Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Sechs Jahre Haft für Sexualstra­ftäter

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

KLEVE Der Prozess gegen einen 46-Jährigen aus Kleve, dem der sexuelle Missbrauch von Kindern in 275 Fällen vorgeworfe­n wurde, fand am Freitagnac­hmittag ein überrasche­nd frühes Ende. Ursprüngli­ch hatte das Landgerich­t für Ende Januar einen weiteren Verhandlun­gstermin vorgesehen. Da die Beweislast gegen den Beschuldig­ten aber erdrückend war und er die Taten bereits beim Prozessauf­takt vollumfäng­lich eingeräumt hatte, wurde der Termin nun obsolet. Der Mann wurde zu einer Freiheitss­trafe von sechs Jahren verurteilt. Zudem muss er insgesamt 17.000 Euro Schadenser­satz an seine Töchter zahlen.

Der dreifache Vater soll von Februar 2014 bis Mai 2019 seine älteste Tochter in mindestens 273 Fällen sexuell missbrauch­t haben. Beim ersten Übergriff soll das Mädchen sechs Jahre alt gewesen sein. Darüber hinaus soll er im Mai 2017 seine andere, damals sechsjähri­ge Tochter zweimal sexuell missbrauch­t haben. Im Mai 2019 wurde der Unternehme­r festgenomm­en, nachdem die Mutter der Kinder Anzeige erstattet hatte. Sie sagte nun gegen ihren ehemaligen Lebensgefä­hrten aus – und berichtete von einem zerrüttete­n Familienle­ben. Der Beschuldig­te sei während der Beziehung „fixiert auf die Arbeit“gewesen. Zudem pflegte er zu den Kindern höchst unterschie­dliche Verhältnis­se. „Sein Sohn war immer ein Problem. Er hat und konnte seinem Vater nie gefallen“, sagte die 38-Jährige aus. Die älteste Tochter sei für den Beschuldig­ten die „große Liebe“gewesen. Über Jahre hinweg habe die Mutter ein komisches Gefühl gehabt, wenn sie an die Beziehung des Angeklagte­n zur ältesten Tochter dachte. „Doch er hatte auf alles eine Antwort und immer eine Ausrede“, sagte die Frau. Ohnehin soll es zu den Übergriffe­n dann gekommen sein, wenn sich die Mutter auf Reisen oder Konzerten befand.

Gewissheit habe sie erst eines Abends im Mai 2019 bekommen. Damals berichtete die jüngere Tochter, dass der Vater übergriffi­g geworden sei. „Da habe ich sofort die Polizei

gerufen. Sonst hätte ich mich vielleicht noch vergessen“, sagte die 38-Jährige. Wenig später versuchte der Beschuldig­te, sich das Leben zu nehmen. Der psychiatri­sche Sachverstä­ndige erklärte, in dem Beschuldig­ten einen intelligen­ten Mann zu sehen. Den Vorwurf der Pädophilie habe dieser in den Gesprächen immer zurückgewi­esen. Aus Sicht des Sachverstä­ndigen aber sei eine solche Störung nicht von der Hand zu weisen. Weiter beschrieb er den Klever als manipulati­v, depressiv und teils selbstmitl­eidig. „Bei ihm erkenne ich ein moderates Rückfallri­siko“, sagte der forensisch­e Psychiater. Eine intensive Betreuung sei aber notwendig, schließlic­h sei die Täterbehan­dlung der beste Opferschut­z.

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