Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Talent Jule Samplonius setzt Ausrufezeichen
Die 19-jährige Reeserin ist beim Handball-Zweitligisten TuS Lintfort erfolgreich und arbeitet an ihrer beruflichen Zukunft.
REES Zweite Handball-Bundesliga, das klang für Jule Samplonius vor nicht einmal einem Jahr noch sehr weit weg. Ihr Abitur stand im Fokus, dahinter kamen der TV Aldekerk und die A-Junioren-Bundesliga plus kurze Einsätze in der Dritten Liga. Und doch steckt die 19-jährige Rückraumspielerin aus dem Reeser Ortsteil Bienen seit dem Wechsel zum Zweitligisten TuS Lintfort mittendrin im Leben. Dazu zählt nicht nur der mögliche Berufsweg, sondern auch die sportlichen Ambitionen, die derzeit in der zweithöchsten Handball-Spielklasse Deutschlands liegen.
Kürzlich beim 28:27-Heimerfolg des TuS Lintfort gegen den Tabellenzweiten BSV Sachsen Zwickau setzte Jule Samplonius auf der halbrechten Position ein erstaunliches Ausrufezeichen. Sieben teils sehr dynamisch erzielte Treffer sind auf diesem Niveau keineswegs Normalität für die jüngste Spielerin im Lintforter Kader. TuS-Trainerin Bettina Grenz-Klein registrierte den erstaunlichen Auftritt betont knapp: „War von Jule schon ganz gut.“Erst einmal sehen, ob das nicht eine Eintagsfliege gewesen ist, hieß das wohl grob übersetzt.
Bei Jule Samplonius hinterlässt der Eindruck, tatsächlich in der Zweiten Liga mehr als mithalten zu können oder gar nur Bankdrückerin zu sein, nicht nur die pure Freude: „Ich denke natürlich auch darüber nach, wo meine Priorität in der nahen und fernen Zukunft liegt. Mit 60 Jahren kann ich jedenfalls kein Handball mehr spielen.“Aktuell absolviert die 19-Jährige ihr Freiwilliges Soziales Jahr als Rettungssanitäterin.
Im September will Samplonius eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin beginnen. Dazu kam jüngst der Umzug von Rees zu ihrer Schwester nach Kamp-Lintfort. Zudem sind drei durchaus anspruchsvolle Trainingseinheiten pro Woche im Zweitliga-Team plus eine Kraft- und Athletikeinheit angesagt. Spiele mit Reisen von Flensburg bis Freiburg kommen obendrauf. Dies alles bedeutet auch viel Arbeit für den Kopf.
„Man muss sich auf die Zweite Liga und den Aufwand dafür, überhaupt mitspielen zu dürfen, gedanklich einlassen. Das erfordert viel Motivation und Disziplin, auch wenn es derzeit natürlich nur ein schöner Nebenjob für mich ist“, sagt Samplonius. Weitergedacht: Vom Handball kann man nur in der Bundesliga leben. Woraus sich die Grundsatzfrage ableitet, ob die eigene Leistung ausreicht, um es ins Oberhaus zu schaffen. Verlässlich einschätzen kann das niemand. Auch wenn es im Team mit Spielmacherin Prudence Kinlend ein Paradebeispiel für den Weg nach oben gibt. Kinlend lief mehrere Jahre für Frisch Auf Göppingen in der höchsten Klasse auf, kennt daher Leistungsstärke und Erfolgsdruck der Bundesliga gut.
Für Jule Samplonius, die nach jungen Jahren bei der HSG Haldern/Mehrhoog/Isselburg immerhin fünf Spielzeiten für den TV Aldekerk unterwegs war, bevor es zum Wechsel an die Eyller Straße im vergangenen Sommer 2020 kam, geht es auch um die nahe Zukunft. Der Vertrag beim TuS läuft nur bis Saisonende. Auftritte wie gegen Zwickau am vergangenen Samstag lassen keine Zweifel aufkommen, dass Samplonius für den Zweitligisten mit erst 19 Jahren als besonders wertvoll eingestuft wird. Es dürfte also vor allem darauf ankommen, welche Prioritäten das große Handball-Talent in diesem Jahr und darüber hinaus setzen wird.