Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Laschet muss jetzt die Flügel der Partei zusammenführen“
KLEVE Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet ist neuer CDU-Chef und somit Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer. Der 59-Jährige setzte sich am Samstag auf dem digitalen Parteitag in einer Stichwahl gegen Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz durch. Aus dem Kreis Kleve nahmen sechs Delegierte an der Abstimmung teil.
Der Gocher Stefan Rouenhoff (MdB) sagte nach der Entscheidung: „Ich bin froh, dass es keine 180-Grad-Abkehr von dem Kurs von Merkel gibt. Denn wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass die Kanzlerin das Land durch große Krisen gesteuert hat.“Für wen sich der 42-Jährige entschieden hat, wollte er öffentlich nicht sagen. Laschet sei ein Ministerpräsident, der aus seiner Sicht seine Arbeit gut gemacht habe. „In einer Krise wie der Corona-Pandemie kann man nicht alles richtig machen. Das ist eine ganz besondere Situation“, erklärt der Gocher. Für Rouenhoff ist mit der Wahl keineswegs die Frage der Kanzlerkandidatur geklärt.
Armin Laschet müsse jetzt die verschiedenen Flügel der Partei zusammenführen. „Etwas über 50 Prozent an Zustimmung ist nicht die Breite der Partei. Er muss beweisen, dass er integrieren kann. Genau wie er es selbst gesagt hat. Polarisieren ist einfach, aber Zusammenhalten ist schwer“, betont der Gocher. Nach seiner Niederlage wurde Norbert Röttgen ins CDU-Präsidium gewählt und hatte Laschet seine Unterstützung angeboten. „Norbert Röttgen hat eine tolle Kampagne gemacht und unter Beweis gestellt, dass er ein Teamplayer ist“, lobte der Bundestagsabgeordnete den Rheinländer.
Die Frage, ob aus seiner Sicht der Richtige gewonnen habe, beantwortete der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Günther Bergmann (55) so: „Darum geht es ja im Prinzip nicht. Es geht darum, dass wir jetzt einen Vorsitzenden haben, der die Mehrheit der Leute hinter sich gebracht hat.“Aus seiner Sicht habe Armin Laschet die beste Rede gehalten, die dann schließlich die Wahl entschieden habe. In seiner Ansprache sei deutlich geworden, dass der NRW-Ministerpräsident für den Parteivorsitz kandidiere und nicht für die Kanzlerschaft. Die anderen hätten deutlich mehr in Richtung Kanzlerkandidatur gesprochen.
Der 55-Jährige erklärte, dass er im Vorfeld eine Präferenz hatte. „Man muss klar festhalten, dass ein Ministerpräsident, der ein Land drehen kann, der regieren kann, der das Handwerkszeug mitbringt – den schwächt eine Delegiertenmannschaft nicht“, betont der Kalkarer.
Das Landtagsmitglied weiß, was er an dem Ministerpräsidenten hat: „Er kommt von der Grenze und hat dementsprechend die Sensibilität für die Themenbereiche, die uns betreffen. Wie etwa bei der Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden, was das Rettungswesen oder die Polizei betrifft. Da hat er stets mit Mark Rutte direkt drüber gesprochen.“
Was die Situation im Hinblick auf die Corona-Pandemie betrifft, so erklärt Bergmann: „Armin Laschet ist bei dem Thema Einschränkung von Grundrechten immer ganz vorsichtig. Wenn es zu bestimmten Zeitpunkten möglich war, hat er Lockerungen durchgesetzt. Man kann ein Land nicht die ganze Zeit einsperren.“Doch gibt es auch Entscheidungen, mit denen sich Bergmann schwer tut, etwa was den Bereich der Gastronomie betrifft.
Landrätin Silke Gorißen (48) erklärt, dass Armin Laschet eine hervorragende Rede gehalten habe. „Ich kenne ihn jetzt schon länger. Unter anderem, weil er mich auch im Wahlkampf unterstützt hat.“Froh ist sie, dass nun endlich Klarheit herrscht, wer Annegret Kramp-Karrenbauer folgt. Für die Chefin des Kreishauses stand im Vorfeld fest, wem sie ihre Stimme gibt. „Für mich waren die Reden nicht mehr ausschlaggebend. Ich hatte meine Entscheidung bereits vorher gefasst“, sagt Gorißen. Was die beiden Mitbewerber betrifft, so freute sich die 48-Jährige über die Reaktion von Norbert Röttgen. „Zu Herrn Merz äußere ich mich nicht. Und damit ist wohl alles gesagt“, erklärt Silke Gorißen.
Die Kreisdelegierten hatten sich darauf verständigt, sich auch nach der Wahl nicht über ihre Entscheidung zu äußern. Dass sie Armin Laschet zumindest nicht vollends kritisch gegenüberstehen, dürften ihre Reaktionen zeigen.