Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Hier kennt man sich und hilft einander“
In einer Serie stellen wir die Ortsvorsteher der Gemeinde Kranenburg vor: Klaus van Horrick hat das Amt in Wyler.
KRANENBURG-WYLER In Kranenburg hat jeder Ortsteil – und auch der Gemeindekern – einen Vorsteher. Im Interview erzählen die Ansprechpartner der Bürger über die Situation im Ort, den sie vertreten. Klaus van Horrick (65) kümmert sich um die Anliegen der 450 Wyleraner.
Wie kommt man an das Amt, und wie lange haben Sie es bereits? KLAUS VAN HORRICK Zunächst war meine Frau dafür verantwortlich, dass ich überhaupt in Wyler wohne. 1979 bin ich aus Goch zu ihr gezogen und bin jetzt seit 13 Jahren Ortsvorsteher. Die Möglichkeit, das Amt zu übernehmen, hängt vom Ausgang der Kommunalwahl ab. Die Partei mit den meisten Stimmen in der Ortschaft schlägt den Vorsteher vor. Der wird dann vom Rat gewählt.
Was macht Wyler lebenswert?
VAN HORRICK An erster Stelle sind es die Dorfgemeinschaft und die gute Nachbarschaft. Die Situation in den Vereinen zeigt es durch die Mitgliederzahlen. Ich bin im Vorstand der Schützen und kann das daher beurteilen. Auch der Kirchenchor hat viele Sänger und muss sich schon seit Jahren keine personellen Sorgen machen. Er tritt auf Einladungen Rom, Münster oder in den Niederlanden auf. Das hängt auch mit dem großen Engagement von Chorleiter Theo Giesbers zusammen. Auch die Feuerwehr hat keine Nachwuchsprobleme und ist fester Bestandteil des Dorflebens. Wyler hat eine sehr hohe Wohnqualität. Die muss erhalten und gesteigert werden.
Wie verhält es sich mit den Niederländern?
VAN HORRICK Es ist ein Vorurteil, dass sie nicht am öffentlichen Leben teilnehmen. Etwa 80 Prozent der zugezogenen Niederländer engagieren sich aktiv in unseren Vereinen. Egal ob Feuerwehr, Schützenverein, Messdienergruppe oder dem Kirchenchor. Niederländer, die hier lediglich schlafen und den Rest ihres Lebens jenseits der Grenze verbringen, sind deutlich in der Minderheit. Wyler ist mit seinen 450 Einwohnern übersichtlich. Hier kennt man sich und hilft einander. Das ist es, was ein funktionierendes Dorf ausmacht.
Stimmen behaupten, Wyler sei nur da, um durchzufahren.
VAN HORRICK Das stimmt so nicht. Allein die Kirche ist sehenswert. Sie wurde 1302 erstmals erwähnt. Der Turm ist original. Die Seitenschiffe wurden mal erneuert. Es gibt einige Orte, an denen es sich lohnt, Halt zu machen. Und wenn es nur darum geht, sich auf eine Bank zu setzen, um den tollen Blick in die Niederung zu genießen. Die Orte sieht aber keiner, der hier mit Tempo durchfährt.
Was ärgert Sie an der Situation in Wyler?
VAN HORRICK Der Durchgangsverkehr ist ein großes Problem für die Dorfbewohner. Dabei geht es nicht darum, Niederländer aufzuhalten, die in Kranenburg einkaufen wollen. Nur muss für die aus Nijmegen kommenden Autofahrer eine andere Zufahrt eingerichtet werden. Entweder über die Tiggelstraße oder die Anbindung B 9 / B504, die auch Tennisschläger genannt wird. Günter Steins (ehemaliger Bürgermeister, d. Red.) und wir haben hier schon alles versucht. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass ich noch eine Verbesserung erlebe.
Macht die Gemeinde genug für die Ortschaft?
VAN HORRICK Wir können uns nicht beklagen. Bei Anliegen wird oft kurzfristig auf dem sogenannten ,kleinen Dienstweg‘ geholfen. Auf den Bauhof oder das Ordnungsamt konnten wir uns immer verlassen. Auch der Bürgermeister hat stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen.
Was ist das nächste Projekt?
VAN HORRICK Im Gemeinderat wurde bereits darüber diskutiert. Das ehemalige Pfarrheim soll in ein Haus für die Vereine umgebaut werden. Alles klar ist hier aber noch nicht. Die Verwaltung hat jedoch signalisiert, dass es für die Umsetzung des Projekts gut aussieht. Der Kirchenvorstand ist in dieser Angelegenheit federführend und leistet hervorragende Arbeit.
Wie ist die Situation, was Leiharbeiter betrifft?
VAN HORRICK Es gibt drei Unterkünfte in unserem Dorf, in denen Leiharbeiter untergebracht sind. Ich will nicht sagen, dass es hier noch nie Probleme gab, aber nicht so wie etwa in Kranenburg. Die Leute fallen kaum auf.
Wie entwickelt sich die Altersstruktur in Wyler?
VAN HORRICK Es wohnen immer mehr ältere Leute in der Ortschaft. Zu St. Martin bekommen alle Mitbürger ab dem 80. Lebensjahr eine Tüte. Jedes Jahr packen wir hier mehr Tüten. Über Nachwuchs können wir uns aber nicht beklagen. Es leben hier viele junge Familien mit Kindern.
Stören die Trümmer der ehemaligen Zollstation nicht das Dorfbild?
VAN HORRICK Klar, das Gebäude steht seit 1973 leer und verfällt seitdem. Ich wohne direkt daneben und sehe es schon gar nicht mehr. Ohne Zweifel wäre es schöner, wenn statt der Ruine dort Wohnhäuser stünden. Erste Pläne gibt es dafür.
Was war früher besser?
VAN HORRICK (überlegt) Eigentlich nichts.