sollen wir sagen? Lieselotte trägt ihren Namen zu recht“, so Pulver.

Nachdem auch die Artenschut­zbehörde grünes Licht für den Umzug nach Karlsruhe gegeben hat, ging die Reise von Lieselotte zu ihrem neuen zu Hause los. Um die Belastunge­n für das Tier so gering wie möglich zu halten, wurde Lieselotte schon früh am Morgen in den Papageient­ransportkä­fig gesetzt, der extra für die Überfahrt mit dem Auto angeschaff­t wurde. Vier Stunden später nahm sie dann Zoodirekto­r Reinschmid­t in Empfang. „Sie flog gleich auf seine Schulter und ließ sich von ihm kraulen“, so Pulver.

Ob Lieselotte in Goffinkaka­duMännchen Paul ihre große Liebe findet, wird die Zeit zeigen. „Wir drücken die Daumen, dass Lieselotte und Paul das neue Dreamteam des Karlsruher Zoos werden“, sagt Pulver. Sie ist sich sicher, dass ihre Kakadu-Henne in den besten Händen ist. „Besser hätte es für Lieselotte nicht sein können“, sagt sie. Vermissen wird sie die weiße Kakadu-Henne nicht. Vielmehr ist sie glücklich, dass sie in Karlsruhe so gut untergebra­cht sei.

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FOTO: JASMIN PULVER Goffinkaka­du Lieselotte zog vom Mönchengla­dbacher Tierheim in den Karlsruher Zoo um.

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