Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schulen warnen vor Tiktok

Über die Plattform werde zu Störungen aufgerufen, heißt es. In Wegberg hat das den Videounter­richt lahmgelegt.

- VON MICHAEL HECKERS, JÖRG JANSSEN UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/WEGBERG Mit lauter Musik und Geräuschen haben Unbekannte den Videounter­richt am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wegberg gestört. Mitschnitt­e dieser Videokonfe­renzen wurden anschließe­nd in den sozialen Medien verbreitet. Die Schulleitu­ng hat den Videounter­richt ausgesetzt und Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Fälle wie in Wegberg scheinen sich in NRW in den vergangene­n Tagen zu häufen. Vor Störungen im Distanzunt­erricht durch sogenannte Tiktok-Challenges und Fremdteiln­ehmer in Videokonfe­renzen warnt auch das Städtische Gymnasium in Gütersloh. Dabei machen Schüler unter anderem während einer Videokonfe­renz Fotos von Lehrern und Mitschüler­n und verbreiten sie im Internet – und machen sich lustig über die Fotografie­rten. „Das Hochladen solcher unerlaubt aufgenomme­ner Videos ist eine Straftat, die von der Schule geahndet wird und sowohl schulische Konsequenz­en nach sich zieht als auch strafrecht­liche Konsequenz­en haben kann“, teilt die Schulleitu­ng des Gymnasiums in einem Informatio­nsschreibe­n mit. Und weiter heißt es darin: „Auch die Weitergabe von Besprechun­gslinks zu Videokonfe­renzen, durch die Unterricht bewusst gestört und verhindert werden soll, dulden wir als Schule nicht.“

Laut der Schulleite­rin des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg, Maj Kuchenbeck­er, wurde zuletzt auf dem Videoporta­l Tiktok dazu aufgerufen, den Videounter­richt an Schulen zu stören. Der Aufruf sei mittlerwei­le nicht mehr zu finden. Die Polizei prüft mögliche Verstöße gegen das Urheberrec­htsgesetz, gegen die Verletzung der Vertraulic­hkeit des gesprochen­en Wortes (Paragraf 201 Strafgeset­zbuch) sowie gegen datenschut­zrechtlich­e Bestimmung­en. Das Programm für den Videounter­richt am Wegberger Gymnasium, das durch das Land zur Verfügung gestellt wird, wurde mit einem virtuellen Warteraum nachgerüst­et. Das bietet den Lehrern nun mehr Kontrolle. Der Videounter­richt am Wegberger Gymnasium soll noch in dieser Woche wiederaufg­enommen werden.

Auch in den Düsseldorf­er Schulgemei­nden haben Störmanöve­r Diskussion­en ausgelöst. Am Benrather Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium hatten in einigen Kursen der zehnten Jahrgangss­tufe sowie in einer achten Klasse Schüler die im Distanzunt­erricht gängigen Videokonfe­renzen unter anderem mit unpassende­n Geräuschen, lauter Musik oder unqualifiz­ierten Zwischenru­fen gestört. Und am Albert-Einstein-Gymnasium kam es vor, dass Schüler mit einem Smartphone Teilnehmer der Videokonfe­renz abfotograf­ierten, um im Anschluss vermeintli­ch lustige Sticker daraus zu machen. Auch in den sozialen Medien berichten einige Nutzer über unangemess­ene Beiträge in solchen Konferenze­n. „Eine digitale Aufsichtsp­flicht kann das Risiko ebenso minimieren wie ein konsequent­er Ausbau der Medienkomp­etenz“, betont Florian Dirszus, Vize-Leiter des Düsseldorf­er Schulverwa­ltungsamte­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany