Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Das Comeback des Kunststoffbodens
Eine Alternative für Bodenbeläge ist eine recht neue Variante: Luxury Vinyl Tiles.
Wer erinnert sich nicht noch an die Kunststoffbeläge in alten Turnhallen, auf denen die Schuhe beim Laufen quietschten? Und schwarze Striche von der Vollbremsung des Stürmers vor dem Fußballtor zeugten? Die elastischen Beläge aus Kunststoff sind nun zurück, und sie werden immer beliebter. Aber man kann dabei zum Glück kaum vom guten alten PVC-Belag aus Turnhallen, Krankenhäusern oder Behörden sprechen. Denn eine neuartige Variante kommt zum Einsatz: Luxury Vinyl Tiles, kurz LVT.
Was sind Luxury Vinyl Tiles (LVT)? „Man könnte Luxury Vinyl Tiles mit luxuriösen Vinylfliesen übersetzen“, sagt Uwe Viebrock vom Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge. Im Handel werden sie oft auch als „Designbeläge“angeboten. „Anders als die meisten anderen elastischen Bodenbeläge kommen sie nicht von der Rolle, sondern werden ausschließlich in Form von Einzelelementen wie Paneelen, Fliesen oder geometrischen Freiformaten angeboten.“So lassen sie sich flexibel legen und gestalten.
Woraus bestehen LVT? LVT sind aus mehreren Schichten aufgebaut. „Die Träger- und Stabilisierungsschicht aus PVC macht die Fliesen oder Planken besonders stabil“, erklärt Stephan Wolff von Hersteller Objectflor Art und Design Belags. Dann folgt ein Dekor- oder Fotofilm, der den Fliesen und Planken ihr Design gibt.
„Darüber befindet sich eine transparente PVC-Nutzschicht, die besonders abriebfest ist. Auf die Nutzschicht wird eine Polyurethane-Vergütung als zusätzlicher Schutz aufgetragen“, erläutert Wolff. Polyurethane, kurz Pur oder auch Pu, sind spezielle Kunststoffe oder Kunstharze. Der Dekorund Fotofilm ist das Besondere an diesen Böden: Mit den Bildern und Mustern lässt sich täuschend echt das imitieren, worauf die Menschen in ihrem Haus gerne stehen: Fliesen und Betonböden, vor allem aber echte Holzböden und Laminat. Besonders beliebt seien LVT in Eichenparkett-Optik,
weil sie ein günstiger Ersatz für Naturparkett seien, sagt Raumausstatter Josef Zagolla. „Die sehen besser aus als das Original, weil die Strukturen stärker herausgearbeitet werden. Und sie verschleißen kaum, sondern wirken auch nach zehn Jahren noch wie neu.“
Und es gibt noch mehr Features dank des Schichtprinzips: „Steinbeläge fühlen sich an wie Stein, Schiefer hat die für dieses Material typischen Strukturen und Beton eine raue Oberfläche“, sagt Zagolla.
Wo kann man diese Bodenbeläge nutzen? „In allen Innenräumen der Wohnung“, sagt Viebrock. Besonders geeignet sind sie in Flur, Küche und weiteren Wohnräumen, sie werden aber auch zunehmend im Bad verwendet. Die Beläge sind robust und pflegeleicht, Feuchtigkeit schadet ihnen nicht. „Etwas Vorsicht ist in Räumen angebracht, die starkem Sonnenlicht oder Frost ausgesetzt sind.“
Wie erkenne ich Qualität? LVT sind in verschiedenen Qualitäten erhältlich, die sich in der Stärke der Nutzschicht zeigen. Sie sollte man entsprechend der Beanspruchung des Bodens wählen. „Für den Einsatz in Privatwohnungen genügt in der Regel eine 0,2 bis 0,3 Millimeter dicke Schicht, im gewerblichen Bereich, wo der Boden stärker strapaziert wird, müssen es schon 0,55 bis 0,7 Millimeter sein“, erklärt Zagolla. „Grundsätzlich sind LVT teurer als zum Beispiel Laminat oder Teppichboden. Bei Parkett kann das schon anders aussehen“, berichtet Verbandssprecher Viebrock. Allerdings sind dünnere LTV auch wiederum günstiger.
Was ist beim Verlegen zu beachten? Klassischerweise werden LVT fest mit dem Untergrund verbunden. „Dazu muss dieser gut vorbehandelt werden, damit er eben, glatt und sauber ist“, erklärt Zagolla. „Dann können die entsprechenden Fliesen und Planken wie Parkettboden nacheinander verlegt und verklebt werden.“Besonders beliebt sind Klicksysteme, die ähnlich wie Laminat verlegt werden. „Auch für diese muss der Untergrund eben und glatt sein, sonst springt die Verriegelung schnell auf.“
Wie werden die Böden gepflegt? Zum feuchten Wischen eignet sich ein für Pur geeigneter Reiniger. Aber Vorsicht vor zu viel davon: „Bei einer Überdosierung von Pflegemitteln bildet sich aufgrund der rückfettenden Substanzen ein klebriger Film“, warnt Wolff. Doch das zerstört den Belag nicht, aber etwa Staub und Schmutz lagern sich hartnäckiger ab.