Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Handel und Gastronomie leiden extrem
Wie schätzen die Experten für die wirtschaftliche Entwicklung in den Kommunen die Lage ein? Lucas van Stephoudt sieht im Lockdown „Gift“für die angeschlagenen Unternehmen in Geldern.
GELDERN Zum Start ins neue Jahr haben wir den Wirtschaftsförderern der Kommunen im Gelderland drei Fragen gestellt. Zum Auftakt sind hier die Antworten von Lucas van Stephoudt, Wirtschaftsförderer der Stadt Geldern.
Wie ist die Stimmung in der örtlichen Wirtschaft, besonders im Einzelhandel, mit Blick auf das neue Jahr?
LUCAS VAN STEPHOUDT Die Stimmung in der Wirtschaft, aber besonders die im Einzelhandel, würde ich aktuell als angespannt bezeichnen. Der neue Lockdown, kurz vor Weihnachten und somit in Mitten des sonst so starken und besonders in diesem Jahr so wichtigen Weihnachtsgeschäfts, hat viele Händler hart getroffen. Auch wenn es sich in den Wochen vor dem Lockdown bereits angedeutet hat, dass die Maßnahmen wieder verschärft werden, ist das dennoch ein harter Schlag. Besonders deshalb, weil viele Händler bereits unter dem ersten Lockdown sehr gelitten haben. Genauso wie der Handel und die Gastronomie hoffen wir von der Wirtschaftsförderung auch, dass sich die Situation möglichst bald entspannt, damit die lokalen Geschäfte wieder eine bessere Zukunftsperspektive haben.
Befürchten Sie wegen Corona eine Pleitewelle?
VAN STEPHOUDT Bisher haben wir keine Zunahme der Insolvenzen beobachtet. Genau vorhersehen können wir das auch in Zukunft nicht, aber die Situation der Ladenschließungen und der geschlossenen Gastronomie ist natürlich Gift für die angeschlagenen Branchen und Unternehmen. Wir tun alles, damit die Unternehmen in Geldern die bestmöglichen Chancen haben. So haben wir gerade den Förderbescheid für das Förderprogramm „Vitale
Innenstädte“erhalten, mit dem wir den Leerstand aktiv bekämpfen und so die Attraktivität der Innenstadt verbessern wollen. Ebenso haben wir mit dem Stadtgutschein bisher schon über 300.000 Euro an Gutscheinen verkaufen können, die in Geldern eingelöst werden können. Knapp 170.000 Euro sind davon bereits eingelöst worden und haben somit die Wirtschaft in Geldern unterstützt.
Was wird Ihr Arbeitsschwerpunkt in den nächsten Monaten sein?
VAN STEPHOUDT Nach wie vor bestimmt vor allem die Corona-Lage unsere Arbeit. Aber auch abseits der Pandemie haben wir einige Schwerpunkte, die uns gerade zu Beginn des Jahres beschäftigen werden. So geht die Vorbereitung des Leerstandsmanagements
in die finale Phase. Wir werden einige der Leerstände mit diesem Programm besser bespielen können und so die Attraktivität der Innenstadt fördern. Auch die weitere Entwicklung des Stadtgutscheins wird uns beschäftigen. Es werden immer wieder neue Akzeptanzstellen eingerichtet und geworben. Außerhalb der Innenstadt wird die Entwicklung des Gewerbegebiets „Am Pannofen West“in diesem Jahr ein großes Thema sein, mit dem daran anschließenden Neubau der Firma Bett-Art Matratzenfabrik der Familie Maghs. Ebenfalls werden wir die Veranstaltungen in der Innenstadt, soweit die Pandemie dies zulässt, unterstützen oder planen. Darüber hinaus wird ein Schwerpunkt auf dem Thema der „Arbeitgeber-Attraktivität“liegen. Mit verschiedenen Formaten wollen wir den Unternehmen die Wichtigkeit des Themas zeigen und dazu beitragen, dass Unternehmen aus Geldern ihren Fachkräftebedarf so gut wie möglich decken können. Den ersten Aufschlag haben wir mit unserem Livestream in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Niederrhein und Johanna Hachmann im letzten Jahr gemacht, in dem es vor allem um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. In diesem Jahr sollen ähnliche Formate folgen, die weiter Aspekte der Fachkräftegewinnung und -erhaltung beleuchten.. Es gibt also eine Menge zu tun.