Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Gute Alternativen zu Öl und Gas
Im vergangenen Jahr sind die Kosten fürs Heizen mit Öl und Gas stark gesunken. Doch Experten warnen: Die Preise für fossile Energien werden steigen. Wir haben mit den Stadtwerken Kleve und einem Sanitärbetrieb gesprochen.
KLEVE Diese Meldung der Nachrichtenagentur dpa lässt aufhorchen: Die milden Temperaturen und die gesunkenen Preise für Gas und Öl haben im vergangenen Jahr die Heizkosten für viele Haushalte, so Marktbeobachter, stark sinken lassen. Die Ausgaben der Gaskunden seien 2020 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent geringer ausgefallen, das Heizen mit Öl habe sich sogar um 28 Prozent verbilligt, berichtete das Vergleichsportal Verivox. Noch nie in den vergangenen zehn Jahren sei das Heizen in Deutschland so günstig gewesen. Neben dem geringeren Wärmebedarf hätten die Kunden auch von den drastisch gesunkenen Energiepreisen profitiert. Doch wie nachhaltig ist diese Entwicklung? Sollten
Hausbesitzer und Vermieter die Erneuerung ihrer Öl- oder Gasheizung angesichts der niedrigen Preise im vergangenen Jahr hinausschieben. Und empfiehlt sich beim Neukauf eine Gasheizung?
Claudia Dercks, die Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve, führt das Absinken der Gaspreise im vergangenen Jahr „insbesondere auf die Kombination der warmen Witterung und gefüllter Gasspeicher“zurück. Die weitere Entwicklung der Gaspreise sei zum Einen von der Marktpreisentwicklung an der Energiebörse und zum Anderen von der Entwicklung der Steuern und Abgaben abhängig. Die Entwicklung der Börsenpreise richte sich hierbei insbesondere nach dem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage und könne somit nicht sicher vorhergesagt werden. „Hinsichtlich der
Steuern und Abgaben ist mit einer Steigerung der Kosten – wie für alle fossilen Energieträger – zu rechnen. Die Einführung des CO2-Preises führt für einen durchschnittlichen Haushalt in 2021 zu Mehrkosten beim Gasverbrauch von rund neun Euro pro Monat und wird bis 2025 zu einer Mehrbelastung von rund 20 Euro pro Monat führen“, sagt Dercks. Die Stadtwerke-Chefin hält „eine moderne Gasbrennwertheizung, die über gute Effizienzwerte verfügt und oft ohne größere Umbaumaßnahmen installiert werden kann, auch aufgrund vergleichsweise niedriger Emissionswerte noch immer für eine gute Wahl“.
Ulrich Vervoorts, Inhaber des gleichnamigen Sanitärbetriebs in Kranenburg, rät hingegen dazu, verstärkt auf regenerative Energien zu setzen – vor allem aufgrund von möglichen hohen Fördersummen. „Fast unbemerkt hat die Bundesregierung zum 1. Januar 2021 die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) veröffentlicht. Das ist ein nie dagewesenes Förderprogramm für die Modernisierung älterer Heizsysteme“, sagt Vervoorts. Er empfiehlt bei seinen regelmäßigen Energieberatungen, je nach häuslichen Voraussetzungen, als Heizungsarten folgende Techniken: Pellets, Gas-Solar-Hybrid oder Wärmepumpe. „Wird beispielsweise eine 30 Jahre alte Ölheizung durch eine klimafreundliche Pelletheizung mit Heißwassersolar ersetzt, bekommt man bis zu 27.000 Euro vom Staat dazu. Diese Fördersummen gab es noch nie“, sagt Vervoorts. Die vergleichsweise günstigen Preise für Öl und Gas 2020 seien nur eine Momentaufnahme. „Vor allem durch die höhere Besteuerung, aber auch durch die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie werden die Preise in den kommenden Jahren sukzessive steigen.“