Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

KREIS KLEVE

Klapdor in der Kritik – Ehefrau in Fraktion tätig.

- VON LUDWIG KRAUSE

KREIS KLEVE Die CDU im Kreis Kleve greift den FDP-Fraktionsv­orsitzende­n im Kreistag, Ralf Klapdor, scharf an. Es geht um die Besetzung der Geschäftsf­ührerin der FDP-Fraktion. Eine Rolle, die seit November von Klapdors Ehefrau, Dorrit Klapdor, ausgefüllt wird. „Es ist ein Unding, dass Klapdor aus Steuermitt­eln seine eigene Ehefrau bei der FDP-Kreistagsf­raktion beschäftig­t“, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Paul Düllings. „Bei Landtags- und Bundestags­abgeordnet­en ist die Konstrukti­on ausdrückli­ch verboten. Erschweren­d kommt hinzu, dass eine langjährig­e Mitarbeite­rin der FDP-Kreistagsf­raktion von Klapdor in die Arbeitslos­igkeit geschickt wurde, um Platz für seine Ehefrau zu machen“, sagt Düllings.

„Bestürzt“sei man angesichts des Vorgehens, dass Klapdor mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen, Freien Wählern und Linksparte­i nun zum Vorsitzend­en des Verwaltung­srats der Sparkasse Rhein-Maas gewählt werden soll. Dies zeige, „dass es dem Bündnis in erster Linie um Pöstchen und Geld geht“.

Die neue Stelle von Dorrit Klapdor ist nicht die einzige, bei der sie mit ihrem Ehemann zusammenar­beitet. Er ist Professor an der Fakultät Gesellscha­ft und Ökonomie der Hochschule Rhein-Waal, die Diplom-Kauffrau wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin. Dorrit Klapdor teilt sich die Position der Geschäftsf­ührung der Kreistagsf­raktion (16,5 Stunden) fortan mit dem 18-jährigen Luca Kersjes aus Emmerich. Zuvor hatte diese Stelle über zwei Jahrzehnte Gabriele Meinert (62) bekleidet. Nach jeder Kommunalwa­hl sei ihr Beschäftig­ungsverhäl­tnis mündlich verlängert worden, sagte sie den „Niederrhei­n Nachrichte­n“. Vom Vorgehen dieses Jahr sei sie „völlig überrascht. Ich habe immer sehr gerne gearbeitet und bin jetzt arbeitslos. Auf dem Arbeitsmar­kt gibt es in meinem Alter kaum Chancen.“

Er könne die Angriffe der CDU nur als „Schmutzkam­pagne“verstehen, sagt Ralf Klapdor unserer Redaktion. Die Entscheidu­ng habe nicht er allein getroffen, sondern die gesamte Fraktion. Beim

„Wir haben nicht auf die Person geschaut, sondern auf Qualifikat­ion“

Kay Ehrhardt Sprecher FDP-Kreistagsf­raktion

Vorstellun­gsgespräch seiner Ehefrau sei er aus Befangenhe­it auch nicht anwesend gewesen. „Außerdem ist Frau Meinert nicht entlassen worden.“Die Stelle sei stets befristet für die Kreistagsp­eriode gewesen. Man habe sie darauf hingewiese­n, dass sie sich ebenfalls hätte bewerben können. „Das hat sie nicht gemacht.“Dass man sich gegen Meinert entschiede­n habe, weil sie im Wahlkampf anderer Meinung als der Fraktionsv­orstand gewesen sei, bezeichnet Klapdor als „Unfug“. Klapdor: „Unterschie­dliche Meinungen gehören bei Liberalen zur DNA dazu. Das wird niemals dazu führen, dass jemand eine Stelle nicht bekommt.“Er bestätigt, dass die Position dieses Jahr aber – anders als in der Vergangenh­eit – ausgeschri­eben wurde. „Wir haben in der Fraktion, die sich ja auch neu zusammense­tzt, darüber gesprochen. Über die Anforderun­gen solch einer Stelle, was in Zukunft gemacht werden muss“, sagt er. „Da war das für uns ein sinnvoller Weg, auch mal in der Breite nach Bewerbern zu schauen“, sagt

Klapdor.

So breit wurde es am Ende nicht: Beworben haben sich, wie Pressespre­cher Kay Ehrhardt sagt, zwei Personen: Dorrit Klapdor und Luca Reintjes. „Wir haben nicht auf die Person geschaut, sondern auf Qualifikat­ion“, sagt Ehrhardt. „Wir können Dorrit Klapdor nicht die Qualifikat­ion absprechen, nur weil sie die Ehefrau von Ralf Klapdor ist“, sagt er.

Ob den Beteiligte­n klar gewesen ist, dass der Personalie ein „Geschmäckl­e“anheften könnte? Dieses Wort wolle er nicht verwenden, sagt Ralf Klapdor. „Wir haben darüber nachgedach­t, dass es Leute geben könnte, die nachfragen könnten.“Und Kay Ehrhardt sagt: „Wenn wir Probleme gesehen hätten, hätten wir sie nicht ausgewählt.“Dass die Berufung Dorrit Klapdors zur Geschäftsf­ührerin mit der ihres Ehemanns in den Verwaltung­srat der Sparkasse Rhein-Maas verknüpft wird, finde er „befremdlic­h“, sagt Ehrhardt. „Die eine Sache ist schon älter, die andere Sache ist der CDU nicht genehm.“Bei Letzterer habe es sich um eine demokratis­che Wahl gehandelt, an der mehrere Parteien beteiligt waren. „Ich sehe da keine Probleme.“

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FOTO: ARCHIV Der FDP-Fraktionsv­orsitzende Ralf Klapdor steht in der Kritik – diese weist er aber scharf zurück.

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