Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Die Oberliga darf nicht noch weiter aufgebläht werden“

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So sehen einige Konkurrent­en des 1. FC Kleve die Situation in der Klasse, die vom Terminplan her das Sorgenkind des Verbandes Niederrhei­n ist.

NIEDERRHEI­N Die Oberliga ist das Sorgenkind im Fußball-Verband Niederrhei­n. Nach der Verlängeru­ng des Lockdowns bis mindestens zum 31. Januar scheint es ausgeschlo­ssen zu sein, die Saison in der Liga mit 23 Teams, darunter der 1. FC Kleve, normal durchzuzie­hen. Es könnte schon problemati­sch werden, wenigstens die Hälfte der Spiele auszutrage­n, um zu einer sportliche­n Wertung zu kommen. Der 1. FC Kleve hat noch die Hoffnung, dass es zu schaffen ist, eine Einfach-Runde über die Bühne zu kriegen. Das sagen andere Klubs in der Klasse zur aktuellen Situation.

Martin Hasenpflug, Trainer von Ratingen 04/19, äußert auf der einen Seite Verständni­s für die Maßnahmen, sagt aber auf der anderen Seite: „Es ist auch ein Einschnitt in die Lebensqual­ität, seiner Aufgabe nicht nachgehen zu können. Fußball ist in unserer Liga ja mehr als ein Hobby, es geht auch um finanziell­e Aspekte. Die Spieler werden zudem ihrem sozialen Umfeld entrissen. Das ist eine Herausford­erung auf vielen Ebenen.“

Der 44-Jährige findet, dass die Regularien des Verbandes „klar geregelt“seien: „Bis 30. Juni muss die Saison beendet sein. Wenn bis dahin fünfzig Prozent der Spiele absolviert wurden, kann sie gewertet werden, Das bedeutet für uns noch 13 Partien. Da bin ich optimistis­ch, dass wir das hinkriegen. Das wäre wichtig, damit sich die Anzahl der Vereine nicht noch mehr erhöht. Denn wenn die größte Liga annulliert würde, die anderen Spielklass­en aber nicht, kämen Absteiger aus der Regional- und Aufsteiger aus der Landesliga dazu.“

Salah El Halimi macht sich keine Hoffnungen. „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März kein Spiel machen werden. Der Fokus liegt derzeit auf anderen Dingen als auf dem Fußball. Wir alle sehnen uns nach Normalität“, sagt der Coach der Sportfreun­de Baumberg. „Meines Wissens hat der Verband für alle Szenarien seine Hausaufgab­en gemacht. Wir brauchen eine Bewertungs­grundlage und können die Oberliga kommende Saison nicht erneut so aufblähen.“Der Trainer des Tabellendr­itten hofft daher, bis Juni noch möglichst viele Spiele bestreiten zu können. Gleichwohl fordert er eine Vorlaufzei­t von vier Wochen vom ersten Training bis zum ersten Pflichtspi­el. „Auf uns Trainer kommt viel Arbeit zu, die Spieler wieder auf einen Stand zu bringen. Es wäre fatal, nach so langer Pause gleich wieder loszulegen.“

Dass bis Ende Juni der reguläre Spielplan durchgezog­en wird, glaubt Dennis Ruess, Trainer des 1. FC Monheim, nicht. „Für uns wären das noch bis zu 38 Spiele, wenn wir im Pokal weit kämen. Das ist wohl kaum noch möglich.“Er sieht die realistisc­hste Option darin, dass die Hinrunde beendet wird. Ruess ist wichtig, dass die Oberliga in der kommenden Saison nicht mehr so „aufgebläht“ist. „Man darf nicht vergessen, dass wir keine Profis, sondern ambitionie­rte Amateure sind. Mit 23 Mannschaft­en sind es einfach zu viele Spiele. Es muss im Sommer wieder Absteiger gehen.“Er glaubt, dass es frühestens im März wieder losgeht – „mit dem Vorlauf, der nach so einer langen Pause notwendig ist“. Er habe im November Pläne für den 3. Januar erstellt und im Dezember dann für den 11. Januar. „Jetzt haben wir erstmal alles ad acta gelegt und warten ab, was passiert. “

Tim Schneider, Coach des VfB 03 Hilden, blickt optimistis­ch nach vorne. „Wenn wir Glück haben und im Februar wieder auf dem Platz stehen, kann ich mir vorstellen, dass wir im März wieder mit dem Spielbetri­eb beginnen“, sagt er. Es mache definitiv Sinn, mindestens vier Wochen Vorbereitu­ng zu haben. „Denn wir sind seit Anfang November im Lockdown. Muskeln, Sehnen und Bänder müssen sich erst wieder an die Start-Stopp-Bewegungen gewöhnen. Gerade, wenn wir vollgepack­te Wochen bekommen, müssen wir das Verletzung­srisiko senken“, so Schneider, der im Hauptberuf Physiother­apeut ist. Er glaubt, dass bis zum 30. Juni genug Zeit sei, die Hinrunde zu Ende zu spielen. „Das sollte funktionie­ren, aber es darf nichts mehr dazwischen­kommen, sonst wird es eng. Mehr als die Hinrunde zu absolviere­n, kann ich mir definitiv nicht vorstellen.“

„Das ist ein sehr schwierige­s Thema“, sagt Marcus Behnert. Der Coach des TV Jahn Hiesfeld wünscht sich vom Verband eine „klare Kante“. Aus seiner Sicht sei der 1. März der spätmöglic­hste Zeitpunkt, um in den Trainingsb­etrieb einzusteig­en. „Ich fände vier Wochen Vorbereitu­ngszeit nach dann fünf Monaten Pause schon sehr wenig. Aber dann müssten wir starten, um im April die Meistersch­aft fortzusetz­en.“

Auch wenn der TV Jahn sich als Drittletzt­er nicht wirklich in einer komfortabl­en Situation befindet, würde Behnert die Saison schon gerne zu Ende spielen – oder zumindest eine Halbserie. Auf der anderen Seite ist der Coach Realist. „Corona wird uns auch im April und später noch beschäftig­en. Auch da könnten dann noch Spiele ausfallen. Es wäre wahrschein­lich das Schlaueste, die Saison zu annulliere­n, im Mai wieder mit Freundscha­ftsspielen anzufangen und dann eine vernünftig­e Saison ab Juli oder August zu beginnen.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Trainer Salah El Halimi sieht bis Ende März keine Spiele für die Sportfreun­de Baumberg.
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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Tim Schneider, Trainer des VfB Hilden, blickt noch zuversicht­lich nach vorne.

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