Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Weniger Straftaten durch Lockdown
Häusliche Gewalt, Einbruch, Unfälle: Welche Delikte haben zu-, welche abgenommen? Wie hat sich Polizei-Arbeit mit Corona verändert? Eine Bilanz.
EMMERICH/REES/ISSELBURG (mavi) An den gesetzlich der Polizei übertragenen Aufgaben hat sich zwar nichts geändert, aber zweifelsohne hat die Corona-Pandemie sich auf den polizeilichen Alltag ausgewirkt. Die Bestimmungen mussten sozusagen „in Fleisch und Blut übergehen, ohne die polizeilichen Kernaufgaben zu vernachlässigen“, formuliert es Ingo Schankweiler, Sprecher der Kreis Klever Polizei.
Auf Anfrage haben die Kreispolizeibehörden Kleve und Borken eine Corona-Bilanz vorgelegt, auch wenn die Daten für eine Jahresauswertung noch nicht abschließend ausgewertet wurden.
„Während des ersten Lockdowns war zumindest im Kreis Borken ein erheblicher Rückgang in vielen Bereichen feststellbar – vom Wohnungseinbruch, über die Straßenkriminalität im Allgemeinen, den Fahrraddiebstahl bis zu Verkehrsunfällen“, schildert Frank Rentmeister, Sprecher der Borkener Behörde. Im Kreis Kleve „haben wir in einzelnen Deliktsbereichen, wie z.B. der Einbruchsund Gewaltkriminalität Rückgänge, in bestimmten Bereichen bei den Verkehrsunfällen aber auch eine Zunahme zu verzeichnen“, ergänzt Schankweiler.
Häusliche Gewalt Das Gewaltschutzgesetz habe bewirkt, dass die lange Zeit hinter verschlossenen Türen stattfindende häusliche Gewalt durch eine erhebliche Steigerung beim Anzeigeverhalten der Opfer öffentlich gemacht wurde, so Schankweiler: „Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang hat sich die Zahl auf einem aus Sicht der Polizei inakzeptablen Niveau ähnlich zu Vor-Corona-Zeiten eingependelt.“Insgesamt sei die Dunkelziffer auch noch zu hoch. Während des ersten Lockdowns gingen im Kreis Borken die Fälle „Häuslicher Gewalt“zurück, dies pendelte sich aber im Fortgang des Jahres wieder auf das Niveau des Jahres 2019 ein.
Einbruch „Das ist so“, bestätigt Rentmeister, „die meisten Einbrecher, gerade die, die zur Tageszeit einbrechen, suchen Tatgelegenheiten, bei denen sie nach Möglichkeit nicht auf die Bewohner oder Zeugen treffen“. Genauso sieht es auch die Klever Polizei.
Unfallzahlen „Speziell während des ersten Lockdowns war dies deutlich zu spüren und ließ sich auch an den Unfallzahlen ablesen“, verrät Rentmeister. „Fest steht allerdings schon, dass die Zahl der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang von 17 auf 18 gestiegen ist. Die Zahl der bei den Unfällen getöteten Menschen
sank von 20 auf 18“, so Rentmeister. Weniger Verkehr, ja, aber dies könne auch zu einem höheren Geschwindigkeitsniveau führen, erinnert Schankweiler: „Die Kreispolizeibehörde Kleve hat jedenfalls mehr Verkehrstote zu beklagen als im zurückliegenden Jahr. Dieses gilt auch für die Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern.“Die Jahresbilanzen werden da mehr Aufschluss geben.
Ordnung Die Polizei unterstützt die Ordnungsbehörden bei den Kontrollen zu neuen Bestimmungen. Aber „sie kontrolliert auch bei eigenen Feststellungen“, so Rentmeister. Vom Umfang her sei die Unterstützung im Kreis Borken leistbar, „zumal es keine Großveranstaltungen oder Krawalle gab, wie in anderen Städten des Bundes“, so Rentmeister.
Eine große Herausforderung für die Klever Polizei habe die Bewältigung des AfD-Bundesparteitages in Kalkar sowie der Gegendemonstrationen dargestellt.
Querdenker Aber grundsätzlich hielten sich die Bürger an die Schutzverordnung, auch wenn diese im Einzelnen nicht immer ganz einfach zu lesen sei, erinnert Schankweiler. Die Polizei habem, soweit wie es möglich sei, vermittelt. Etwa mit Handzetteln auf Deutsch und Niederländisch.
„Corona-Leugner waren eher eine Ausnahme, Aktionen der sogenannten Querdenkerszene traten nicht wahrnehmbar in Erscheinung“, berichtet Polizeisprecher Schankweiler.
Soziale Netzwerke Belastend dagegen seien Menschen, die nicht nur in sozialen Netzwerken sondern auch im realen Umgang mit der Polizei vorsichtig ausgedrückt „wenig Verständnis für die politischen Entscheidungen und Kontrollen haben“, so Rentmeister.
Homeoffice Natürlich hat die Polizei auch mehr auf Homeoffice setzen müssen. „Eines ist aber klar“, unterstreicht der Kreis Borkener Polizeisprecher, „für den Großteil der Polizei kann es kein Homeoffice geben – dies gilt für den Streifendienst, den Verkehrsdienst und auch für viele Bereiche der Kriminalpolizei. „Dort, wo Homeoffice keine Option darstellt, hat die Polizei Kleve durch Dienstplanungen, Umschalten von Besprechungen auf Telefonoder Videoformat oder bauliche Veränderungen in den Liegenschaften dafür gesorgt, dass die Verhaltensregeln auch eingehalten werden können“, so der Polizei-Sprecher. Möglich ist darüber hinaus die Online-Anzeigenerstattung bei der Polizei.