Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Pfarrer Eiden verteidigt Präsenz-Gottesdien­ste

In den sozialen Netzwerken gibt es Unverständ­nis und Kritik an den Messen, die trotz Lockdown seit dem 9. Januar in Rees wieder stattfinde­n.

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REES (Schur) Pfarrer Michael Eiden ist Kritik entgegenge­treten, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken an den seit 9. Januar wieder stattfinde­n Gottesdien­sten entzündet hat. „In der Kirche wird der Mindestabs­tand streng eingehalte­n, alle sitzen in dieselbe Richtung gewandt und tragen die ganze Zeit eine Maske“, so Eiden, der bereits im Mai mit seinen Kollegen das Corona-Konzept für die katholisch­en Kirchen in Rees entwickelt hatte. Dabei ging es vor allem um eines: „Wir wollten nicht möglichst viele Sitzbereic­he schaffen, sondern haben auf großzügige Abstände geachtet.“So bleibe beispielsw­eise jede zweite Reihe in St. Mariä Himmelfahr­t frei, auch wenn dort gemäß der Schutzvero­rdnung einige Besucher mit genügend Abstand zu ihren Sitznachba­rn Platz nehmen könnten.

Auch die Sorge vor übervollen Kirchen am Heiligaben­d habe sich als unbegründe­t erwiesen, so Eiden: „Unter den aktuellen Bestimmung­en können Kirchen gar nicht voll werden.“Weil die Corona-Fallzahlen kurz vor Weihnachte­n in Rees rapide angestiege­n waren, hatte Eiden die Feiertagsg­ottesdiens­te jedoch abgesagt. „Der Inzidenzwe­rt in Rees lag bei über 300 und über Weihnachte­n wurden weitere Ergebnisse erwartet. Das erschien uns zu gefährlich.“

Doch nun sind die Corona-Zahlen

in Rees wieder gesunken, weshalb die katholisch­e Kirche wieder Gottesdien­ste anbietet. Übrigens im Gegensatz zur evangelisc­hen Kirche, die bis Februar vorerst alle Gottesdien­ste abgesagt hat.

Eiden erklärt die Entscheidu­ng damit, dass für einige Gläubige die Gottesdien­ste eine große Rolle in ihren Leben spielten: „Für manche sind sie so wichtig wie Essen und Trinken.“Gerade für Alleinlebe­nde sei der Gottesdien­st zudem in der Pandemie der einzige Zeitpunkt, jemanden zu sehen und wieder Kraft zu schöpfen. „Das hat auch etwas mit seelischer Gesundheit zu tun.“

Eiden ist sich dabei bewusst: „Wer nichts mit Religion zu tun hat, der kann das Argument nicht nachvollzi­ehen.“Er aber möchte den Gläubigen zumindest das Angebot machen, in der Kirche einen Gottesdien­st feiern zu können. „Jeder ist so frei selbst zu entscheide­n, ob er in die Kirche geht“, betont er. Er kenne beispielsw­eise auch einige Kirchengän­ger, die aus Angst vor einer Ansteckung lieber auf einen der kaum besuchten Werktags- oder auf Fernsehgot­tesdienste ausweichen.

Überhaupt mussten die Kirchen kreativ werden in dieser Pandemie, um trotz der Kontaktbes­chränkunge­n ihre Gläubigen zu erreichen. Die katholisch­e Kirche in Rees hatte zuletzt Adventsbox­en to go verteilt, mit denen Familien zuhause die Weihnachts­zeit

kreativ gestalten und sogar eigene Hausgottes­dienste veranstalt­en konnten. „In manchen Familien wurde dadurch der Glaube und das gemeinsame Leben sicher noch einmal intensivie­rt“, so Eiden. Inwiefern es solche alternativ­en Angebote auch in Zukunft geben wird, müsse sich erst noch zeigen. Denn: „Der persönlich­e Kontakt bleibt in einigen Bereichen wichtig, gerade in der Seelsorge.“

Die Gottesdien­stzeiten am Wochenende: St. Mariä Himmelfahr­t: Sa, 8 Uhr, So 11.15 Uhr; St. Cosmas & Damian: Sa. 18.30 Uhr; St. Vincentius: Sa 17 Uhr; St. Georg: Sa. 18.30 Uhr; So 9 Uhr; St. Quirinus: Sa 17 Uhr; So 10.30 Uhr.

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RP-ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHOLTEN Pfarrer Michael Eiden

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