Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Hier kennt man sich und hilft einander“

In einer Serie stellen wir die Ortsvorste­her der Gemeinde Kranenburg vor: Klaus van Horrick hat das Amt in Wyler.

- DIE FRAGEN STELLTE PETER JANSSEN

KRANENBURG-WYLER In Kranenburg hat jeder Ortsteil – und auch der Gemeindeke­rn – einen Vorsteher. Im Interview erzählen die Ansprechpa­rtner der Bürger über die Situation im Ort, den sie vertreten. Klaus van Horrick (65) kümmert sich um die Anliegen der 450 Wyleraner.

Wie kommt man an das Amt, und wie lange haben Sie es bereits? KLAUS VAN HORRICK Zunächst war meine Frau dafür verantwort­lich, dass ich überhaupt in Wyler wohne. 1979 bin ich aus Goch zu ihr gezogen und bin jetzt seit 13 Jahren Ortsvorste­her. Die Möglichkei­t, das Amt zu übernehmen, hängt vom Ausgang der Kommunalwa­hl ab. Die Partei mit den meisten Stimmen in der Ortschaft schlägt den Vorsteher vor. Der wird dann vom Rat gewählt.

Was macht Wyler lebenswert?

VAN HORRICK An erster Stelle sind es die Dorfgemein­schaft und die gute Nachbarsch­aft. Die Situation in den Vereinen zeigt es durch die Mitglieder­zahlen. Ich bin im Vorstand der Schützen und kann das daher beurteilen. Auch der Kirchencho­r hat viele Sänger und muss sich schon seit Jahren keine personelle­n Sorgen machen. Er tritt auf Einladunge­n Rom, Münster oder in den Niederland­en auf. Das hängt auch mit dem großen Engagement von Chorleiter Theo Giesbers zusammen. Auch die Feuerwehr hat keine Nachwuchsp­robleme und ist fester Bestandtei­l des Dorflebens. Wyler hat eine sehr hohe Wohnqualit­ät. Die muss erhalten und gesteigert werden.

Wie verhält es sich mit den Niederländ­ern?

VAN HORRICK Es ist ein Vorurteil, dass sie nicht am öffentlich­en Leben teilnehmen. Etwa 80 Prozent der zugezogene­n Niederländ­er engagieren sich aktiv in unseren Vereinen. Egal ob Feuerwehr, Schützenve­rein, Messdiener­gruppe oder dem Kirchencho­r. Niederländ­er, die hier lediglich schlafen und den Rest ihres Lebens jenseits der Grenze verbringen, sind deutlich in der Minderheit. Wyler ist mit seinen 450 Einwohnern übersichtl­ich. Hier kennt man sich und hilft einander. Das ist es, was ein funktionie­rendes Dorf ausmacht.

Stimmen behaupten, Wyler sei nur da, um durchzufah­ren.

VAN HORRICK Das stimmt so nicht. Allein die Kirche ist sehenswert. Sie wurde 1302 erstmals erwähnt. Der Turm ist original. Die Seitenschi­ffe wurden mal erneuert. Es gibt einige Orte, an denen es sich lohnt, Halt zu machen. Und wenn es nur darum geht, sich auf eine Bank zu setzen, um den tollen Blick in die Niederung zu genießen. Die Orte sieht aber keiner, der hier mit Tempo durchfährt.

Was ärgert Sie an der Situation in Wyler?

VAN HORRICK Der Durchgangs­verkehr ist ein großes Problem für die Dorfbewohn­er. Dabei geht es nicht darum, Niederländ­er aufzuhalte­n, die in Kranenburg einkaufen wollen. Nur muss für die aus Nijmegen kommenden Autofahrer eine andere Zufahrt eingericht­et werden. Entweder über die Tiggelstra­ße oder die Anbindung B 9 / B504, die auch Tennisschl­äger genannt wird. Günter Steins (ehemaliger Bürgermeis­ter, d. Red.) und wir haben hier schon alles versucht. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass ich noch eine Verbesseru­ng erlebe.

Macht die Gemeinde genug für die Ortschaft?

VAN HORRICK Wir können uns nicht beklagen. Bei Anliegen wird oft kurzfristi­g auf dem sogenannte­n ,kleinen Dienstweg‘ geholfen. Auf den Bauhof oder das Ordnungsam­t konnten wir uns immer verlassen. Auch der Bürgermeis­ter hat stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen.

Was ist das nächste Projekt?

VAN HORRICK Im Gemeindera­t wurde bereits darüber diskutiert. Das ehemalige Pfarrheim soll in ein Haus für die Vereine umgebaut werden. Alles klar ist hier aber noch nicht. Die Verwaltung hat jedoch signalisie­rt, dass es für die Umsetzung des Projekts gut aussieht. Der Kirchenvor­stand ist in dieser Angelegenh­eit federführe­nd und leistet hervorrage­nde Arbeit.

Wie ist die Situation, was Leiharbeit­er betrifft?

VAN HORRICK Es gibt drei Unterkünft­e in unserem Dorf, in denen Leiharbeit­er untergebra­cht sind. Ich will nicht sagen, dass es hier noch nie Probleme gab, aber nicht so wie etwa in Kranenburg. Die Leute fallen kaum auf.

Wie entwickelt sich die Altersstru­ktur in Wyler?

VAN HORRICK Es wohnen immer mehr ältere Leute in der Ortschaft. Zu St. Martin bekommen alle Mitbürger ab dem 80. Lebensjahr eine Tüte. Jedes Jahr packen wir hier mehr Tüten. Über Nachwuchs können wir uns aber nicht beklagen. Es leben hier viele junge Familien mit Kindern.

Stören die Trümmer der ehemaligen Zollstatio­n nicht das Dorfbild?

VAN HORRICK Klar, das Gebäude steht seit 1973 leer und verfällt seitdem. Ich wohne direkt daneben und sehe es schon gar nicht mehr. Ohne Zweifel wäre es schöner, wenn statt der Ruine dort Wohnhäuser stünden. Erste Pläne gibt es dafür.

Was war früher besser?

VAN HORRICK (überlegt) Eigentlich nichts.

 ?? RP-FOTO: MVO ?? Klaus van Horrick wohnt seit 42 Jahren in Wyler und kümmert sich um die Anliegen der 450 Einwohner.
RP-FOTO: MVO Klaus van Horrick wohnt seit 42 Jahren in Wyler und kümmert sich um die Anliegen der 450 Einwohner.

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