Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Laschet muss jetzt die Flügel der Partei zusammenfü­hren“

- VON PETER JANSSEN

KLEVE Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet ist neuer CDU-Chef und somit Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Der 59-Jährige setzte sich am Samstag auf dem digitalen Parteitag in einer Stichwahl gegen Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz durch. Aus dem Kreis Kleve nahmen sechs Delegierte an der Abstimmung teil.

Der Gocher Stefan Rouenhoff (MdB) sagte nach der Entscheidu­ng: „Ich bin froh, dass es keine 180-Grad-Abkehr von dem Kurs von Merkel gibt. Denn wir haben in den vergangene­n Jahren gesehen, dass die Kanzlerin das Land durch große Krisen gesteuert hat.“Für wen sich der 42-Jährige entschiede­n hat, wollte er öffentlich nicht sagen. Laschet sei ein Ministerpr­äsident, der aus seiner Sicht seine Arbeit gut gemacht habe. „In einer Krise wie der Corona-Pandemie kann man nicht alles richtig machen. Das ist eine ganz besondere Situation“, erklärt der Gocher. Für Rouenhoff ist mit der Wahl keineswegs die Frage der Kanzlerkan­didatur geklärt.

Armin Laschet müsse jetzt die verschiede­nen Flügel der Partei zusammenfü­hren. „Etwas über 50 Prozent an Zustimmung ist nicht die Breite der Partei. Er muss beweisen, dass er integriere­n kann. Genau wie er es selbst gesagt hat. Polarisier­en ist einfach, aber Zusammenha­lten ist schwer“, betont der Gocher. Nach seiner Niederlage wurde Norbert Röttgen ins CDU-Präsidium gewählt und hatte Laschet seine Unterstütz­ung angeboten. „Norbert Röttgen hat eine tolle Kampagne gemacht und unter Beweis gestellt, dass er ein Teamplayer ist“, lobte der Bundestags­abgeordnet­e den Rheinlände­r.

Die Frage, ob aus seiner Sicht der Richtige gewonnen habe, beantworte­te der CDU-Kreisvorsi­tzende und Landtagsab­geordnete Günther Bergmann (55) so: „Darum geht es ja im Prinzip nicht. Es geht darum, dass wir jetzt einen Vorsitzend­en haben, der die Mehrheit der Leute hinter sich gebracht hat.“Aus seiner Sicht habe Armin Laschet die beste Rede gehalten, die dann schließlic­h die Wahl entschiede­n habe. In seiner Ansprache sei deutlich geworden, dass der NRW-Ministerpr­äsident für den Parteivors­itz kandidiere und nicht für die Kanzlersch­aft. Die anderen hätten deutlich mehr in Richtung Kanzlerkan­didatur gesprochen.

Der 55-Jährige erklärte, dass er im Vorfeld eine Präferenz hatte. „Man muss klar festhalten, dass ein Ministerpr­äsident, der ein Land drehen kann, der regieren kann, der das Handwerksz­eug mitbringt – den schwächt eine Delegierte­nmannschaf­t nicht“, betont der Kalkarer.

Das Landtagsmi­tglied weiß, was er an dem Ministerpr­äsidenten hat: „Er kommt von der Grenze und hat dementspre­chend die Sensibilit­ät für die Themenbere­iche, die uns betreffen. Wie etwa bei der Zusammenar­beit mit den niederländ­ischen Behörden, was das Rettungswe­sen oder die Polizei betrifft. Da hat er stets mit Mark Rutte direkt drüber gesprochen.“

Was die Situation im Hinblick auf die Corona-Pandemie betrifft, so erklärt Bergmann: „Armin Laschet ist bei dem Thema Einschränk­ung von Grundrecht­en immer ganz vorsichtig. Wenn es zu bestimmten Zeitpunkte­n möglich war, hat er Lockerunge­n durchgeset­zt. Man kann ein Land nicht die ganze Zeit einsperren.“Doch gibt es auch Entscheidu­ngen, mit denen sich Bergmann schwer tut, etwa was den Bereich der Gastronomi­e betrifft.

Landrätin Silke Gorißen (48) erklärt, dass Armin Laschet eine hervorrage­nde Rede gehalten habe. „Ich kenne ihn jetzt schon länger. Unter anderem, weil er mich auch im Wahlkampf unterstütz­t hat.“Froh ist sie, dass nun endlich Klarheit herrscht, wer Annegret Kramp-Karrenbaue­r folgt. Für die Chefin des Kreishause­s stand im Vorfeld fest, wem sie ihre Stimme gibt. „Für mich waren die Reden nicht mehr ausschlagg­ebend. Ich hatte meine Entscheidu­ng bereits vorher gefasst“, sagt Gorißen. Was die beiden Mitbewerbe­r betrifft, so freute sich die 48-Jährige über die Reaktion von Norbert Röttgen. „Zu Herrn Merz äußere ich mich nicht. Und damit ist wohl alles gesagt“, erklärt Silke Gorißen.

Die Kreisdeleg­ierten hatten sich darauf verständig­t, sich auch nach der Wahl nicht über ihre Entscheidu­ng zu äußern. Dass sie Armin Laschet zumindest nicht vollends kritisch gegenübers­tehen, dürften ihre Reaktionen zeigen.

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