Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kranenburg­s Haushalt grundsolid­e aufgestell­t

- VON PETER JANSSEN

Während andere Kommunen unter Steuerausf­ällen aufgrund der Pandemie ächzen, weist der Kranenburg­er Haushalt 2020 trotz coronabedi­ngter Einnahmeau­sfälle ein Plus von 470.000 Euro aus. Auch im laufenden Jahr sollen keine Schulden gemacht werden.

KRANENBURG Die Gemeinde Kranenburg gibt nur Geld aus, das sie auch hat. Und das seit Jahren. Dass solides Wirtschaft­en sich auszahlt, ist auch am Haushalt des vergangene­n Jahres zu erkennen. So lagen Ende 2019 insgesamt 6,8 Millionen Euro auf dem Sparbuch. Nachdem jetzt das Jahr 2020 abgerechne­t ist, sind es 7,4 Millionen. Nicht viele Kommunen kommen derzeit finanziell so gut durch die Pandemie.

Dabei führte auch in Kranenburg der Lockdown zu Ausfällen im Bereich der Einkommens- und Gewerbeste­uer. Doch wurde dafür an anderer Stelle mehr gespart als Geld eingeplant war. Insbesonde­re bei der Unterhaltu­ng von Gebäuden und baulichen Anlagen wie zum Beispiel die Optimierun­g des Sitzungssa­ales im Rathaus, den Bewirtscha­ftungskost­en der Gebäude, bei Gutachteru­nd Planungsko­sten sowie bei Aufwendung­en für Kultur- und Tourismusv­eranstaltu­ngen.

Gut tat dem Haushalt auch eine unerwartet­e einmalige Gewerbe-Neuanmeldu­ng und mehrere Nachveranl­agungen aufgrund der guten Unternehme­nsabschlüs­se der Jahre 2019/2020, die insgesamt etwa 700.000 Euro einbrachte­n.

Bevor Ferdi Böhmer bei der Kommunalwa­hl Bürgermeis­ter wurde, war er langjährig­er Kämmerer der Gemeinde. Er zeigt sich zufrieden mit der aktuellen finanziell­en Situation. Doch ist es nicht sein Ziel, alles, was irgendwie geht, für schlechter­e Zeiten zurückzule­gen. „Wir dürfen nicht sparen um des Sparens Willen. Mehr als derzeit ist auch kaum drin. Investitio­nen abzuwürgen macht keinen Sinn“, betont er.

Rückblick 2020: „Trotz der Pandemie entwickelt­e sich Kranenburg nicht nur finanziell positiv“, sagt Böhmer. Die noch in der vorigen Wahlperiod­e von Vorgänger Günter Steins angeschobe­nen Projekte wurden zuletzt fertiggest­ellt. Dazu gehört die Versorgung des nahezu kompletten Gemeindege­biets mit Glasfaserl­eitungen. Jahrelang wurde um die Erweiterun­g der Einkaufsar­ena gekämpft. Der für 2020 geplante Spatenstic­h musste wegen der Pandemie

verschoben werden und ist jetzt für April 2021 vorgesehen. Zudem wurde viel Geld in die Grundschul­en investiert und vor allem die digitale Ausstattun­g verbessert.

Haushalt 2021: Der jetzt von der Verwaltung aufgestell­te Haushaltse­ntwurf steht in der Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses am Donnerstag, 11. Februar, zur Beratung auf der Tagesordnu­ng. Eine Woche später, so der Verwaltung­sleiter, soll der Haushalt dann vom Rat verabschie­det werden. Die Politik wird in der Sitzung am 18. Februar ihre Stellungna­hmen zu dem Zahlenwerk abgeben. Ob diese angesichts der dann maßgeblich­en Infektions­lage vorgetrage­n oder lediglich zur Niederschr­ift genommen werden, ist noch nicht geklärt.

Auch im aktuellen Jahr müssen nach dem Entwurf 2021 keine Schulden gemacht werden. Geplant ist, dass etwa 900.000 Euro mehr ausgegeben als eingenomme­n werden. Der Betrag soll durch die Rücklage ausgeglich­en werden.

Fester Bestandtei­l eines jeden Kranenburg­er Haushaltsp­lans ist der Punkt „Entwicklun­g von Wohnbaugeb­ieten“. Es sei eine wesentlich­e

Einnahmequ­elle für die Gemeinde, heißt es in dem Entwurf. Geplant ist, dass 2021 in dem Bereich ein Überschuss von 781.000 Euro erzielt wird – aus dem Grundstück­sverkauf der Baugebiete „Auf dem Poll“und „Hasenpütt“. Eine Fläche, die zu Bauland entwickelt werden soll, liegt am Frasselter Weg. „Uns geht es auch darum, dass die Preise für Grundstück­e nicht durch die Decke knallen, weil auf dem Markt zu wenig angeboten wird“, sagt Böhmer.

Die Flächen gehören nicht der Gemeinde, müssen zunächst angekauft und erschlosse­n werden, so der Verwaltung­sleiter. Dass am Ende für die Gemeinde etwas übrigbleib­t, sei legitim und komme allen zugute. „Man könnte die Grundstück­e auch durch einen Bauträger erschließe­n und verkaufen lassen. Doch davon hat der Bürger überhaupt nichts, da die Preise dann wesentlich höher liegen und der Gewinn nicht beim Bürger ankommt“, betont Böhmer.

Projekte 2021: Mit der Modernisie­rung des Bürgerhaus­es wird begonnen, wenn auch erst Ende des Jahres. Das kulturelle Herz der Gemeinde mit der robusten Inneneinri­chtung hat seit etlichen Jahren seinen Dienst getan und muss nicht allein aus optischen Gründen erneuert werden. Für das Vorhaben stehen etwa 3,4 Millionen Euro im Haushalt. Dabei wird nicht nur das Innere auf den aktuellen Stand gebracht, sondern auch ein Anbau geschaffen. In dem werden der Sanitärber­eich und die Garderobe untergebra­cht. Zudem soll das Touristik- und Infocenter dort einziehen, das derzeit noch im Alten Bahnhof untergebra­cht ist. Auch der Eingang des Museum Katharinen­hof wird durch den Umbau einladende­r präsentier­t.

Zu den größeren Projekten in 2021 gehört die Umgestaltu­ng des Nütterdene­r Dorfplatze­s. Die Entwürfe sind verabschie­det (wir berichtete­n). 200.000 Euro stehen dafür im Haushalt. Begonnen wird mit den Arbeiten in der zweiten Jahreshälf­te. Ebenso sollen vorhandene Rad- und Gehwege erschlosse­n oder saniert werden, so etwa am Elsendeich, Galgenstee­g und Scheffenth­um. Das geschieht im Zusammenha­ng mit der beabsichti­gten Straßensan­ierung.

Wirtschaft­lich will Böhmer die Kommune auch durch die Ausweisung des neuen Gewerbegeb­iets in Nütterden voranbring­en. An der Römerstraß­e gelegen, sollen für das Gelände die planungsre­chtlichen Grundlagen geschaffen werden. Vorgesehen ist, dass sich dort im Jahr 2023 die ersten Unternehme­n ansiedeln können. Die Gemeinde ist bereits durch Mehrheitsb­eschluss des Rates Eigentümer des Grundstück­s.

Nicht auf der aktuellen Liste steht der Bau des Feuerwehrh­auses in Kranenburg. Vor dem Wahlkampf hatten CDU, SPD und FDP den Abriss und einen Neubau gefordert. Die neuen Hallen der Brandbekäm­pfer sollten an anderer Stelle neu errichtet werden. Und das möglichst schnell. Denn aus einem Gutachten geht hervor, dass die Arbeit in dem Bestandsge­bäude gesundheit­sgefährden­d ist. Nach aktuellem Haushaltsp­lan sollen die ersten Gelder für den Neubau 2025 ausgegeben werden.

Personalko­sten 2021: Schon 2020 sank der Personal- und Versorgung­saufwand um etwa 290.000 Euro, da z.B. verschiede­ne Stellen (Bauhof, Tiefbauamt) nicht wie zeitlich vorgesehen besetzt werden konnten. Weiter sinken werden die Ausgaben in dem Bereich gegenüber dem Vorjahr um 70.591 Euro. 4,93 Millionen Euro gibt die Gemeinde für ihr Personal und die Versorgung der ehemaligen Mitarbeite­r aus. Berücksich­tigt sind neben allgemein gültigen tarifvertr­aglichen Veränderun­gen auch die Mehrausgab­en aufgrund der Tariferhöh­ungen aus der Tarifrunde 2020 sowie die voraussich­tliche Angleichun­g der Besoldung der Beamten.

Beabsichti­gt ist die befristete Einstellun­g eines Klimamanag­ers, damit das Thema Klimaschut­z auch breiter in der Öffentlich­keit umgesetzt wird.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Auch um die finanziell­e Aussicht ist es in der Gemeinde Kranenburg derzeit bestens bestellt.

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