Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schulen warnen vor Tiktok
Über die Plattform werde zu Störungen aufgerufen, heißt es. In Wegberg hat das den Videounterricht lahmgelegt.
DÜSSELDORF/WEGBERG Mit lauter Musik und Geräuschen haben Unbekannte den Videounterricht am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wegberg gestört. Mitschnitte dieser Videokonferenzen wurden anschließend in den sozialen Medien verbreitet. Die Schulleitung hat den Videounterricht ausgesetzt und Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Fälle wie in Wegberg scheinen sich in NRW in den vergangenen Tagen zu häufen. Vor Störungen im Distanzunterricht durch sogenannte Tiktok-Challenges und Fremdteilnehmer in Videokonferenzen warnt auch das Städtische Gymnasium in Gütersloh. Dabei machen Schüler unter anderem während einer Videokonferenz Fotos von Lehrern und Mitschülern und verbreiten sie im Internet – und machen sich lustig über die Fotografierten. „Das Hochladen solcher unerlaubt aufgenommener Videos ist eine Straftat, die von der Schule geahndet wird und sowohl schulische Konsequenzen nach sich zieht als auch strafrechtliche Konsequenzen haben kann“, teilt die Schulleitung des Gymnasiums in einem Informationsschreiben mit. Und weiter heißt es darin: „Auch die Weitergabe von Besprechungslinks zu Videokonferenzen, durch die Unterricht bewusst gestört und verhindert werden soll, dulden wir als Schule nicht.“
Laut der Schulleiterin des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg, Maj Kuchenbecker, wurde zuletzt auf dem Videoportal Tiktok dazu aufgerufen, den Videounterricht an Schulen zu stören. Der Aufruf sei mittlerweile nicht mehr zu finden. Die Polizei prüft mögliche Verstöße gegen das Urheberrechtsgesetz, gegen die Verletzung der Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes (Paragraf 201 Strafgesetzbuch) sowie gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen. Das Programm für den Videounterricht am Wegberger Gymnasium, das durch das Land zur Verfügung gestellt wird, wurde mit einem virtuellen Warteraum nachgerüstet. Das bietet den Lehrern nun mehr Kontrolle. Der Videounterricht am Wegberger Gymnasium soll noch in dieser Woche wiederaufgenommen werden.
Auch in den Düsseldorfer Schulgemeinden haben Störmanöver Diskussionen ausgelöst. Am Benrather Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium hatten in einigen Kursen der zehnten Jahrgangsstufe sowie in einer achten Klasse Schüler die im Distanzunterricht gängigen Videokonferenzen unter anderem mit unpassenden Geräuschen, lauter Musik oder unqualifizierten Zwischenrufen gestört. Und am Albert-Einstein-Gymnasium kam es vor, dass Schüler mit einem Smartphone Teilnehmer der Videokonferenz abfotografierten, um im Anschluss vermeintlich lustige Sticker daraus zu machen. Auch in den sozialen Medien berichten einige Nutzer über unangemessene Beiträge in solchen Konferenzen. „Eine digitale Aufsichtspflicht kann das Risiko ebenso minimieren wie ein konsequenter Ausbau der Medienkompetenz“, betont Florian Dirszus, Vize-Leiter des Düsseldorfer Schulverwaltungsamtes.