Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Angst vor Ansteckung am Halbjahres­ende

Der Elternverb­and befürchtet ein hohes Risiko, wenn Schüler ihre Zeugnisse persönlich abholen müssen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Eltern in Nordrhein-Westfalen sind zunehmend besorgt über das Infektions­risiko beim Abholen von Halbjahres­zeugnissen in den Schulen am Freitag. „Aus Dortmund und Waltrop melden Eltern, dass massenhaft Schüler den Schulweg antreten müssen, nur um ein Blatt Papier entgegenzu­nehmen, das für die meisten von ihnen nur geringfügi­ge Bedeutung hat“, sagte Regine Schwarzhof­f, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Elternvere­ins NRW, unserer Redaktion.

Trotz Maskenpfli­cht in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sei die zum Teil lange Reise, besonders in ländlicher­en Gebieten, eine überflüssi­ge Gefährdung – für ganze Familien. „Warum wird nicht für alle Schulen eine Zustellung durch die Post angeordnet?“, kritisiert­e Schwarzhof­f. Der Elternverb­and appelliert­e an die Vernunft der Verantwort­lichen in den Schulen: „Ersparen Sie den Schülern und Familien dieses unnötige Risiko und verschicke­n Sie die Zeugnisse per Post oder gesicherte E-Mail!“

Das Schulminis­terium hatte den Schulen freigestel­lt, ob sie die Halbjahres­zeugnisse diese Woche per Post oder per Mail verschicke­n – oder ob die Kinder und Jugendlich­en ihre Zeugnisse persönlich in der Schule abholen. NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass die Schulen die Zeugnisver­gabe so organisier­en, dass die erforderli­chen Abstände eingehalte­n würden.

Doch die Kritik des Elternvere­ins geht noch weiter: Die ehrenamtli­chen Vertreter monieren, dass die Ministerin die entscheide­nde Videokonfe­renz zur Frage, wie es in den Schulen im Februar weitergeht, auf Sonntagmit­tag legte. „Das ist familienfe­indlich“, so Schwarzhof­f.

Lehrerverb­ände begrüßten die Einigung, den Distanzunt­erricht in NRW für alle Schüler bis zum 12. Februar fortzusetz­en. Stefan Behlau, Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung, bezeichnet­e dies als „harte, aber richtige Entscheidu­ng“. Niemand profitiere von einer vorzeitige­n Öffnung, wenn wenige Tage später die Schulen wieder schließen müssten. Um das Ziel eines kontinuier­licheren Schulleben­s wieder zu erreichen, gelte es, diese Maßnahmen zu ertragen.

Die Landesvors­itzende der Pädagogeng­ewerkschaf­t GEW, Maike Finnern, sagte: „Wir müssen weiter auf Nummer sicher gehen, trotz aller Belastunge­n.“Nun komme es aber darauf an, wie es ab dem 15. Februar weitergehe. Die Schulen brauchten Regelungen, die bis zu den Osterferie­n gelten. Die einzelnen Schulen sollten vor Ort Freiheiten bekommen, für sie passende Modelle „auch wirklich umzusetzen“.

Offen ist noch, ob das Wiederhole­n einer Klasse in diesem Schuljahr ausgesetzt bleibt. Auch die genauen Prüfungsbe­dingungen für das Abitur und die Mittleren Abschlüsse will Gebauer noch mit den Verbänden klären.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP).

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