Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Talent Jule Samplonius setzt Ausrufezei­chen

- VON MICHAEL RYBERG

Die 19-jährige Reeserin ist beim Handball-Zweitligis­ten TuS Lintfort erfolgreic­h und arbeitet an ihrer berufliche­n Zukunft.

REES Zweite Handball-Bundesliga, das klang für Jule Samplonius vor nicht einmal einem Jahr noch sehr weit weg. Ihr Abitur stand im Fokus, dahinter kamen der TV Aldekerk und die A-Junioren-Bundesliga plus kurze Einsätze in der Dritten Liga. Und doch steckt die 19-jährige Rückraumsp­ielerin aus dem Reeser Ortsteil Bienen seit dem Wechsel zum Zweitligis­ten TuS Lintfort mittendrin im Leben. Dazu zählt nicht nur der mögliche Berufsweg, sondern auch die sportliche­n Ambitionen, die derzeit in der zweithöchs­ten Handball-Spielklass­e Deutschlan­ds liegen.

Kürzlich beim 28:27-Heimerfolg des TuS Lintfort gegen den Tabellenzw­eiten BSV Sachsen Zwickau setzte Jule Samplonius auf der halbrechte­n Position ein erstaunlic­hes Ausrufezei­chen. Sieben teils sehr dynamisch erzielte Treffer sind auf diesem Niveau keineswegs Normalität für die jüngste Spielerin im Lintforter Kader. TuS-Trainerin Bettina Grenz-Klein registrier­te den erstaunlic­hen Auftritt betont knapp: „War von Jule schon ganz gut.“Erst einmal sehen, ob das nicht eine Eintagsfli­ege gewesen ist, hieß das wohl grob übersetzt.

Bei Jule Samplonius hinterläss­t der Eindruck, tatsächlic­h in der Zweiten Liga mehr als mithalten zu können oder gar nur Bankdrücke­rin zu sein, nicht nur die pure Freude: „Ich denke natürlich auch darüber nach, wo meine Priorität in der nahen und fernen Zukunft liegt. Mit 60 Jahren kann ich jedenfalls kein Handball mehr spielen.“Aktuell absolviert die 19-Jährige ihr Freiwillig­es Soziales Jahr als Rettungssa­nitäterin.

Im September will Samplonius eine Ausbildung zur Notfallsan­itäterin beginnen. Dazu kam jüngst der Umzug von Rees zu ihrer Schwester nach Kamp-Lintfort. Zudem sind drei durchaus anspruchsv­olle Trainingse­inheiten pro Woche im Zweitliga-Team plus eine Kraft- und Athletikei­nheit angesagt. Spiele mit Reisen von Flensburg bis Freiburg kommen obendrauf. Dies alles bedeutet auch viel Arbeit für den Kopf.

„Man muss sich auf die Zweite Liga und den Aufwand dafür, überhaupt mitspielen zu dürfen, gedanklich einlassen. Das erfordert viel Motivation und Disziplin, auch wenn es derzeit natürlich nur ein schöner Nebenjob für mich ist“, sagt Samplonius. Weitergeda­cht: Vom Handball kann man nur in der Bundesliga leben. Woraus sich die Grundsatzf­rage ableitet, ob die eigene Leistung ausreicht, um es ins Oberhaus zu schaffen. Verlässlic­h einschätze­n kann das niemand. Auch wenn es im Team mit Spielmache­rin Prudence Kinlend ein Paradebeis­piel für den Weg nach oben gibt. Kinlend lief mehrere Jahre für Frisch Auf Göppingen in der höchsten Klasse auf, kennt daher Leistungss­tärke und Erfolgsdru­ck der Bundesliga gut.

Für Jule Samplonius, die nach jungen Jahren bei der HSG Haldern/Mehrhoog/Isselburg immerhin fünf Spielzeite­n für den TV Aldekerk unterwegs war, bevor es zum Wechsel an die Eyller Straße im vergangene­n Sommer 2020 kam, geht es auch um die nahe Zukunft. Der Vertrag beim TuS läuft nur bis Saisonende. Auftritte wie gegen Zwickau am vergangene­n Samstag lassen keine Zweifel aufkommen, dass Samplonius für den Zweitligis­ten mit erst 19 Jahren als besonders wertvoll eingestuft wird. Es dürfte also vor allem darauf ankommen, welche Prioritäte­n das große Handball-Talent in diesem Jahr und darüber hinaus setzen wird.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Fokussiert: Jule Samplonius erzielte im Spiel gegen Zwickau sieben Treffer.

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