Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Essays über Musik von Alex Ross
Sachbuch Alex Ross ist einer der besten Musikkritiker der Welt und vor allem: Er ist einer der besten Schreiber. Vor kurzem erschien seine große Studie zu Richard Wagner. Und nun bringt der Rowohlt-Verlag die Sammlung „Listen To This“mit kleineren Texten heraus, die allesamt in Ross’ Haus-Magazin, dem „New Yorker“, erschienen sind. Er beschreibt die Rezeption von Musik und ihre Wirkung auf den Menschen. Und das Prinzip Ross funktioniert so, dass er zuerst von sich ausgeht, seine Erfahrungen schildert und allmählich ins Allgemeine ausgreift. Das Schöne an diesem Band ist nun, dass sich Ross nicht auf seinen Kernbereich, die klassische Musik, beschränkt. Er schreibt zwar über Bach, Schubert und Debussy. Aber besonders lesenswert sind seine Ausflüge ins Populäre. Von Björk handelt ein Essay, andere von Radiohead und Bob Dylan. Das Hörvergnügen wird umso größer, wenn man Ross gelesen hat. hols
Alex Ross:
Und was der anrichtet im Gemüt von Menschen, die eigentlich von Bühnen ins immer größer werdende Publikum springen möchten, erkennt man an Versen wie „I need a new beginning“und „Will this day never end“.
Die Akkorde zweier Gitarren verschieben sich gegeneinander, die Percussion ist unermüdlich, es gibt harte Tempowechsel, und Charlie
Steen kultiviert einen mitunter ätzenden, dann wieder schmeichelnden Sprechgesang. Das ist Musik, die live gespielt werden müsste, aber das geht ja nicht. Eines der Bilder, die sie für ihre Situation finden, ist das aus „Born In Luton“: Steen erzählt, wie er nach langer Zeit heimkehrt. Er hat keinen Schlüssel dabei, und natürlich sind ausgerechnet jetzt alle Mitbewohner unterwegs. Blöde Sache, tolle Platte. Philipp Holstein