Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Franziskus lädt zum Gebet.
Vor der Pfarrkirche St. Laurentius in Uedem wacht seit kurzem der Heilige Franziskus. Die von dem Bochholter Künstler Jürgen Ebert entworfene und gestaltete Bronze-Skulptur des Heiligen ist eine Bereicherung für die ganze Gemeinde Uedem, findet Pastor Engels.
UEDEM Seit 2004 heißt die katholische Kirchengemeinde Uedem „St. Franziskus“. Aber es fehlte bislang etwas, das dies auch nach außen verkörpert, sichtbar macht. Jetzt hat die Gemeinde eine Identifikationsfigur erhalten – mitten in Uedem: Eine von dem Bochholter Künstler Jürgen Ebert entworfene und gestaltete Bronze-Skulptur des heiligen Franziskus steht seit dem vierten Advent vor der Pfarrkirche St. Laurentius.
Pastor Berthold Engels kann sich noch gut an die Zeit der Gemeindefusion erinnern. 2004 wurden die Kirchengemeinden St. Laurentius Uedem, St. Jodokus Keppeln und Heilige Familie Uedemerbruch zusammengelegt. Ein neuer Name musste gefunden werden, ohne dass sich Gläubige in den einzelnen Ortschaften zurückgesetzt fühlten. Man einigte sich schließlich auf St. Franziskus. „Es war schon auffällig, dass wir zwar nach dem Heiligen Franziskus benannt sind, aber sich das nach außen nicht widerspiegelt“, sagt Pastor Engels.
Ihm war aufgefallen, dass in Uedem bereits außergewöhnlich viele Bronzefiguren stehen. Die „Hirtin mit Ziege“ist das Symbol für die Veepoort, der „Müller“steht für die Moolenpoort, der „Gerber“erinnert an die Loopoort, und der „Bauer“steht für die Mosterpoort. Aber einen bronzenen Franziskus, der für die fusionierte Kirchengemeinde steht, den gab es noch nicht. Also machte sich Engels 2017 auf die Suche nach einem Künstler, der eine Figur des Heiligen erschaffen sollte, damit die Gemeinde eine Identifikationsfigur erhält.
Dabei hatte Engels ziemlich genaue Vorstellungen davon, was er wollte – oder besser gesagt: davon, was er nicht wollte. „Franziskus-Figuren sind oft ziemlich furchtbar. Franziskus trägt beispielsweise bei diesen Darstellungen ein Vögelchen auf der Schulter. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Auch eine Tonsur sollte Franziskus nicht erhalten. Er soll als Mensch von heute, mit dem man sich gerne identifiziert, wahrgenommen werden. Und er sollte groß sein, nicht mickrig, sondern etwa zwei Meter hoch, damit man ihm nicht aus dem Weg gehen kann“, beschreibt der Pastor die Anforderungen an die Skulptur. Bei Jürgen Ebert war Engels sich sicher, dass er es anders machen würde. Der Pastor kannte bereits dessen Bronzefiguren an der Rheinpromenade in Rees und war begeistert von ihnen. „Ich habe Jürgen Ebert oft besucht und mit ihm gesprochen. Ich wusste: Er wird das gut machen“, sagt Pastor Engels.
Um die Arbeit des Bocholter Künstlers bezahlen zu können, konnte die Gemeinde bereits auf einen Grundstock an Geld zählen, das für Arbeiten an der Kirche bestimmt war. Der Förderverein St. Franziskus spendete einen großen Teil der Restsumme und viele Einzelspender, die Pastor Engels persönlich aufsuchte, taten ihr Übriges.
Nach fast drei Jahren, im Advent 2020, war es dann endlich soweit: Die fertige Figur konnte aufgestellt werden. „Dabei war es gar nicht so einfach, den geeigneten Standort zu finden: Mitten auf dem Platz, das wäre zu langweilig. Zum Rathaus ausgerichtet, würde Franziskus der Kirche den Rücken zukehren, das ging auch nicht“, sagt Engels. Nun steht die Bronze-Skulptur also direkt vor dem Kirchenportal, dem Gotteshaus zugewandt. Pastor Engels ist begeistert von der Figur, findet, sie sei eine Bereicherung für die ganze Gemeinde. „Es ist, als wäre sie schon immer dort gestanden. Franziskus befindet sich nicht auf einem Sockel, das wäre unpassend gewesen, sondern er steht mit beiden Füßen auf dem Boden. Der Heilige hat das Ideal der Armut gelebt, das verkörpert die Skulptur auch durch die einfach gehaltene Kutte, die fehlenden Schuhe und die einfache Mönchskordel, die Franziskus um den Leib trägt“, sagt Engels.
Die Schlichtheit der Figur erinnere an die Bescheidenheit des Heiligen. Franziskus schaue auf den linken Turm, nehme eine Gebetshaltung ein und lade zum Betreten der Kirche ein.
Auf eine große Einweihungsfeier musste aufgrund der Corona-Pandemie zwar verzichtet werden. Die Rückmeldungen der Uedemer seien bislang allerdings sehr positiv gewesen. „Viele finden es gut, dass die Skulptur nicht kitschig geworden ist. Sie kommt wirklich gut an“, sagt Berthold Engels.