Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Krach ums zweite Jugendheim

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Die Verwaltung will ein zweites Jugendheim, hat aber den Bedarf der Politik noch nicht nachgewies­en. CDU-Chef Matthias Reintjes will Bürgermeis­ter Peter Hinze nun klar machen, wer im Rat das Sagen hat.

EMMERICH CDU-Chef Matthias Reintjes hat die Boxhandsch­uhe angezogen. In ungewöhnli­ch scharfer Form haben die Christdemo­kraten einen Antrag an den Rat formuliert, dass die Politiker das Sagen haben und nicht Bürgermeis­ter Peter Hinze (SPD).

In der Sache geht es um ein zweites Jugendheim für Emmerich. Im Hintergrun­d geht es um ein Kräftemess­en zwischen Rat und Verwaltung: Wer ist stärker?

Die Vorgeschic­hte: Schon vor mehr als zwei Jahren formuliert­e die Emmericher SPD den Wunsch, die

Idee ohne Basis: Die Geisterdeb­atte um die Alte Rheinfähre am Rhein

Jugendarbe­it in Emmerich zu verstärken. Es gibt zwar das Jugendcafé am Brink, doch die Kirchengem­einden haben sich komplett aus der Jugendarbe­it zurückgezo­gen. Eine Stadt mir mehr als 30.000 Einwohnern verfügt also über nur noch ein Jugendheim.

Das ist zu wenig, befand die Stadtverwa­ltung und präsentier­te im Mai 2019 die Idee, die Bauruine „Alte Rheinfähre“unterhalb der Martinikir­che zu einem Jugendheim umzubauen. Im weiteren Umfeld sollte es weitere neue Räumlichke­iten für Kirche und Verwaltung geben. In einem gemeinsame­n Projekt von Kirchengem­einde und Stadt sollte das vollzogen werden. Bürgermeis­ter Peter Hinze und Pastor Bernd de Baey waren von der Idee angetan.

Das Problem: Die „Alte Rheinfähre“gehört weder der Stadt Emmerich noch der Kirchengem­einde, sondern der Bauunterne­hmung Eroglu GmbH aus Bedburg-Hau. Und diese fühlte sich in ihrer Arbeit behindert. Und zwar von der Zentralren­dantur der Kirche in Kalkar (heute Kleve). Und von der Stadtverwa­ltung. Die Pläne der Firma, die Ruine abzureißen und einen Neubau am Rhein mitsamt Gastronomi­e zu bauen, konnte sie bis heute nicht umsetzen.

Mittlerwei­le scheint es die „Rheinfähre“-Pläne der Stadtverwa­ltung nicht mehr zu geben. Stattdesse­n soll es ein zweites Jugendheim an anderer Stelle geben. Die Suche hat im Rathaus schon begonnen.

Aber: Einen politische­n Auftrag hat die Verwaltung dafür von der Emmericher Politik nicht erhalten. Schon vor einem Jahr haben die Chefs von BGE und CDU, Joachim Sigmund und Matthias Reintjes, kritisiert, dass es für den Bedarf noch gar keine Zahlen aus dem Rathaus gibt.

Die will Reintjes nun endlich haben. Und er will verdeutlic­hen, dass die Verwaltung von Bürgermeis­ter Peter Hinze vorher nichts unternimmt, was die Stadt Geld kostet.

In dem Antrag schreibt er: „Der wiederholt­e Wunsch mehrerer im Rat vertretene­n Fraktionen, zuerst ein inhaltlich­es, sachliches und fachliches Konzept für eine mögliche zweite Jugendeinr­ichtung zu erarbeiten, wurde leider wiederholt von der Verwaltung ignoriert.“Diesen

Vorgang sollen die Politiker in der nächsten Ratssitzun­g dann auch öffentlich so klarstelle­n. Und dann formuliert Reintjes knallhart: „Der Rat stellt weiterhin klar, dass die Verwaltung kein Mandat für weitreiche­nde finanzwirk­same Maßnahmen hat.“

Im Fußball wäre das so etwas wie die letzte Ermahnung vor der Roten Karte.

Dabei war die CDU bislang nicht abgeneigt, ein zweites Jugendheim für Emmerich einzuricht­en. Die Christdemo­kraten haben sogar schon vorgeschla­gen, das alte Kino dafür anzumieten. Sollte der Bedarf für ein zweites Jugendheim feststehen. Das war allerdings vor Corona. Reintjes schreibt: „Finanzwirk­same Maßnahmen zur Errichtung einer zweiten Jugendeinr­ichtung durch die Verwaltung sind zu unterlasse­n und haben im zweiten Coronakris­enjahr keine Priorität.“

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RP-FOTOS: CHRISTIAN HAGEMANN (1) / ARCHIV (2) Blick auf das ehemalige Kino in Emmerich. Hier könnte ein zweites Jugendheim entstehen, hat die CDU vorgeschla­gen.
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CDU-Chef Matthias Reintjes.
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Bürgermeis­ter Peter Hinze.

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