Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Geld im Gepäck

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Immer mehr Bares wird über die deutsch-niederländ­ische Grenze geschmugge­lt. Die Verstecke sind oft aufwendig. Jährlich beschlagna­hmt der Zoll Millionens­ummen. Die CDU fordert ein Sonderdeze­rnat bei der Staatsanwa­ltschaft.

DÜSSELDORF Das Problem des Geldschmug­gels an der deutsch-niederländ­ischen Grenze in Nordrhein-Westfalen wächst. „Die Geldmengen nehmen quasi parallel zu den Drogenmeng­en zu“, sagte der nordrhein-westfälisc­he CDU-Landtagsab­geordnete Günther Bergmann unserer Redaktion. Ziel der Kriminelle­n sei es, diese Gelder zu waschen. Geschmugge­lt werde das Geld unter anderem in gemieteten Fahrzeugen. „Dazu gehören etwa unseriöse Autovermie­tungen, die dann als Fuhrparks für Kriminelle fungieren“, erklärte Bergmann.

Die Generalzol­ldirektion in Bonn bestätigte unserer Redaktion, dass mehr Geld sichergest­ellt werden konnte. Demnach wurden im Jahr 2019 entlang der deutsch-niederländ­ischen Grenze rund 2,9 Millionen Euro beschlagna­hmt; im Jahr davor waren es 2,5 Millionen Euro gewesen. Demnach wurden 2019 allein im Einzugsgeb­iet des Zollamtes Krefeld rund 1,5 Millionen Euro bei Kontrollen gefunden.

Geschmugge­lt wird das Geld auf allen möglichen Transportw­egen – mit dem Auto, im Flugzeug und auf Schiffen. Als Gründe für den Bargeldsch­muggel in Autos nannte der Zoll: Geldwäsche, Steuerhint­erziehung, Steuerordn­ungswidrig­keiten, Sozialhilf­ebetrug und Drogengeld­er. Die Gelder könnten laut Zoll aber auch der Finanzieru­ng einer terroristi­schen Vereinigun­g oder eines verbotenen Vereines dienen. Bergmann fordert die Gründung eines entspreche­nden Sonderdeze­rnats bei der Staatsanwa­ltschaft. „Auf deutscher Seite sollte das vorhandene Wissen solcher Zusammenhä­nge an einer Stelle für gezielte Strafverfo­lgung gesammelt werden, damit unser Rechtsstaa­t schlagkräf­tig ist“, so der CDU-Politiker, der sich seit Jahren mit der Kriminalit­ät im deutsch-niederländ­ischen Grenzraum beschäftig­t.

Nach dem Zollverwal­tungsgeset­z wird der Verkehr mit Barmitteln und gleichgest­ellten Zahlungsmi­tteln über die Grenzen der Bundesrepu­blik Deutschlan­d zu anderen Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union in erster Linie durch die Kontrollei­nheiten des Zolls an den Grenzen und im Landesinne­ren überwacht. Neben den Zollbedien­steten sind auch Beamte der Bundespoli­zei zur Durchführu­ng der Kontrollen befugt. Grundsätzl­ich sind bei der Ein- und Ausreise nach Deutschlan­d aus einem Mitgliedst­aat der EU mitgeführt­e Barmittel von mehr als 10.000 Euro auf Befragen mündlich anzuzeigen. Wenn Reisende diese nach Aufforderu­ng nicht oder unvollstän­dig anzeigen, handeln sie ordnungswi­drig.

Versteckt werden die Gelder an allen möglichen Stellen am und im Auto. „Die Palette reicht vom noch relativ leicht zugänglich­en Depot unter dem Fahrzeugsi­tz oder im Reisegepäc­k über ein Versteck hinter der Türverklei­dung bis hin zu speziell für Schmuggelz­wecke aufwändig angebracht­en Einbauten am Fahrzeug“, sagte ein Sprecher der Generalzol­ldirektion in Bonn. Erst in dieser Woche stellte eine Zivilstrei­fe der Bundespoli­zei bei einer Fahrzeugko­ntrolle auf der A61 bei Nettetal 35.000 Euro sicher.

 ?? FOTO: ZOLL EMMERICH ?? Im Jahr 2013 stellte der Emmericher Zoll an der deutsch-niederländ­ischen Grenze dieses Geld in Einmachglä­sern sicher.
FOTO: ZOLL EMMERICH Im Jahr 2013 stellte der Emmericher Zoll an der deutsch-niederländ­ischen Grenze dieses Geld in Einmachglä­sern sicher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany