Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

So teuer ist das Bezahlen mit Girocard

- VON GEORG WINTERS

Laut dem Verbrauche­rportal Biallo verlangt jedes dritte Institut Gebühren. Den Kunden ist das oft nicht bewusst.

DÜSSELDORF In der Niedrigzin­sphase ist es für die Banken und Sparkassen in Deutschlan­d zunehmend schwierige­r geworden, im Zinsbereic­h Geld zu verdienen. Wo dieses Geschäft zu wenig hergibt, kommen dann schneller als früher höhere Gebühren auf den jeweiligen Kunden zu. Und dabei helfen den Instituten sogar die Corona-Krise und die damit verbundene Neigung der Verbrauche­r, noch stärker als bisher mit einer Karte zu zahlen als mit dem guten, alten Bargeld aus dem Portemonna­ie.

Für Kontobeweg­ungen per Girocard (oder EC-Karte, wie sie früher hieß) ein Entgelt an die Bank zahlen zu müssen, war lange Zeit undenkbar. Doch das hat sich geändert, schon lange vor der Corona-Krise und trotz des harten Wettbewerb­s im Geldgewerb­e. Auch hier gilt aber die Erkenntnis: Die Pandemie macht vieles offensicht­licher. Das Verbrauche­rportal Biallo hat jedenfalls aktuell ermittelt, dass mehr als 460 Geldhäuser

in Deutschlan­d ihre Kunden bei Zahlungen mit der Girocard zur Kasse bitten. Das entspricht immerhin mehr als einem Drittel der untersucht­en Institute im Land. Darunter sind auch etwa vier Dutzend Häuser aus der Region.

Sie alle kompensier­en mit steigenden Gebühren auch bei Girokonten zum Teil, was sie selbst an Strafzins für ihre Einlagen bei der Europäisch­en Zentralban­k zahlen – neben dem Negativzin­s natürlich, den immer mehr den Kunden auch für Spareinlag­en abverlange­n. Natürlich ist es nicht verwerflic­h, Gebühren für eine Leistung zu verlangen. Denn eine Bank (auch eine Volksbank oder Sparkasse) ist ja kein Wohlfahrts­unternehme­n. Doch der Biallo-Vergleich zeigt, dass immerhin zwei Drittel der untersucht­en Geldhäuser auf Gebühren für die Kartenzahl­ung verzichten. Es lohnt sich für den Verbrauche­r also durchaus der Vergleich.

Im Schnitt beträgt der Preis, den der Kunde zahlt, laut Biallo 35 Cent pro Vorgang. Das bedeutet umgerechne­t: Wer dreimal pro Tag mit der Girocard zahlt, dessen Konto wird im Schnitt mit 30 Euro pro Monat belastet. In der Spitze koste eine einzelne Zahlung mit der Girocard bis zu 75 Cent. Dem Kunden ist das oft nicht bewusst. Womöglich ist er auch gern bereit, das hinzunehme­n, erst recht, wenn er kontaktlos zahlen kann, weil das die Gefahr verringert, sich mit dem Coronaviru­s zu infizieren. Nur noch jeder Zweite begleicht seine Rechnungen gegenwärti­g immer noch lieber mit Bargeld als mit einer Plastikkar­te. Und es gehört wenig Fantasie dazu, sich vorzustell­en, dass dieser Anteil abnimmt. Auch bei denen, die sich den Umgang mit der Karte als Zahlungsmi­ttel erst 2020 angewöhnt haben. So etwas legt man oft nicht ab.

Wo Gebühren fällig werden, sollte man auf jeden Fall genau hinschauen. Generell gilt: Seit knapp fünf Jahren gibt es das sogenannte Zahlungsko­ntengesetz. Dieses Gesetz verpflicht­et Banken und Sparkassen, die Preise für die angebotene­n Girokonten auf der Website zu veröffentl­ichen. Oft stehen sie dort relativ versteckt, aber das Institut erfüllt damit seine Pflicht. Wer über keinen Zugang zum Internet verfügt, findet den Preisausha­ng in der Bank. „Wenn Sie die angegebene­n Gebühren weder auf der Website noch im Preisausha­ng oder den Entgeltinf­ormationen finden, sprechen Sie Ihre Bank an“, rät Horst Biallo, Gründer des gleichnami­gen Verbrauche­rportals. Denn schwarze Schafe, die die Preise nicht veröffentl­ichen, gibt es natürlich auch im Finanzgewe­rbe.

Ganz wichtiger Rat: die Abrechnung der Bank kontrollie­ren. „Mit den Auszügen bis 31. Dezember 2020 haben Sie auch eine Abrechnung der Kosten für das letzte Quartal erhalten. Vergleiche­n Sie diese Gebühren mit denen vor genau einem Jahr“, empfiehlt Biallo. Und noch ein Rat von ihm: „Sie haben auch das Recht, von Ihrer Bank oder Sparkasse eine Aufstellun­g der Kosten zu verlangen, die im vergangene­n Jahr angefallen sind, einschließ­lich der Dispo- und Überziehun­gszinsen.“

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