Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
WINNEKENDONK Könnerin unter Industriemechanikern.
Hannah Rankers aus Winnekendonk behauptet sich ausgezeichnet in einem noch typischen Männerberuf. Die Kammerbeste lernt bei der Firma Lemken in Alpen
WINNEKENDONK Industriemechaniker – kurz: „IMs“- können Metall feilen, bohren und drehen, sie montieren und reparieren Maschinen oder überwachen Produktionsanlagen. Hannah Rankers aus Winnekendonk hat diesen Beruf bei der Firma Lemken in Alpen erlernt und als Kammerbeste abgeschlossen.
Dass der Männeranteil unter den Industriemechanikern fast 95 Prozent beträgt, stört die 21-Jährige gar nicht. Sie sieht das ganz locker: „Frauen können das auf jeden Fall auch, warum denn nicht?“Da sie ihre Ausbildung vor zwei Jahren sofort als duale Studentin begann, ist sie jetzt im fünften Semester Maschinenbau an der Hochschule Niederrhein in Krefeld und wird in etwa eineinhalb Jahren mit dem „Bachelor of Engineering“abschließen.
Bevor sie sich für den Beruf entschied, machte sie ein Praktikum zur Orientierung – ebenfalls bei Lemken. Dies gefiel ihr so gut, dass sie dann schließlich dort als Azubi begann. Sie erinnert sich an viele Einzelheiten der ersten Wochen: „Am Anfang stand die gründliche Sicherheitsunterweisung auf dem Plan. Es gab Kennenlern-Tage für das Teambuilding und natürlich Führungen durch den gesamten Betrieb.“Dann ging es ans Feilen, Fräsen und Bohren. Die ersten eigenen Werkstücke sind für jeden Industriemechaniker auch Erinnerungsstücke, die man zu Hause aufbewahrt. Hannah Rankers nutzt so heute noch das selbstgebaute Stövchen für die Teekanne und den Bleistifthalter.
In ihrem Ausbildungsjahrgang war sie die einzige Frau, eine weitere Kollegin ist in einem anderen Lehrjahr. Mit den männlichen Kollegen sei sie immer sehr gut klargekommen. Wenn mal etwas Schweres zu tragen war, habe man ihr entweder „elegant“geholfen oder sofort respektiert, wenn sie das selbst machen konnte. „So viel Kraft ist oft gar nicht erforderlich, Lemken als großer Industriebetrieb hat viele Hilfsmaschinen, zum Beispiel eine KranBahn“, erklärt sie. Dass sie als Frau in einem sogenannten „Männerberuf“tätig ist, betrachtet sie sehr gelassen. Auf das „in“bei „Ingenieurin“legt sie auch keinen großen Wert: „Im Englischen gibt es kein „in“, außerdem ist es ja offensichtlich, dass ich eine Frau bin.“Sie betont jedoch, Frauen sollten auf jeden Fall die gleichen beruflichen Chancen wie Männer erhalten, das sei schon wichtig.
Im Laufe ihrer Ausbildung ging es durch alle Abteilungen wie Fertigung, Produktion, Montage. Zurzeit ist Hannah Rankers einen Tag in der Woche im Betrieb, die übrige Zeit widmet sie ihrem Studium. Den Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit möchte sie auf die Produktionstechnik legen. Augenblicklich ist sie im Büro für die Montage-Planung.
Die Begeisterung für Technik hatte sie bereits als Schülerin. „Alle Naturwissenschaften, die die Schule zu bieten hatte, standen bei mir auf dem Stundenplan. Und Mathe-Leistung war auch okay“, sagt sie. Bei der Firma Lemken als Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen für Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflanzenschutz sieht sie vielfältige Möglichkeiten für Ingenieure. Dass sie während ihrer Ausbildung zu Hause wohnen kann, nennt die Winnekendonkerin einen Glücksfall. Sie sei in ihrem Heimatort „tief verwurzelt“und nie darauf aus gewesen, nach dem Abi unbedingt in eine andere Stadt zu ziehen. Die Hochschule in Krefeld ist ebenfalls gut erreichbar.
Wie studiert man in Corona-Zeiten? „Das passiert jetzt alles am Bildschirm zu Hause. Es ist schon schwieriger, weil einfach die direkte Kommunikation mit dem Sitznachbar fehlt“, berichtet sie.
Und Weihnachten hat Hannah Rankers, wie wohl alle, diesmal notgedrungen nur im kleinen Familienkreis gefeiert.