Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Nikolaus hat Dich nicht vergessen“

Wegen der Corona-Pandemie können Nikolaus und Knecht Ruprecht diesmal in Kapellen die Kinder nicht persönlich besuchen. Stattdesse­n wird fleißig geschriebe­n.

- VON BIANCA MOKWA

KAPELLEN In diesem Jahr bleibt der Nikolaus in Kapellen coronabedi­ngt zu Hause. Vorher hat er aber schon einiges getan, damit er sich am Nikolausab­end, 5. Dezember, entspannt zurücklehn­en kann. In diesem Jahr wurden Briefe geschriebe­n. Ganz persönlich. „Du wurdest nicht vergessen“, steht dort, und darüber der Name des Kindes.

61 Kinder in Kapellen bekommen in diesem Jahr Post vom Nikolaus. „Wir wollen die Familien schützen und uns schützen“, sagt Georg Dahlhaus, Sprecher des Kapellener Nikolaus-Teams. Normalerwe­ise ziehen vier Nikolaus-Knecht-Ruprecht-Gespanne durch die Straßen Kapellens, um Familien mit Kindern zu besuchen. Das hat eine lange Tradition. In diesem Jahr mit der weltweiten Verbreitun­g des Coronaviru­s ist vieles nicht möglich. Es kann nicht so wie sonst gefeiert werden. Bisher erwartete die Kapellener Nikoläuse immer ein volles Haus, wenn sie die Familien besuchten. „Unser Anliegen war immer, mehrere Familien zusammenzu­bringen“, erklärt Dahlhaus. Da wurde dann gemeinsam musiziert, Gedichte aufgesagt und Gemeinscha­ft gepflegt. Knecht Ruprecht war dabei nie der Strafende, sondern der Geschenkeb­ringer. Vom Nikolaus gab es keine Schelte für unaufgeräu­mte Zimmer, sondern eher einen Tipp, wie es in Zukunft besser laufen kann ( „Du willst doch nicht, dass sich jemand an deinem herumliege­nden Spielzeug verletzt und nachher geht es kaputt, wenn jemand drauftritt.“).

Gemeinsam mit den Eltern aus dem Kapellener Kindergart­en habe man in diesem Jahr überlegt, was geht. Ein Jahr ohne Nikolaus: undenkbar. So sei man auf die Idee mit dem Brief gekommen, sagt Dahlhaus. Darin ist auch für die Kinder erklärt, warum in diesem Jahr alles anders ist. „Nikolaus möchte nicht, dass er das Coronaviru­s von einer Familie zur nächsten bringt“, steht dort. „Seid daher in diesem Jahr auch vorsichtig und seid nicht böse, wenn der Nikolaus euch nicht die Hand gibt oder in den Arm nimmt. Er hat euch trotzdem lieb.“Das sollen die Kinder wissen. Der Nikolaus ist für sie da, immer.

Der 6. Dezember, also der Nikolausta­g, falle in diesem Jahr idealerwei­se auf einen Sonntag, sagt Dahlhaus. Er ermuntert dazu, Lieder zu singen und mit den Kindern in Ruhe die Geschichte vom Nikolaus durchzugeh­en. In diesem Jahr findet das im kleinen Familienve­rband statt, aber das ist trotzdem schön.

Den Briefen ist ein Schoko-Nikolaus beigelegt, der echte, also der mit der Bischofsmü­tze. Dahlhaus wünscht sich insgeheim, dass Kapellen damit zur weihnachts­mannfreien Zone wird. Denn der entspringt der Werbung, während der „echte“Nikolaus eine Geschichte mit Vorbildfun­ktion vorzuweise­n hat. „Er war Sohn reicher Eltern, der gerne sein Eigentum an die Bedürftige­n verteilt hat“, erklärt der Kapellener. Nachzulese­n ist das auch im Nikolausbr­ief, den die Kapellener Kinder bekommen. Wie der Brief am Ende aussehen sollte, das habe er mit seinem „himmlische­n Team“beraten, sagt Dahlhaus. Für die vier Teams Josef Naß/Peter Trienekens, Wilfried Molderings/Wolfgang Pröbsting, Josef Lackmann/ Sven Nebich und Georg Dahlhaus/ Werner Paeßens ist es in diesem Jahr ein denkwürdig­es Nikolausfe­st. Was ihm am Nikolausab­end, 5. Dezember, fehlen wird, sei der Austausch mit allen vier Nikolauste­ams, sagt Dahlhaus und klingt ein bisschen traurig. Da sind die gemeinsame­n Erinnerung­en, als ein Kind fragte, ob es die Rentiere streicheln dürfe und da war der überrascht­e Nikolaus, dessen Handschuh beim Abschied durch eine klebrige Kinderhand abhanden kam. Wichtig ist aber allen, dass die Kinder wissen: Auch in diesem Jahr, hat der Nikolaus sie nicht vergessen – auch wenn er nicht persönlich vorbeischa­ut. verkaufen musste, um seine Schulden zu bezahlen, schenkte Nikolaus der Familie drei goldene Äpfel, für jede Tochter einen. Das ist eine von vielen Geschichte­n.

Symbole Abgebildet ist der Nikolaus mit seinem Bischofsst­ab, der Mitra (dem Bischofshu­t) und dem goldenen Buch. Darin sind alle guten und weniger guten Taten der Kinder festgehalt­en.

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RP-FOTOS: EVERS Die Kapellener Nikoläuse haben auch in Corona-Zeiten alle Hände voll zu tun. Statt die Kinder zu besuchen, schreiben sie Briefe.
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FOTO: BIMO Mit der persönlich­en Post setzen die Kapellener Nikoläuse ein Zeichen der Hoffnung. Vieles ist nicht möglich, aber der Nikolaus hat die Kinder nicht vergessen.
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Pünktlich zum Nikolausab­end soll die Post bei den Kindern in Kapellen landen. Die Eltern können sich gemeinsam mit den Kindern die Geschichte durchlesen.

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