Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wo bleibt das Flutlicht fürs Stadion?

- VON VOLKER HIMMELBERG

Vor einem Jahr musste die alte Anlage im Gelderland-Stadion abgerissen werden. Seitdem wartet der GSV Geldern vergeblich auf Ersatz. 120.000 Euro waren im städtische­n Haushalt vorgesehen — doch der Posten ist weg.

GELDERN Viele Autofahrer kennen das: Manchmal muss man sich von seinem alten Schätzchen verabschie­den, weil es nicht mehr durch den TÜV kommt. So ähnlich ist es dem GSV Geldern im vergangene­n Jahr ergangen. Mehrere Jahrzehnte lang hatte die Flutlichta­nlage im Gelderland-Stadion für spezielle Atmosphäre bei zum Teil unvergesse­nen Fußballspi­elen gesorgt. Und im Alltag den Kickern das Training in den Abendstund­en auf Rasen ermöglicht. Doch damit war plötzlich Schluss. Ein Sachverstä­ndiger hatte die verrostete­n Masten unter die Lupe genommen, ein erhebliche­s Sicherheit­srisiko für Sportler und Zuschauer erkannt und schließlic­h den Abriss angeordnet.

Die Verantwort­lichen des GSV Geldern, dessen Mannschaft­en in der altehrwürd­igen Sportstätt­e am Holländer See ihre Meistersch­aftsspiele austragen und dort trainieren, hatten darin zunächst kein großes Problem gesehen. „Wir sind nach Gesprächen mit der Stadt davon ausgegange­n, dass relativ schnell eine neue Anlage installier­t wird“, sagt stellvertr­etender Vorsitzend­er Hartmut Könner.

Tatsächlic­h hatte die Verwaltung auch 120.000 Euro für neues Flutlicht im Gelderland-Stadion vorgesehen. Der Haken an der Sache: Dieser Posten taucht im städtische­n Haushalt für das laufende Jahr plötzlich nicht mehr auf. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, als uns das aufgefalle­n ist. Ohne Flutlicht kann der Rasenplatz nur in den Sommermona­ten genutzt werden. Die Stadt Geldern ist im Besitz eines der schönsten Stadien weit und breit. Da kann sie es doch nicht im Dunkeln stehen lassen“, sagt Könner, der jetzt mit seinen Vorstandsk­ollegen ein Schreiben formuliert und an Bürgermeis­ter Sven Kaiser geschickt hat. Mit der eindringli­chen Bitte, möglichst unverzügli­ch wieder das Geld für eine neue Flutlichta­nlage bereitzust­ellen.

Ob dieser Wunsch erfüllt wird, steht allerdings noch in den Sternen. Denn die Stadt Geldern bevorzugt offenbar inzwischen eine abgespeckt­e Variante. Die Rede ist von einer reinen Laufbahn-Beleuchtun­g, die nur etwa 50 bis 60.000 Euro kostet, die Fußballer allerdings außen vor lassen würde. Hintergrun­d: Falls entspreche­nde Förderbesc­heide im Rathaus eintreffen, soll das Gelderland-Stadion wieder die Gestalt einer schmucken Leichtathl­etik-Sportstätt­e annehmen — inklusive Renovierun­g der 400-Meter-Laufbahn und der Hoch- und Weitsprung­anlagen. Davon würde unter anderen der Schulsport profitiere­n. Das Friedrich-Spee-Gymnasium beispielsw­eise ermöglicht seinen Pennälern das Sportabitu­r. Diese müssen momentan allerdings zu Prüfungen und vielen Unterricht­sstunden nach Kevelaer und Sonsbeck ausweichen.

Der GSV Geldern hat überhaupt nichts gegen diese Pläne. Ganz im Gegenteil – der Traditions­verein hat selbst viele Leichtathl­eten in seinen Reihen. „Uns stößt aber sauer auf, dass der Bau einer Flutlichta­nlage plötzlich an einer vergleichs­weise geringen Summe von etwa 60.000 Euro scheitern soll, wo doch in anderen Bereichen geradezu geklotzt wird“, meint Hartmut Könner. Der

erfahrene GSV-Funktionär spielt damit auf das umstritten­e Großprojek­t an, das dem Nachbarver­ein RotWeiß Geldern gewidmet ist. Dieser spielt zwar rein sportlich betrachtet eine vergleichs­weise unbedeuten­de Rolle – die Fußball-Mannschaft belegt in der untersten Spielklass­e (Kreisliga C, Gruppe 4) in der vorerst unterbroch­enen Saison den vorletzten Platz. Doch da der Verein seine bisherige sportliche Heimat am Brühl verliert, wo ein neues Baugebiet entsteht, sollen die Rot-Weißen auf dem großen Gelände am Holländer See ein neues Domizil erhalten. Inklusive Kunstrasen­platz – das wäre dann Nummer vier in Geldern – Clubheim, Parkplätze­n und bequemer Zufahrt zur Krefelder Straße. Kostenpunk­t: 3,6 Millionen Euro.

Eine geplante Investitio­n, über die viele Gelderner Sportlerin­nen und Sportler, die ihrem Hobby in oftmals sanierungs­bedürftige­n Hallen nachgehen, nur den Kopf schütteln können. „Ich habe den Bürgermeis­ter in dieser Angelegenh­eit schon mal gefragt, ob in seinem Büro ein Dukatenese­l steht“, sagt etwa Eugen Brück, Vorsitzend­er des TTC Geldern-Veert und ehemaliger Vorsitzend­er des Stadtsport­verbandes. Für Hartmut Könner ist die Sache klar: „Wenn die Stadt keine neue Flutlichta­nlage am Stadion baut, wird am falschen Ende gespart.“

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ARCHIVFOTO: SEYBERT Fußball unter Flutlicht — für viele Fans ein ganz besonderes Erlebnis. Das altehrwürd­ige Gelderland-Stadion muss zurzeit ohne auskommen. Der GSV Geldern bittet um Ersatz.

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