Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Arbeiten am Kalkarer Markt erst ab 2022
Die Planungskosten für den Markt Kalkar fallen etwa 50 Prozent höher aus als vorgesehen. Deshalb wird die Ausführungsplanung neu ausgeschrieben. Der Baubeginn ist deshalb nicht vor Frühjahr 2022 zu erwarten.
KALKAR Die Musterflächen, die die Planer am Rande des Marktplatzes verlegt hatten, um Politik und Verwaltung ein Bild davon zu vermitteln, wie die barrierearmen Wege über den Marktplatz gestaltet werden könnten, haben nicht komplett überzeugt. Schon nach wenigen Tagen rüttelten sich die einzelnen Steine wieder los und hätten im Praxistest auf der Fläche für weitere Stolperanlässe gesorgt. Die Fraktionen waren sich mit der Stadtspitze einig: Die Auswahl der „gespaltenen“, also zurecht geschnittenen Natursteine und vor allem ihre Verlegung muss optimiert werden. Die Folge: Das Projekt wird teurer. „Wir erkennen eine etwa 50-prozentige Steigerung der Planungskosten“, sagt Stadtbaurat Frank Sundermann. Diese Kostenentwicklung habe die Stadt dazu bewogen, zumindest die Ausführungsplanung neu auszuschreiben. „Da kann sich natürlich das Büro Pesch + Partner erneut bewerben, aber eben auch – europaweit – jedes andere Planungsbüro“, so Sundermann.
Was natürlich eine Verzögerung in der Umsetzung der seit Jahren herbeigesehnten Maßnahme zur Folge haben wird. Überhaupt wird sie ja nur möglich, weil Kalkar Mittel aus dem Integrierten Handlungskonzept bekommt. Insgesamt werden durch das Land NRW ingesamt 26 Einzelmaßnahmen mit je 60 Prozent gefördert. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 4,7 Millionen Euro und ist auf fünf Jahre angelegt. Gestartet wurde 2018. Der größte Erwartungsdruck der Bürger lastet auf dem Thema Marktumgestaltung samt zuführender Straßen. Kleinere Einzelmaßnahmen wie die Brücken in der Graben- und Wallzone oder eine Hol- und Bringzone fürs Schulzentrum waren vergleichweise leicht umzusetzen. Der historische Marktplatz mit all seinen Befindlichkeiten ist da eine ganz andere Kategorie.
Das Hauptproblem besteht im Aufeinandertreffen von Denkmalschutz und den heutigen Ansprüchen an die Lebensqualität. Denn der historische Rheinkiesel, der auf dem Marktplatz verlegt ist, macht es Gehbehinderten und Eltern mit Kinderwagen sehr schwer, sich dort zu bewegen. Selbst wer gut zu Fuß ist, fürchtet um sein Schuhwerk. Das Rumpeln von Autos über das unebene Pflaster nervt Anlieger, Radfahrer fürchten Stürze. Der Denkmalschützer hat sich darauf eingelassen, einige Querungen zuzulassen, die zwar ebenfalls aus historisch stimmigem Rheinkiesel bestehen müssen, aber abgeflacht sein dürfen.
In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Marktplatz steht die Altkalkarer Straße, die sehr schmal ist und Fußgänger auf sehr schmalen Gehwegen mit hohen Bordsteinen nur minimal schützt. Für Rollstulfahrer ist sie praktisch nicht nutzbar. Kaum weniger problematisch ist die Hanselaerstraße. Sie verfügt zwar heute schon über Rinnen, die die Fahrbahn vom Bereich für die Passanten trennt, ist aber generell in schlechtem Zustand. Nach der Sanierung soll dort die Verkehrsführung geändert werden: Die Hanselaerstraße wird zur Einbahn, die nur noch auf den Markt zu führt und nicht mehr aus der Stadt raus Richtung Sportgelände.
„Generell wollen wir den Verkehr ein Stück weit aus der Innenstadt heraus halten“, erklärt Frank Sundermann. Weil Kalkars Herz vorrangig der Begegnung der Menschen dienen soll, wird eine Reihe Parkplätze
vom Marktplatz verbannt. Nur noch an der Westseite des Platzes (Richtung Kesselstraße) sollen Fahrzeuge künftig hinter einer Baumreihe abgestellt werden können. Quer statt längs wie bisher – so ergeben sich etwa 20 Stellplätze. Was viele Bürger für zu wenig halten. Die Vorstellung, Autos im Schwanenhorst, in der Grabenstraße oder im Bereich Mühle/Sportplatz abzustellen, sagt ihnen nicht zu. Gerade Ältere, fürchten auch die Wirte des Marktplatzes, könnten den weiten Weg scheuen oder ihn schlicht nicht bewältigen. Während die einen auf eine noch geselligere Stadtmitte hoffen, fürchten die anderen, dass wegen mangelnder Fluktuation noch mehr Geschäfte schließen.
Die grundsätzliche Planung steht inzwischen aber, die Bürgerbeteiligung ist weitgehend erledigt, die Gremien haben hinreichend getagt. „Es wird noch Anliegerversammlungen wegen der Straßenbeiträge geben“, erinnert Sundermann: Wer Häuser an der Straße Markt, an der Altkalkarer und Hanselaerstraße besitzt, wird für die Verbesserung seines Wohnumfelds zahlen müssen.
Bis zum 15. Januar muss die Stadt den endgültigen Antrag auf Städtebauförderung bei der Bezirksregierung eingereicht haben, enthalten ist nun die Überarbeitung der Pflasterung und der querenden Wege, von denen es mehr geben wird als ursprünglich vorgesehen. Die Rinnen in der Altkalkarer Straße werden durchfahrbar sein – Autofahrer, die Tempo 20 einzuhalten haben, müssen also größtmögliche Vorsicht gegenüber Fußgängern und Radfahrern walten lassen. Bis mit der Umsetzung begonnen werden kann, wird noch einige Zeit ins Land gehen. „Die Realisierung rückt wegen Corona und der Plananpassungen einige Monate nach hinten. Stadt nach den Sommerferien 2021 wird es jetzt wohl Frühjahr 2022, bevor wir beginnen können“, erklärt Sundermann.