Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Fleuthlinie“von Issum nach Achterhoek
Die Idee für die mögliche neue Busverbindung entstand aus einer Umfrage im Rahmen des Euregio-Projekts „Starke Dörfer“. Bürger wünschen sich eine stärkere Vernetzung. Der Politik fehlen die Zahlen zu Bedarf und Kosten.
KAPELLEN Keine Partei, die sich nicht eine Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs auf dem Land auf die Fahne geschrieben hat. Den Bürgerverein Kapellen an der Fleuth treibt das Bestreben schon länger um. Sie stellten an die Stadt Geldern den Antrag zu einer Buslinie, die Issum, Kapellen und Achterhoek miteinander verbinden soll. Einen Namen hat das Ganze auch schon: „Fleuthlinie“.
Seinen Ursprung hat das Ganze im Projekt „Starke Dörfer“der Euregio Rhein-Waal. Kapellen war eines der Dörfer, die daran teilnahmen, erklärt Herbert Verfürth vom Bürgerverein Kapellen an der Fleuth. Bei einer Umfrage unter den Kapellenern war 50 Prozent der Befragten der Ausbau des ÖPNV-Angebots wichtig.
Für Verfürth liegen die Vorteile einer solchen Linie auf der Hand. Vor allem die älteren Mitbürger wünschen sich eine Verbindung in die Wallfahrtsstadt Kevelaer. Mit der neuen Linie könnten sie ab Achterhoek in den Bürgerbus einsteigen, der sie bis nach Kevelaer fährt. Issum sei sinnvollerweise hinzugekommen, denn es gab bis Ende der 70er-Jahre oder sogar bis 1980 eine Busverbindung von Kapellen nach Issum. Außerdem bestünde ab Sevelen die Möglichkeit, mit der SB 30 nach Duisburg fahren zu können.
In den Unterlagen zum Ausschuss für Umwelt, Mobilität und Liegenschaften Ende November ist die Reaktion der Stadt Geldern zu einer Verbindung Kevelaer-Achterhoek-Kapellen-Issum noch verhalten. In der Einschätzung heißt es: „Die Verwaltung sieht hier kein ausreichendes Fahrgastpotenzial für die Einrichtung einer zusätzlichen Busverbindung.“Die Nachfrage im ÖPNV sei derzeit, abgesehen vom Schülerverkehr, vergleichsweise gering. Dank der Linie 36 sei Kapellen überwiegend im Stundentakt mit Geldern verbunden. Ergänzt werde das Angebot durch das Anrufsammeltaxi Geldern.
„Kapellen an der Fleuth ist also gut an die Versorgungszentren angeschlossen“, so das Ergebnis der Verwaltung. Außerdem sei auf der neuen Strecke mit wenig Fahrgeldeinnahmen zu rechnen, was zu einem hohen Kostenbeitrag bei der ÖPNV-Umlage führe. Die Stadt Kevelaer sieht derzeit keinen Bedarf für eine Linienführung auf dem Stadtgebiet
zwischen Kapellen und Kevelaer-Achterhoek. „Es ist kein vertretbares Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis zu erwarten“, befürchtet Franz Heckens von der Stadt Kevelaer.
Thema war die Linie zuletzt noch einmal im Haupt- und Finanzausschuss
der Stadt Geldern. Vorgestellt wurde die Stellungnahme der Niag. Der Wunsch nach der Einrichtung einer solchen ÖPNV-Verbindung bezeichnet die Niag als „nachvollziehbar“. Sie liefert auch gleich drei verschiedene Varianten, unter anderem ist auch Sevelen mit eingebunden. Bei zwei der Varianten fällt der Großteil der Kosten (einmal 50, einmal 62 Prozent), der Gemeinde Issum zu. Die Kosten werden danach berechnet, wie viele Kilometer auf die jeweilige Kommune entfallen. „Das schreckt mich nicht ab, dass wir dafür bezahlen müssen“, sagt Issums Bürgermeister Clemens Brüx. Grundsätzlich begrüße er eine zusätzliche Ergänzung des ÖPNV-Angebots. Aber: „Eine Luxusgeschichte soll es nicht werden“.
Deswegen soll zunächst der Bedarf ermittelt werden. Dazu schreibt die Look, die Tochtergesellschaft der Niag, allerdings, „dass unter Corona-Bedingungen eine Kosteneinschätzung schwierig ist, da diese Linie nur für Individualfahrgäste interessant ist und es nahezu unmöglich ist, die zukünftige Nachfrage dieser Fahrgäste planungssicher zu prognostizieren.“
Ohnehin werde die Federführung beim Kreis Kleve als Aufgabenträger für den regionalen Busverkehr liegen, heißt es abschließend in den Ausführungen zum Ausschuss. Entschieden ist noch nichts, es wird aber weiter beraten.
„Es schreckt mich nicht ab, dass wir dafür bezahlen müssen“
Clemens Brüx Bürgermeister Issum