Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Krämerseel­en können Corona nicht besiegen

- VON ANTJE HÖNING

Karl-Josef Laumannn hat sein politische­s Schicksal mit der Impfkampag­ne verbunden. Sie gehe mit ihm nach Hause, sagte er mal. Nun aber sieht es so aus, als würde der Gesundheit­sminister da nichts Gutes abliefern. Der Stopp der Impfungen in Kliniken und Altenheime­n ist ebenso ärgerlich wie der verschoben­e Starttermi­n der Impfzentre­n, auf den die Älteren seit Wochen warten. Gerade sie und das medizinisc­he Personal müssten dringend geschützt werden. Gewiss: Man kann weder Laumann noch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn einen Vorwurf daraus machen, dass Biontech seine Lieferzusa­gen nicht einhält. Aber beide haben Fehler gemacht. Laumanns Fehler war es, bei den Menschen durch PR-Auftritte Hoffnungen zu schüren, die nun bitter enttäuscht werden. Die Briefe, mit denen er zur Impfung ab 1. Februar einlädt, haben die Älteren noch nicht erreicht, da sind sie schon überholt. Das wirkt wie Überforder­ung.

Gravierend­er sind Spahns Fehler: So richtig es war, dass er auf die EU und nicht auf einen Alleingang setzte, als so falsch erweist sich die gemeinsame Bestellpol­itik. Deutschlan­d wettete auf die lahmen Pferde: Astrazenec­a hat bis heute keine EU-Zulassung, Curevac noch nicht mal seine Studie beendet. Natürlich konnten die Staaten im Sommer nicht wissen, wer das Rennen macht – aber warum hat Spahn nicht darauf gedrungen, jeweils bei allen Hersteller­n genug zu bestellen? Am Geld kann es nicht liegen, da kostet die Pandemie anderswo viel mehr. Als sich dann Biontech nach vorn schob, hat die EU nicht schnell genug reagiert. Zudem verheddert­e man sich in kleinliche­n Haftungsfr­agen anstatt wie Großbritan­nien großzügig und schnell Verträge zu schließen. Mit Krämerseel­en aber kann man den Kampf gegen das Virus nicht gewinnen. Das Münsterlän­der Tandem enttäuscht.

BERICHT IMPFZENTRE­N MÜSSEN SPÄTER ÖFFNEN, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany