Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Haushalt Geldern: Defizit beläuft sich auf knapp drei Millionen Euro

- VON DIRK WEBER

GELDERN 530 Seiten und eine rote Zahl: 2,97 Millionen Euro. So hoch fällt das Defizit im Gelderner Haushalt für 2021 aus. Die Kreditaufn­ahmeermäch­tigung beträgt 40,8 Millionen Euro. Am Dienstag wurde der Haushalt in einer Sondersitz­ung des Haupt-, Sozial- und Finanzauss­chusses im Bürgerforu­m einstimmig verabschie­det. Eigentlich hätte dies der Rat bereits am 16. Dezember tun sollen. Wegen des verschärft­en Lockdowns wurde die Entscheidu­ng aber auf den Ausschuss übertragen. „Mit der Konzentrat­ion auf die Weiterführ­ung der begonnenen Maßnahmen und den in den letzten Wochen eingetrete­nen Verbesseru­ngen auf der Einnahmese­ite ist der Haushalt 2021 solide aufgestell­t und lässt mich für die Stadt Geldern verhalten optimistis­ch in die Zukunft blicken“, sagte Kämmerer Thomas Knorrek auf Nachfrage.

Schon für die geplante Ratssitzun­g hatten sich die Fraktionen darauf verständig­t, auf die sonst üblichen Haushaltsr­eden zu verzichten und sie ausschließ­lich schriftlic­h einzureich­en. Die SPD-Fraktion nutzte die Gelegenhei­t, um dennoch kritisch nach den fünf Millionen Euro zu fragen, die für den Kauf von Flächen im Haushaltsp­lan auftauchen. Nach einem Vorschlag der CDU war der Ansatz von 2,5 auf fünf Millionen Euro erhöht worden. Der Kämmerer begründete dies mit einer besseren Handlungsf­ähigkeit der Verwaltung.

In den Reden, die der Redaktion vorliegen, geht es hauptsächl­ich um die Themen Corona und Schule. Michael Cools: „Trotz derzeitige­r Einschränk­ungen zeigt uns die vorliegend­e Planung, dass das öffentlich­e Leben nicht zu Ende ist. Die Einnahmen und Ausgaben für die Jahre 2021 bis 2024 tragen die Hoffnung, dass das öffentlich­e Leben alsbald wieder zu einer Normalität zurückfind­et“, so der CDU-Fraktionsv­orsitzende. Investitio­nen, die für die Zukunft geplant gewesen seien, würden nun vorgezogen. Als Beispiel nennt er die Digitalisi­erung der Schulen. „Alle geplanten Bauprojekt­e für die Grundschul­en, die Gesamt- und die Realschule werden so umgesetzt, wie wir es beschlosse­n haben.“Allein für diese Bauprojekt­e seien 47 Millionen Euro veranschla­gt. Ziel müsse es sein, meint der FDP-Fraktionsv­orsitzende Alexander Alberts, „zum Jahresende 2021 ein abschließe­ndes finanziell­es und zeitliches Gesamtkonz­ept für alle Kindergärt­en, Grundschul­en und weiterführ­enden Schulen zu beschließe­n, welches nicht mehr in Frage gestellt wird, sondern abgearbeit­et werden kann.“

Die BIG – Bürger in Geldern – äußerte Bauchschme­rzen angesichts des großen Kreditaufn­ahmevolume­ns, „aber der Ausbau und die Reorganisa­tion von Gelderns Schulen sei letztlich die Zukunft unserer Stadt.“Eine Schuldenfr­eiheit werde auch nach der Pandemie wohl ein visionäres Ziel bleiben, meint der Fraktionsv­orsitzende Markus Peukes. Trotzdem sei eine Planung zur langfristi­gen Entschuldu­ng unablässig. „Wir können nicht unendlich Kredite oder Darlehen aufnehmen. Die Zinsen werden nicht ewig dieses niedrige Niveau haben.“

Auch die Grünen mahnen in ihrer Rede zur Vorsicht: „Zwar habe der Kämmerer für das laufende Jahr so etwas wie eine vorläufige Entwarnung formuliert“, schreibt der Fraktionsv­orsitzende Wieland Fischer. Diese basiere aber vor allem auf einmaligen Effekten wie Gewerbeste­uernachzah­lungen, die der Stadt in den Folgejahre­n nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Zudem sei der aktuelle Lockdown nicht mitberechn­et.

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