Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kaito Mizuta träumt von Profi-Karriere

Der Japaner im Trikot des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen wagte im August 2019 den Sprung von der Weltmetrop­ole Tokio an den Niederrhei­n. An guten Tagen kann der Flügelspie­ler eine Partie alleine entscheide­n.

- VON HEINZ SPÜTZ

Der Japaner im Trikot des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen wagte 2019 den Sprung von der Weltmetrop­ole Tokio an den Niederrhei­n.

STRAELEN An einem perfekten Tag ist der 20-jährige japanische Flügelstür­mer Kaito Mizuta in der Lage, alleine ein Spiel zugunsten des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen zu entscheide­n. Sein hohes Tempo im Spiel, gepaart mit einer außergewöh­nlichen Dribbelstä­rke und einer enormen Torgefährl­ichkeit, hat sich in der Szene herumgespr­ochen. Und so überrascht es nicht, dass bereits andere Vereine ihre Fühler nach Mizuta ausgestrec­kt haben.

Weshalb er überhaupt beim SV Straelen auf Torejagd geht, weiß Kaito Mizuta selbst nicht so genau. Jedenfalls stand er, als er noch in Japan wohnte, im ständigen Kontakt mit einem japanische­n Freund, der

„In Deutschlan­d wird anders Fußball gespielt. Und es wird anders trainiert.“

Kaito Mizuta Spieler des SV Straelen

in Düsseldorf lebte und in verschiede­nen Amateurlig­en Fußball spielte. Dieser Freund schaltete einen Spielerver­mittler ein, der Mizuta ein zweiwöchig­es Probetrain­ing beim SV Straelen vermittelt­e. Die damalige Trainerin Inka Grings wusste neben den fußballeri­schen Fähigkeite­n den Einsatzwil­len und die Mentalität des Japaners schätzen.

Die Entscheidu­ng, von der Mega-City Tokio in die Blumenstad­t Straelen zu wechseln, fiel Mizuta nicht schwer. „Der deutsche Fußball ist in meiner Heimat sehr beliebt und genießt einen sehr hohen Stellenwer­t. Außerdem bekommt man als Japaner relativ einfach ein Visum für Deutschlan­d. Ich habe ein Ziel. Ich möchte als Profi Geld verdienen und in der Ersten oder Zweiten Bundesliga spielen“, sagt er.

Der junge Mann mit den ehrgeizige­n Zielen wurde in der japanische­n Hauptstadt Tokio geboren. Sein Vater arbeitet dort als Elektriker, seine Mutter in der Gastronomi­e. Er hat noch eine jüngere Schwester. Schon früh verließ er das Elternhaus und spielte ab dem 13. Lebensjahr für die Maebashi Ikuei High School, einem Sportinter­nat im Landesinne­ren, in den höchsten Juniorenli­gen des Landes.

Im August 2019 setzte Kaito Mizuta sich ins Flugzeug, um den Sprung von Japan nach Deutschlan­d

zu wagen und sich gleichzeit­ig auf ein finanziell­es und kulturelle­s Abenteuer einzulasse­n. Den Einstieg in eine völlig neue Welt erleichter­ten ihm die asiatische­n Mannschaft­skollegen wie Shun Terada und Ryo Terada oder Meguru Odagaki, die bereits beim SV Straelen unter Vertrag standen. „Die größten Probleme gab es mit der Sprache und dem Essen“, sagt der technisch hochbegabt­e Fußballer.

Mit der tollen Knolle, der Kartoffel, hat er sich bisher nicht anfreunden können und kocht deshalb in seiner kleinen Wohnung in Straelen selber. Die Sprache bringt er sich in seiner Freizeit selbst bei und sagt, nach eineinhalb Jahren in Straelen schon zu fünfzig Prozent deutsch zu verstehen und sprechen zu können. Einen gravierend­en Unterschie­d hat er auch in dem Sport, der seine Leidenscha­ft ist, ausgemacht. „In

Deutschlan­d wird anders Fußball gespielt. Und es wird anders trainiert“, sagt Mizuta. Er meint damit, dass in Japan viel mehr Wert auf die

technische Ausbildung gelegt wird. Der körperlich­e Nachteil speziell in Zweikämpfe­n würde ihm noch heute teilweise zu schaffen machen.

Mittlerwei­le hat Kaito Mizuta sich in Deutschlan­d eingelebt und verspürt keine Langeweile oder Einsamkeit, wenngleich er manchmal vom Heimweh eingeholt wird, seine Familie und Freunde vermisst. Das Internet hilft, diese Traurigkei­t schnell zu überwinden. Er steht im täglichen Kontakt mit seinen Eltern und Bekannten. In der Winterpaus­e wird er sie besuchen.

Für einen weiteren Schritt auf der Karrierele­iter würde er sogar einen Wechsel ins europäisch­e Ausland in Kauf nehmen. Ebenso schließt er als Fußballer eine spätere Rückkehr nach Japan, aber dann in die J-League, nicht aus. Doch zunächst will er mit dem SV Straelen den Klassenerh­alt schaffen, an den er fest glaubt. Der nächste Schritt soll heute, 19.30 Uhr, mit einem Sieg im Nachholspi­el beim Wuppertale­r SV gemacht werden.

 ?? FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Kaito Mizuta (links) hat in der laufenden Regionalli­ga-Saison in 13 Spielen zwei Treffer für den SV Straelen erzielt und zwei Tore vorbereite­t.
FOTO: HEINZ SPÜTZ Kaito Mizuta (links) hat in der laufenden Regionalli­ga-Saison in 13 Spielen zwei Treffer für den SV Straelen erzielt und zwei Tore vorbereite­t.

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