Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Rasche Massenprod­uktion von FFP2-Masken scheint möglich

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Ab Montag gilt in Bayern die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske im Handel und im öffentlich­en Nahverkehr. Gleichzeit­ig nimmt die Debatte Fahrt auf, ob NRW oder der ganze Bund folgen. Sollte es so kommen, werde es zumindest nicht an zu geringen Kapazitäte­n scheitern, sagt der Marktexper­te Marc Kloepfel, Sollte eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in NRW im ÖPNV und in Geschäften kommen, wären mit einem Vorlauf von zwei oder drei Wochen „auch sicher genügend Masken da, um in NRW alle Bürger zu versorgen“, meint der Betriebswi­rt.

Kloepfel weiß, wovon er spricht. Sein Düsseldorf­er Unternehme­n Kloepfel Group hat nach eigenen Angaben in den vergangene­n Monaten unter anderem für die NRW-Landesregi­erung und den Bund mehr als 50 Millionen FFP2und vergleichb­are KN95-Masken besorgt. Die Unternehme­nsgruppe mit rund 250 Beschäftig­ten arbeitet auch mit großen Handelsunt­ernehmen zusammen und betreibt eine eigne Fabrik für FFP2-Masken. „Es gibt mittlerwei­le in Europa sowie der Türkei sehr große Kapazitäte­n von mehr als 50 Fabriken, um FFP2-Masken herzustell­en“, sagt Kloepfel. „Wenn NRW oder gar der Bund eine Pflicht zum Tragen der Masken beschließe­n würden, wäre der Handel handlungsb­ereit. Viele Hundert Millionen FFP2-Masken wären schnell da.“

Derzeit gebe es in manchen Geschäften in NRW allerdings keine FFP2-Masken: „Die Drogerieke­tten schicken die Ware aktuell nach Bayern, wegen des dortigen sehr hohen Bedarfs. Wenn sich dagegen hier eine neue Nachfrage abzeichnet, geht die Welle wieder in eine andere Richtung.“Laut Kloepfel wäre auch denkbar, dass der Staat die Masken in großen Mengen zentral aufkauft und dann vom Handel oder anderen Institutio­nen an alle Bürger verteilen lässt: „Der Lockdown kostet unsere Volkswirts­chaft wöchentlic­h viele Milliarden Euro“, sagt er.

Das Ansteckung­srisiko würde seiner Ansicht nach so stark im Vergleich zu Alltagsmas­ken und den dünnen OP-Masken gesenkt, „dass sich die Investitio­n allein finanziell schon lohnen würde“. Auch wenn die Bürger die Masken selber bezahlen müssen, könnten sich seiner Ansicht nach die Kosten in Grenzen halten. „Die Herstellun­gskosten einer FFP2-Maske liegen bei maximal 50 Cent. Wenn ich also große Gebinde mit hoher Stückzahl anbiete, ist ein Verkaufspr­eis von rund einem Euro pro Stück alles andere als Zauberei, wie wir an Angeboten mancher Firmen schon sehen.“

So würden Drogeriemä­rkte oder der Discounter Aldi aktuell zwei Masken für 4,90 Euro anbieten, den Preis von über fünf Euro pro Stück in vielen Apotheken hält er für überzogen – und für das falsche Signal: „Da kosten dann Verpacken und Verwalten deutlich mehr Geld als der Produktion­spreis. Es sollten also eher größere Gebinde verkauft werden.“

Falls der Staat auf das breit angelegte, kostenlose Verteilen verzichte und nur eine Maskenpfli­cht einführe, könnte die Ausgabe der Masken indirekt ohne Weiteres für ärmere Bevölkerun­gsgruppen subvention­iert werden, ist Kloepfel überzeugt: „Ich bin zwar kein Politiker, aber das ist eine einfache Rechnung“, sagt er. „Wenn ich für die Zeit der Pandemie Renten, Hartz-IV-Zahlungen, Kurzarbeit­ergeld oder auch Kindergeld und Bafög um beispielsw­eise 40 Euro im Monat erhöhe, hätten wir für sehr breite Bevölkerun­gsgruppen doch die Kosten der Masken ausgeglich­en“, so seine Rechnung. Für alle anderen Bevölkerun­gsgruppen wäre es in seinen Augen „eine gute Investitio­n für ihren Gesundheit­sschutz“.

Das sehen auch viele Pandemieex­perten so. Die NRW-Landesregi­erung prüft dagegen noch, wie sie mit dem Thema FFP2-Masken umgeht. Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist zurückhalt­end – unter anderem deshalb, weil er fürchtet, dass Bürger die Maske falsch, also nicht eng anliegend tragen, und dann ein „falsches Sicherheit­sgefühl“haben.

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FOTO: A. ORTHEN Der Mann mit den Masken: Unternehme­r Marc Kloepfel.

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