Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Wollen trotz Corona nicht bremsen“

- VON SEBASTIAN LATZEL

Der Haushalts-Entwurf weist ein Minus von mehr als drei Millionen Euro aus. Trotzdem will die Kommune nicht auf Investitio­nen verzichten.

Der Haushalts-Entwurf für Kevelaer weist ein Minus von mehr als drei Millionen Euro aus. Trotzdem sollte die Kommune auch in diesen schwierige­n Zeiten nicht auf Investitio­nen verzichten, sagt Kämmerer Ralf Püplichuis­en.

KEVELAER Mit der Aussage hatte Ralf Püplichuis­en etwas überrascht: 2020 sei kein Katastroph­enjahr, hatte der Kämmerer beim Blick auf die Daten für das vergangene Jahr gesagt. Denn beim Blick rein auf die „Corona-Kosten“gab es die überrasche­nde Entwicklun­g, dass sich Zusatzkost­en und Einsparung­en in etwa aufwogen. Wenn es nicht einen drastische­n Einbruch bei der Einkommens­teuer um 1,4 Millionen Euro gegeben hätte, wäre man sogar leicht im Plus gewesen.

Der Kämmerer hat den Haushalts-Entwurf für 2021 diesmal in ungewohnte­r Form eingebrach­t. Da die Ratssitzun­g im Dezember wegen Corona ausfiel, gab es die Erläuterun­gen diesmal per Mail und ohne Rede des Stadt-Schatzmeis­ters. Vor dem Hintergrun­d der besonderen Situation sei es ausreichen­d, wenn die Politik die Unterlagen bekommt, auch außerhalb einer Sitzung, so Püplichuis­en. Die Etatberatu­ngen finden in den Fraktionen statt. Der Kämmerer bringt sich dann dort auf Wunsch ein. Im Moment sei allerdings eine Beratung in Präsenzfor­m schwierig. Ziel ist, dass im Februar im Haupt- und Finanzauss­chuss diskutiert wird. Wenig später soll der Rat dann den Haushalt verabschie­den.

Dieser wird nach der aktuellen Planung mit tiefroten Zahlen abschließe­n. Der Kämmerer geht nach den aktuellen Daten von einem Minus von 3,25 Millionen aus. Das Defizit würde eigentlich sogar 5 Millionen Euro betragen, doch das Land hat den Kommunen die Möglichkei­t

gegeben, die Belastunge­n durch Corona extra auszuweise­n und quasi auszuglied­ern. Ab 2025 soll dieses Geld über 50 Jahre abgeschrie­ben werden. Das entlastet die Kommunen zwar im Moment, bedeutet aber nichts anderes, als dass das Minus in der Zukunft ausgeglich­en werden muss.

Der Kämmerer geht davon aus, dass 2021 etwa eine Million Euro an Gewerbeste­uern weniger eingenomme­n wird. Er ist verwundert, dass das Land von einer Steigerung von 17,9 Prozent ausgeht und für Kevelaer Einnahmen von 17,9 Millionen Euro vorhersagt. Für Püplichuis­en illusorisc­h: „Diesen Nachholbed­arf der Wirtschaft, der vom Land als Grund angeführt wird, kann ich nicht sehen. Und 17,9 Millionen Euro haben wir bei der Gewerbeste­uer noch nie eingenomme­n“, sagt er und rechnet daher vorsichtig mit 14,5 Millionen Euro. Der Kämmerer geht davon aus, dass 2024 wieder das Niveau von 2019 erreicht wird.

Dass Kevelaer zuletzt gute Gewerbeste­uereinnahm­en hatte, „rächt“ sich jetzt. Dadurch bekommt die Stadt weniger Schlüsselz­uweisungen, muss also auch hier mit Einbußen rechnen.

Deutlich weniger wird die Stadt auch bei den Elternbeit­rägen von Offenem Ganztag und Kindergärt­en einnehmen. Und dabei war in der Kalkulatio­n noch nicht einmal berücksich­tigt, dass den Eltern die Gebühren für Januar wegen des Lockdowns erlassen werden sollen. 1,6 Millionen hat die Stadt 2019 an Gebühren in diesem Bereich eingenomme­n, 2020 waren es 1,2 Millionen, für 2021 kalkuliert Püplichuis­en noch mit rund 950.000 Euro. Die geringeren Einnahmen haben mehrere Gründe. Einmal fallen erhöhte Kostenpaus­chalen pro Kind an, die vom Land nicht komplett kompensier­t werden. Hinzu kommt ein weiteres kostenfrei­es Kindergart­enjahr, wodurch Gebühren wegbrechen. In Kevelaer kommt zudem hinzu, dass hier Geschwiste­rkinder jetzt kostenfrei sind.

Trotz der angespannt­en Haushaltla­ge stehen eine Reihe von Investitio­nen an. Für Püplichuis­en ist das gerade in diesen Zeiten wichtig. „Wir wollen nicht bremsen, sondern durch städtische Aufträge auch die Wirtschaft nach vorne treiben“, sagt er.

So sind für die Feuerwehr 1,2 Millionen Euro für Geräte und Fahrzeuge vorgesehen. Umnutzung und Umbau der Virgin-Satir-Schule ist neben den 2,6 Millionen für den Kauf von Grundstück­en und Gebäuden der größte Batzen bei den Investitio­nen. 1,9 Millionen Euro sind für die Schule eingeplant. Hier soll in einem ersten Schritt eine Jugendberu­fsagentur eingericht­et werden. In der zweiten Phase sollen dann die Büros der Verwaltung vom Hoogeweg in der Schule untergebra­cht werden. Die Gebäude am Hoogeweg, die angemietet sind, könnten dann abgegeben werden.

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ARCHIVFOTO­S: SEYBERT/LATZEL Kämmerer Ralf Püplichuis­en konnte diesmal den Haushalts-Entwurf nicht klassisch im Rat einbringen.
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