Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Wie man früher ein richtiger Ritter wurde
In den Kampf ziehen, Turniere bestreiten, tapfer sein: Ritter im Mittelalter mussten ziemlich viel können. Aber: Auch der stärkste Ritter hat mal klein angefangen. Und die Ausbildung hatte es in sich.
Mit sieben Jahren ging es los, erklärt Experte Gregor Lietzau. Die Ritter-Ausbildung begann man als Page. Dafür musste man der Sohn einer adligen Familie sein. Es durfte also nicht jeder Ritter werden. Ab 14 Jahren wurde man dann der Knappe eines Ritters. „Man musste sich zum Beispiel um das Pferd und die Ausrüstung kümmern“, sagt Gregor Lietzau. Spätestens dann lebten die Jungen am Hof des Ritters und nicht mehr bei den Eltern. Zu lernen gab es eine ganze Menge. „Womit sich die Jungen immer sehr schwer getan haben, war das Benehmen“, so Lietzau. Tischmanieren und Tanzen gehörten zur Ausbildung schließlich genauso dazu wie das Kampftraining. Bis man das alles konnte, dauerte es lang: Meist war man erst mit über 20 Jahren richtiger Ritter.
Diese trugen übrigens nicht immer eine Rüstung. Zunächst zogen sie nur Kettenhemdenan. Sie wurden aus kleinen, zusammengeschmiedeten Ringen hergestellt. „So ein Kettenhemd wiegt etwa 12 bis 15 Kilo, und die Herstellung dauerte drei bis sechs Monate,“sagt Lietzau. Im Kampf konnte das Kettenhemd vor schlimmen Verletzungen schützen. Zum Beispiel, wenn der Gegner mit dem Schwert den Arm erwischte: „Dann hatte man am nächsten Tag wahrscheinlich einen großen blauen Fleck. Aber der Arm war noch dran.“