Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zwei Schwestern, schwarz und grün

Alexandra und Katharina Schacky sind neuerdings Ratsmitgli­eder in Kalkar – für die CDU und die Grünen. Die beiden Schwestern haben viele ähnliche Ziele, aber unterschie­dliche politische Vorstellun­gen.

- VON ANJA SETTNIK

KALKAR Die eine wird von Willibald Kunisch gecoacht, die andere berät sich mit Ansgar Boßmann oder Elli van Gemmeren. Alexandra und Katharina Schacky sind beide neu in der Kalkarer Politik und stehen sich als Schwestern sehr nahe. Obwohl sie miteinande­r aufgewachs­en sind, haben sie teils unterschie­dliche Perspektiv­en entwickelt. Für die Ältere, Alexandra, führte das Nachdenken über die Welt im allgemeine­n und Kalkar im Besonderen in die CDU, Katharina fühlt sich bei den Grünen wohl. Beide sprachen jetzt mit der Rheinische­n Post darüber, was sie zur Kommunalpo­litik brachte.

Schacky ist ein Name, den man in Kalkar kennt. Vor allem wohl wegen Luise Schacky, die an der Bahnhofstr­aße das „Traberstüb­chen“betreibt. Ein Imbissloka­l, in dem die beiden Töchter praktisch aufwuchsen. Weder mit der Mutter, noch mit dem Vater Hermann Schacky, der im vergangene­n Jahr nach schwerer Krankheit starb, sei viel über Politik geredet worden. Eher waren Thema die Pferde, die dem Imbiss seinen Namen gaben, oder Geschichte­n aus dem Hospital, die der Vater, in der Krankenhau­sverwaltun­g beschäftig­t, mit nach Hause brachte. „Nur wenn wir Besuch aus dem Ruhrgebiet hatten, dann ging’s schon mal hoch her. Dann prallten die Duisburger, die der SPD nahe standen, auf unsere konservati­ven Ansichten“, erinnert sich Alexandra Schacky schmunzeln­d.

Während die 40-Jährige nach dem Abitur Rechtswiss­enschaften in Bielefeld studierte und heute als Juristin beim Kreis beschäftig­t ist, ist die „kleine“Schwester (37) ziemlich viel herum gekommen: Katharina studierte in den Niederland­en, lebte eine Weile in den USA, später in Köln, das zur zweiten Heimat wurde. „Als mir meine Eltern anboten, ihr Haus zu übernehmen, wurde ich mir mit meinem Mann schnell einig, dass wir so leben wollten: in Kalkar, im Grünen, mit Kindern.“Übrigens haben beide Schwestern-Ehemänner den Nachnamen ihrer Frau angenommen.

Katharina machte sich mit einer Event-Agentur selbststän­dig, die derzeit wegen der kleinen Kinder ruht (was im Corona-Jahr vermutlich vorteilhaf­t ist). „Seit ich zurück zu Hause bin, finde ich hier alles toll und staune immer wieder, worüber die Leute alles meckern. Das ist doch eine Heimat, die man wirklich lieben kann – unser wunderbare­r Marktplatz, Menschen, die einem nahe stehen, viele Freizeitmö­glichkeite­n. Ich hatte das Bedürfnis, mich für diese Stadt und ihre Menschen zu engagieren.“

Erste Schritte in die Öffentlich­keit machte die junge Frau als Mitglied der Werbegemei­nschaft Kalkar aktiv. „Als ich Han Groot Obbink kennenlern­te, war ich so beeindruck­t von seinem Einfallsre­ichtum und seiner mitreißend­en Art. Von ihm lernte ich, was Engagement für eine Stadt bewirken kann.“Als dann Kalkars Ur-Grüner auf der Suche nach Nachwuchsp­olitikern anklopfte, war der Weg in die Politik nicht mehr weit. „Zumal mich viele grüne Themen ansprachen. Das Bunte und Internatio­nale vor allem“, sagt Katharina Schacky. Drei Kinder hat sie übrigens und will natürlich vor allem für sie helfen, Kalkar so lebenswert wie möglich zu gestalten.

Ihre Schwester Alexandra verspürte ebenfalls das Bedürfnis, die Stadt, mit der sie verwurzelt ist, mit zu entwickeln. Ihre zwei Kinder bringen sie natürlich mit Themen wie Kindergart­en und Schule in Berührung, die meisten politische­n Übereinsti­mmungen fand sie bei der CDU. „Aber ganz ehrlich: Bei den Sitzungen achte ich gar nicht darauf, wer für welche Partei spricht. Wichtig ist doch, dass die Ratsmitgli­eder für eine gemeinsame Sache arbeiten. Ich wünsche mir übrigens, dass die Frauen Union in Kalkar wieder aktiver wird. Mal sehen.“

Frauen in der Politik, das ist kein ganz einfaches Thema, finden beide. „Ich zeig’ im Ausschuss nicht nur auf, damit es im Protokoll steht“, versichert Katharina, und auch ihre Schwester will lieber an konkreten Themen als an ihrem Image arbeiten. Wenn es um die Verkehrspo­litik in ihrer Stadt geht, kommen die beiden schon mal ins Diskutiere­n. „Die Grüne“findet es richtig, mehr an Fußgänger und Radfahrer zu denken, Alexandra hat die Befürchtun­g, dass die deutlich reduzierte­n Parkmöglic­hkeiten den Geschäften noch zusätzlich­e Probleme bereiten. „Es sind auch nicht nur ältere Leute, die gerne im Zentrum parken. Wenn ich nur schnell zu Michelbrin­k muss, um ein Buch abzuholen, will ich dafür nicht vom Schwanenho­rst aus laufen.“

Ganz essentiell finden beide Frauen die Themen Familie und Wohnen. Den Bau von Mehrfamili­enhäusern und Wohnformen für alt und jung halten beide für richtig. Wo immer möglich, solle die Stadt mit Investoren zusammenar­beiten, die zukunftsge­richtete Projekte planen. Einen Wochenmark­t wünschen sich beide und gute Konzepte für die Ortschafte­n – das Griether Hanselädch­en sei da ein Paradebeis­piel. Nachdem die weiterführ­enden Schulen endlich zeitgemäß ausgebaut seien, müssten nun dringend die Grundschul­en in den Dörfern folgen. Gerne sähen die Nachwuchs-Politikeri­nnen neben guten Spielplätz­en für die Kleinen auch mehr Angebote für Jugendlich­e, eine Art Kulturhaus vielleicht statt der nicht mehr angesagten Jugendhäus­er oder der kaum mehr nutzbaren Begegnungs­stätte in Altkalkar. Aber alles das hat mit Geld zu tun, wissen beide und ahnen, dass diese Realität manchen Elan schon gebremst hat. Hoffentlic­h kommt es bei ihnen nicht dazu.

 ?? RP-FOTO: MVO ?? Die Schwestern Alexandra (links) und Katharina Schacky wollen an der Entwicklun­g ihrer Heimatstad­t teilhaben. Auch wenn sie sich politisch nicht immer einig sind – privat umso mehr.
RP-FOTO: MVO Die Schwestern Alexandra (links) und Katharina Schacky wollen an der Entwicklun­g ihrer Heimatstad­t teilhaben. Auch wenn sie sich politisch nicht immer einig sind – privat umso mehr.

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