Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Vierfache Mutter muss für zwei Jahre ins Gefängnis
EMMERICH/REES (giko) Leggings von Adidas, ein Gürtel von Lacoste, ein T-Shirt von Lagerfeld, BHs von Diesel oder Esprit, eine modische Armbanduhr von Michael Kors – und fertig war das perfekte Outfit der 42-jährigen Reeserin. Kleiner Schönheitsfehler nur: Die modebewusste Frau hatte sich die Sachen im Internethandel unter falschen Namen bestellt und nicht bezahlt. Für ihre fortgesetzten Betrügereien verurteilte sie der Emmericher Amtsrichter Max Melssen zu zwei Jahren Gefängnis.
Für die Reeserin spreche, so der Richter, dass sie sich „geständig und kooperativ“gezeigt habe. Und ihre schwierigen Lebensumstände. Als Heimkind und in diversen Pflegefamilien habe sie nie Kontinuität erfahren können. „Doch erhebliche einschlägige Vorstrafen ziehen sich durch Ihr Leben“, so der Richter in seinem Urteilsspruch. Im Bundeszentralregister gebe es 18 Einträge. Viele davon waren mit Haftstrafen verbunden.
Mit seinem Urteil blieb der Richter unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten zweieinhalb Jahren. Die Verteidigerin hatte für eine Freiheitsstrafe von „höchstens zwei Jahren zur Bewährung“plädiert.
Lang war die Liste, die die Staatsanwaltschaft verlesen musste. Vorgeworfen wurden der geschiedenen Frau und Mutter von vier Kindern (20, 16, 13 und sieben Jahre alt), in insgesamt 46 Fällen bei Zalando und About you Waren bestellt und nicht bezahlt zu haben.
Die Bestellungen für insgesamt einige tausend Euro hatte die Reeserin sich an ihre Adresse schicken lassen oder mit falschen Namen bestellt. Hier gingen die Lieferungen dann an Paketshops, die sich in Viersen, Sonsbeck, Bedburg-Hau und vielen weiteren Städten am Niederrhein befanden. Abgeholt hat sie die Pakete mit gefälschten Vollmachten der von ihr erfundenen Besteller, so dass ihr auch noch Urkundenfälschung vorgeworfen wurde.
Als Grund gab die Beschuldigte Geldnot an. Außerdem habe sie nach ihrer Haftentlassung im Jahre 2018 nicht gewusst, „wo vorne und hinten ist.“Weil das Zusammenleben mit einer Freundin nicht geklappt hatte, war sie in eine Notunterkunft gezogen.
Im September 2020 hatte sie eine Anstellung als Zustellerin gefunden mit der Aussicht, weitere Reviere übernehmen zu können, um von Hartz IV wegzukommen. Doch in der Notunterkunft sei sie vergewaltigt worden. Posttraumatische Belastungsstörungen machten ein normales Leben für sie zur Zeit nicht möglich.