Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Sieben Tonnen Tannenbäume gesammelt
Die Kolpingjugend und andere Jugendverbände zogen am Samstag durch die Straßen, um ausrangierte Weihnachtsbäume abzuholen. Knapp 500 sammelten sie unter der Führung von Cedrik Pieper ein. Wir waren dabei.
GOCH Das Handy von Cedrik Pieper stand am Samstag kaum eine Minute still. Der 18-Jährige organisierte als Vorsitzender der Gocher Kolpingjugend federführend die diesjährige Tannenbaumaktion. „Das ist für mich, aber auch für uns alle ein anstrengender Tag. Doch es lohnt sich“, sagt Cedrik Pieper. Mit 30 Mitgliedern des katholischen Jugendverbands zog er am Samstagvormittag los, um ausrangierte Nadelbäume in den Gocher Straßen einzusammeln. Mit einem Lkw, acht Pritschen und drei Anhängern zogen sie durch das Stadtgebiet, das sie in neun Bezirke eingeteilt hatten. „Bei der Größe der Stadt gibt es eine Menge zu tun“, sagt Pieper.
Dabei ist in Corona-Zeiten einiges anders als sonst. Cedric Pieper kann aus Erfahrung sprechen, immerhin ist er bereits zum siebten Mal dabei. „Wir bemerken in diesem Jahr vor allem einen großen Unterschied: Viele Haushalte, die sonst überhaupt keinen Baum hatten, haben nun einen an die Straße gestellt. Das liegt wohl daran, dass viele, die sonst wenig zuhause sind, nun gezwungenermaßen in den eigenen vier Wänden sitzen – und es sich schön machen wollen“, sagt er. Das System hinter der Tannenbaumaktion ist seit Jahren bekannt: Die Haushalte legen ihre Bäume auf die Straße oder die Auffahrt. An den Baum hängen sie einen Geldumschlag. Der Inhalt: ein Obolus von mindestens zwei Euro für den guten Zweck, häufig aber spenden die Menschen mehr. Das Geld fließt direkt in die Finanzierung des Ferienlagers der Kolpingjugend. Das findet alljährlich an Pfingsten auf einem Zeltplatz am unteren Niederrhein statt. „Auf die Veranstaltung freuen wir uns schon“, sagt Pieper.
Normalerweise fahren immer gleich mehrere Kinder auf einer
Pritsche mit. Doch das ist in diesem Corona-Jahr ebenfalls nicht möglich, mehr als zwei pro Fahrzeug dürfen es nicht sein. Daher hatte Pieper Fußtruppen eingeteilt, die durch die Viertel liefen und die Bäume bereits in Richtung Straße zogen. Die älteren Jugendlichen wiederum hoben die Bäume dann auf die Ladeflächen ihrer Pritschen. Mit etwa 35 Bäumen waren die Pritschen voll, sie wurden in der Folge zur Sammelstelle an der Benzstraße im Gocher Industriegebiet gebracht. Dort wurden sie auf einen großen Haufen geworfen. Die Freiwilligen gingen hemdsärmelig zur Sache, die Aufgabe war ein sportlicher Akt.
„Diese Aktion ist Tradition. Im vergangenen Jahr war an Veranstaltungen nicht so viel möglich. Daher sind wir froh, dass zumindest das hier geklappt hat. So konnten die jüngeren und älteren Mitglieder mal wieder etwas zusammen machen“, sagt der 21-jährige Daniel Weller, der sich zusammen mit seiner Schwester Johanna (19 Jahre) an der Aktion beteiligte. Ihm zu Folge komme es durchaus vor, dass an Bäumen kein Geldumschlag hängt. Das kann zwei Gründe haben.
„Entweder die Leute haben es einfach vergessen, dann klingeln wir gerne noch einmal an und erinnern daran. Doch es kommt leider auch vor, dass die Briefumschläge am Abend zuvor geklaut wurden“, sagt Daniel Weller.
Auch deshalb hätten viele Haushalte bereits alternative Orte an das Organisationsteam weitergegeben, wo das Geld abzuholen ist – etwa in der Zeitungsrolle oder unter der Fußmatte. All diese Dinge muss Cedrik Pieper im Kopf haben und an seine Kollegen weitergeben. „Das ist ein hoher organisatorischer Aufwand“, sagt der Chef der Kolpingjugend.
Und nicht einmal eine größere Zusammenkunft nach Abschluss der Aktion sei in Zeiten der Pandemie möglich. Dafür aber bewies der Gocher Bäcker Joachim Reffeling ein Herz. Er spendierte Schinken-Käse-Croissants. Der Baumarkt Swertz dachte wiederum an die Gesundheit der Jugendlichen – und sponsorte FFP-2-Masken. Da zahlt sich das Netzwerk aus.