Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schule zuhause: „Es läuft ganz gut“
Der durch Corona bedingte Unterricht zuhause stellt für Schüler, Lehrer und Eltern eine besondere Herausforderung dar. Die Grundschulen sind darauf gut vorbereitet – digital oder mit Lernpaketen.
EMMERICH (A.G.) Laureen Schröer hat alles im Griff. Die Neunjährige aus Speelberg sitzt am Küchentisch, hat das Tablet aufgeklappt und das Schulbuch zur Hand genommen. Es ist 11 Uhr, ihre Lehrerin Michaela Wild sitzt auch zu Hause und stellt gerade während einer Videokonferenz ein paar Kopfrechen-Aufgaben: „7 mal 6, 5 mal 4.“Laureen schreibt die Ergebnisse auf ihren Collegeblock. Im Anschluss werden sie im Klassenverband kontrolliert. Laureen ist seit Montag wieder im Homeschooling.
An der Liebfrauen-Grundschule in Speelberg ist man auf die neue Situation gut vorbereitet. Schulleiterin Judith Flegel (43) und ihre 21 Kollegen bieten jetzt über das Programm Microsoft-Teams einen vollen Online-Unterricht an. Laureen und ihre Mitschüler gefällt es: „Ich bin froh, meine Mitschüler wieder zu sehen“, sagt sie. Auch wenn ihr der Unterricht in der Schule mehr Spaß bereiten würde.
Das Programm funktioniert. Laureens Mutter Ute ist zufrieden wie es läuft. Ihre zweite Tochter Maira (10) sitzt ebenfalls am Küchentisch und arbeitet jetzt ihren Wochenplan für das Gymnasium ab. Einen umfassenden Online-Unterricht wie an der Grundschule gibt es hier noch nicht.
Liebfrauen-Schulleiterin Judith Flegel hat von Beginn an Wert auf die modernen Möglichkeiten gelegt. In mühsamer Arbeit haben sie und ihre Kollegen die Vorteile des digitalen Unterrichts erkannt. Jetzt werden alle Schüler der Klassen 1 bis 4 jeden Morgen um 8.30 Uhr begrüßt. Danach gibt es eine Lernzeit zu Hause und um 11 Uhr erfolgt die zweite Sitzung, in der Ergebnisse kontrolliert und Frage gestellt werden können. Papier wurde an die Schüler so gut wie gar nicht ausgeteilt - alles läuft digital und mit Hilfe der Schulbücher. Für die Erstklässler gibt es ein spezielles, pädagogisches Programm.
Judith Flegel erzählt, dass die meisten Schüler dem Unterricht folgen können. Zwar gebe es in jeder Klassen zwei bis drei Schüler, die ab und zu nicht online sind. Aber dies werde dann telefonisch von den Klassenlehrern besprochen. Meist sind es technische Gründe, aber auch mal private. Wer zu Hause nicht unterrichtet werden kann, für den steht eine Notfallbetreuung zur Verfügung. Am Mittwoch wurde diese von 30 Schülern wahrgenommen. Insgesamt gibt es an der Liebfrauenschule 258 Kinder.
Auch die Luitgardis-Grundschule in Elten geht sehr gut vorbereitet in den Lockdown. Schulleiterin Anke Neubauer hat mit ihrem Team einen klaren Ablauf vorgesehen. Die Schüler erhalten sowohl Wochenpläne, die an die Eltern ausgegeben werden, als auch Online-Unterricht, der über die Plattformen Logineo und Moodle angeboten wird. Verpflichtend seien allerdings nur die Ausfertigungen auf Papier, da nicht alle Schüler digital unterrichtet werden können.
Da der Distanzunterricht eine besondere Herausforderung darstellt, ist der Kontakt zu den Eltern wichtig. Regelmäßig tausche man sich via E-Mail aus und auch telefonisch stehe man den Schülern zur Verfügung. „Wir haben bislang kein Chaos, aber das ist auch ein hartes Stück Arbeit. Wir machen alle Überstunden und arbeiten auch am Wochenende“, sagt Schulleiterin Neubauer. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder rasch vernünftig beschult werden.
Gerade die i-Dötzchen benötigen eine helfende Hand. Sie müssen noch die Grundlagen des Schullebens erlernen. In Elten beschäftigen sie sich gerade mit den Buchstaben „S“und „D“, die mit den Unterrichtsmaterialen zu Hause abgearbeitet werden müssen. Im Anschluss werden die Arbeiten von den Lehrern kontrolliert. Sieben Schüler befanden sich am Mittwoch in der Notfallbetreuung. Dort werden Schüler vor Ort beschult.
„Wir befinden uns in einer Übergangszeit. Niemand kann erwarten, dass der Digitalunterricht sofort funktioniert, auch wenn wir hier in Elten gerne über die Grenze schauen. In diesen Punkten sind uns die Niederländer bereits deutlich voraus“, sagt Neubauer. Die nächsten Schritte müssten sein: Schüler mit Endgeräten auszustatten und auch die digitalen Kapazitäten in den Schulen verbessern, sodass die Lehrer vor der Digi-Tafel unterrichten können.
Die Michael-Grundschule in Praest bietet im Moment noch keinen digitalen Unterricht an, da nicht alle Schüler digital versorgt seien und auch keine datenschutzrechtlich unbedenklichen Programme bestehen, so Schulleiterin Andrea Turek. Die Praester Schüler haben ein Lernpaket erhalten, welches sie zu Hause abarbeiten müssen. Über die Plattformen Logineo werden zusätzliche Materialien wie Hörtexte, Musik oder Sportangebote zur Verfügung gestellt. Die schriftlich zu erledigenden Aufgaben werden von den Lehrern in kurzen Abständen kontrolliert. „Es läuft eigentlich ganz gut“, sagt Turek.