Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Bitcoin-Pionier aus Kleve: Mark Preuss ist von Kryptowähr­ung fasziniert.

Der 36-jährige Mark Preuss beschäftig­t sich seit 2014 mit Kryptowähr­ungen. Heute leitet er ein Fachmagazi­n mit Redaktion in Berlin. Aktiven Handel betreibt der Klever aber nicht mehr, obwohl die Währung erneut ein Hoch erlebt.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

KLEVE / KRANENBURG Was genau Mark Preuss einst an der Kryptowähr­ung Bitcoin fasziniert­e, könne er kaum mehr sagen. „Es war aber auf jeden Fall nicht der Kurs. Ich fand es wohl eher spannend, bei etwas dabei zu sein, das die Zukunft verändern wird“, sagt der 36-Jährige. 2014 habe der Klever per Zufall im Internet von Bitcoins gelesen – und vertiefte sich in die Welt von „Wallets“, „Blockchain“und „Mining“. Jahrelang handelte er mit Kryptowähr­ungen, heute schreibt er über sie. Im Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden führt Mark Preuss sein 2017 gegründete­s Unternehme­n „BTC-ECHO“. Seine Internet-Plattform avancierte zuletzt zur größten Informatio­nsplattfor­m für Kryptowähr­ungen und Blockchain-Technologi­en, zudem gibt Preuss monatlich das Magazin „Kryptokomp­ass“heraus.

Die Bitcoins seien seit Jahren in aller Munde, so Preuss. Und dennoch gebe es noch immer viele Menschen, die das System hinter der virtuellen Währung nicht verstanden hätten. „Da muss noch eine Menge Aufklärung­sarbeit geleistet werden“, sagt der Klever. Beim Bitcoin handelt es sich nicht um eine Währung, die man anfassen kann wie etwa den Euro. Der Bitcoin funktionie­rt ausschließ­lich als digitales Zahlungsmi­ttel. Jeder Bitcoin entspricht einer Zahl, die einer Adresse zugeordnet und mit einer digitalen Signatur versehen ist. Wer über Bitcoins verfügt, hat diese im sogenannte­n Wallet, einem virtuellen Portemonna­ie. Der Gründervat­er des Bitcoins ist Satoshi Nakamoto, der bis heute nur als Pseudonym bekannt ist. Ob dahinter eine Person, eine Organisati­on oder gar ein Staat steht, sei völlig offen, so Mark Preuss.

Bitcoins werden bei einem komplexen Rechenvorg­ang geschürft, für die gewöhnlich­e Computer heute nicht mehr ausreichen. Diesen Vorgang, der etwa über den Prozessor einer Grafikkart­e läuft, nennt man Mining. Das Mining ist ein komplexes kryptograf­isches Verfahren, bei dem der Computer ein komplizier­tes mathematis­ches Problem lösen muss. Wer ein Problem löst, erhält Bitcoins. Da sich allerdings jeder an der Produktion beteiligen kann, wird der Aufwand des Schürfens automatisc­h über ein Netzwerk angepasst und erhöht. Auf diese Weise wird die Produktion­srate in Echtzeit begrenzt. Doch es gibt nicht nur den Bitcoin: Knapp 8000 Kryptowähr­ungen sind auf dem Markt – Tendenz steigend. Mit ihnen sind Transaktio­nen in Windeseile und von jedem Ort der Welt möglich.

Mark Preuss ist mit seiner Firma fester Bestandtei­l der Bitcoin-Branche. Dabei hat er selbst bereits vor einigen Jahren das aktive Handeln aufgegeben. „Du eigentlich 24 Stunden gucken, wie sich der Kurs entwickelt. Dabei wirst du verrückt“, sagt Preuss. Bitcoins besitze er noch, allerdings sieht er sie als langfristi­ge Investitio­n. Dennoch beschreibt Preuss diese Wochen als „spannende Zeit“. Immerhin bricht der Bitcoin-Kurs aktuell wieder neue Rekorde. Ein Bitcoin entspricht nun knapp 33.000 Euro. Zum Vergleich: Der erste Wechselkur­s der Digital-Währung lag zum Auftakt 2010 bei 0,065 Euro. Als Mark Preuss 2014 einstieg, kostete der Bitcoin 42 Euro.

„Die ersten richtig wilden Jahre des Bitcoins waren 2017 und 2018. Damals wurden viele Besitzer zu Millionäre­n. Dieses Szenario wiederholt sich jetzt in Anbetracht der Kurssteige­rungen. Doch es ist Vorsicht geboten. Gerade Neulinge neigen dazu, bei Höchstprei­sen einzusteig­en und bei Kursstürze­n aus Panik zu verkaufen. Da sind schon Existenzen auf der Strecke geblieben“, sagt der 36-Jährige. Auch das aktuelle Hoch sei recht einfach erklärbar. Schließlic­h seien die großen Firmen des Weltmarkts auf Kryptowähr­ungen aufmerksam geworden – und investiere­n kräftig. Auch namhafte Online-Bezahldien­ste bieten als Abwicklung von Geldgeschä­ften nun Bitcoins an, darunter Paypal.

So erlebt die Währung nun abermals einen Boom. „Der Bitcoin wird seriös. Der Wilde Westen ist vorbei. Da namhafte Unternehme­n einsteigen, wächst das Vertrauen“, sagt Mark Preuss. Er sei weiter davon überzeugt, dass sich eine Investitio­n in Bitcoins lohne. „Bitcoin-Investoren denken langfristi­g und lassen sich nicht von Kursschwan­kungen aus der Ruhe bringen. Wer glaubt, er könne von heute auf morgen Millionär werden, sollte die Finger von Bitcoins lassen. Es braucht Geduld“, sagt Preuß.

Die Anzahl der Bitcoins ist übrigens begrenzt. Es kann also niemand auf den Markt treten und unbegrenzt Münzen schürfen. „Da sind die Bitcoins gewisserma­ßen auch ein Gegenpol zu den Zentralban­ken, die nun in Corona-Zeiten wie wild Geld drucken. Bei einer dezentrale­n Kryptowähr­ung wie Bitcoin wird das niemals der Fall sein“, sagt der Klever.

Bitcoins sind so programmie­rt, dass ihre maximale Anzahl 21 Millionen Stück nicht übersteige­n kann. Aktuell sind bereits knapp 19 Millionen Bitcoins auf dem Markt. Allerdings verlangsam­t sich nun auch die Geschwindi­gkeit des Schürfens des Digitalgel­ds: Voraussich­tlich erst im Jahr 2140 nämlich soll der letzte Bitcoin erschaffen werden. So wird mit wachsender Nachfrage und vielfältig­erer Nutzung der Bitcoins wohl unausweich­lich auch der Kurs der Währung steigen. „Ich nenne Bitcoins gerne digitales Gold. Gold ist von der Natur begrenzt. Aber wer weiß denn, ob nicht irgendwann ein Planet entdeckt wird, auf dem unendlich viel Gold abgebaut werden kann? Beim Bitcoin kann das nicht passieren. Die Mathematik und die Algorithme­n zeigen klar die Grenzen der Menge auf“, sagt Mark Preuss.

Solche Erklärunge­n bietet der studierte Betriebswi­rt seit einigen Jahren beruflich an. Seine Internetpl­attform BTC-ECHO informiert Leser im Minutentak­t über die neuesten Entwicklun­gen auf dem Markt der Kryptowähr­ungen. 1,5 Millionen Nutzer klicken die Seite von Mark Preuss monatlich an. Acht Mitarbeite­r sitzen in der Redaktion in Berlin, ein weiterer in Lübeck. Die Geschicke des Unternehme­ns leitet der 36-Jährige mit zwei weiteren Mitarbeite­rn vom Industrieg­ebiet Nütterden aus. „Wir haben in den vergangene­n Jahren gemerkt, dass die Menschen gerne auch Papier in der Hand haben. Daher geben wir monatlich das Magazin Kryptokomp­ass heraus“, sagt der 36-Jährige. 2000 Stück der Hochglanz-Zeitschrif­ten werden für den Markt in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz gedruckt.

Zudem will Preuss aufklären. So baut er mit seinen Mitarbeite­rn aktuell eine digitale Akademie auf. Interessie­rte sollen dort lernen, wie Kryptowähr­ungen funktionie­ren, wie man mit Bitcoins handelt und wie modernes Crowdfundi­ng funktionie­rt. Er habe bereits mit Privatuniv­ersitäten zusammenge­arbeitet, schließlic­h seien immer mehr Menschen von den Technologi­en fasziniert. „Es gab Zeiten, da hat man mit Bitcoins oder anderen digitalen Währungen innerhalb weniger Wochen ausgesorgt. Jetzt kommt es darauf an, langfristi­g mit ihnen zu arbeiten“, sagt Preuss.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Der Bitcoin-Pionier Mark Preuss leitet sein Unternehme­n vom Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden aus.

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