Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
AKK hatte die Partei nicht im Griff
Die Zeit von Annegret Kramp-Karrenbauer in der CDU ist vorbei. Sie währte nur zwei Jahre – was bleibt, ist die Geschichte einer Enttäuschung auf beiden Seiten. Als sich AKK 2018 in Hamburg mit einer mitreißenden Rede gegen Friedrich Merz und Jens Spahn durchsetzte, war sie strahlende Siegerin. Doch die Freude währte nicht lange. Die Unterstützung ihrer engen politischen Freundin Angela Merkel fiel nicht so aus, wie Kramp-Karrenbauer sich das gewünscht hatte. Das Kanzleramt nahm Patzer übel und stellte klar, dass man sie – trotz aller persönlichen Nähe – machtpolitisch auf Distanz halten werde. Die Parteichefin sah sich der Berliner Härte manchmal fast hilflos gegenüber. Ihr wurde zum Verhängnis, menschlich zu reagieren, ihre frische Art nicht abgelegt zu haben. Es spricht für sie, sich diese Eigenschaft bewahrt zu haben.
Doch die Unruhe in der Partei konnte sie nicht beenden. Sie wurde dem konservativen Flügel nicht gerecht, verprellte jedoch mit dieser Annäherung ihre liberalen Unterstützer. Machtworte sprach sie nicht. Und so musste sie schon beim Parteitag in Leipzig 2019 die Vertrauensfrage stellen. Die Partei folgte ihr ein letztes Mal, murrend. Dann folgte das Thüringen-Debakel mit der Erkenntnis: AKK hat die CDU nicht im Griff. Sie versuchte, die Lage auszusitzen – ein Riesenfehler. Merkel ließ sie wie eine Schülerin aussehen, Armin Laschet ließ die Frage nach ihrer Führungsstärke öffentlich unbeantwortet. Sie trat den Rückzug an.
Eins macht die Entscheidung der CDU-Chefin klar: Die deutsche Politik ist unbarmherzig geworden. Die Volksparteien verbrennen ihr Personal, auch durch harsche öffentliche Kritik und persönliche Angriffe. Kramp-Karrenbauer zog selbst die Reißleine. Dafür gebührt ihr Respekt. Ein vollständiger Rückzug aus der Politik – er käme zu früh.
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