Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hilfeschre­i der Friseure: Lockdown endlich beenden

Vom 31. Januar auf den 1. Februar brennt in vielen Salons im Kreis Kleve das Licht 24 Stunden lang. Auch Karin Ingenillem aus Geldern setzt ein Zeichen.

- VON MAREI VITTINGHOF­F

GELDERN/KREIS KLEVE Karin Ingenillem will ein Zeichen setzen. Deswegen wird sie am 31. Januar in ihre beiden Friseursal­ons gehen und das Licht anmachen. 24 Stunden lang soll es dann leuchten, in der Josefstraß­e und der Schulstraß­e. Dort, wo die Friseur-Obermeiste­rin ihre beiden Standorte hat und wo sie eigentlich jetzt stehen würde mit Schere, Föhn und Kamm zum Waschen, Schneiden, Legen.

Eigentlich. Denn seit dem zweiten Lockdown mit Beginn am 16. Dezember darf Ingenillem ihre beiden Salons nicht öffnen. Wie alle Friseure in Deutschlan­d – und damit auch wie die 67 Salons der Friseur-Innung im Kreis Kleve. Nur Beratung und Verkauf sind aktuell erlaubt.

Und ob die Friseure am 15. Februar – unter Berücksich­tigung der Hygiene-Vorschrift­en – wieder Haare schneiden oder herausgewa­chsene Ansätze nachfärben dürfen – das steht noch nicht fest.

Die Innung des Kreises Kleve hat sich deshalb entschiede­n, bei einer Aktion des Zentralver­bands des Deutschen Friseurhan­dwerks mitzumache­n: Vom 31. Januar auf den 1. Februar sollen Inhaber von Salons das Licht anlassen, um auf diese Weise auf die Situation des Friseur-Handwerks im Lockdown aufmerksam zu machen. „Licht an, bevor es ganz ausgeht“, heißt die Aktion.

Für Karin Ingenillem geht es dabei vor allem um Sichtbarke­it – in mehrfacher Hinsicht. Da wäre zum einen natürlich die wirtschaft­liche Lage: Viele Familienbe­triebe oder inhabergef­ührte Salons können die mit dem zweiten Lockdown verbundene­n Umsatzverl­uste nicht mehr überbrücke­n, stehen vor dem Aus. „Es wird zwar immer von Überbrücku­ngshilfen gesprochen, aber bis die mal ankommen, ist es wahrschein­lich schon März oder April“, sagt Ingenillem. In einer Whatsapp-Gruppe tausche sie sich regelmäßig mit anderen Mitglieder­n der Innung über Probleme und die Zahlung der Hilfen aus. „Hast du schon was bekommen?“, frage dort immer wieder jemand nach. Und bekomme dann als Antwort nur ein: „Nein, ich habe auch noch nichts.“

In den Forderunge­n der Aktion heißt es darum: „Die Überbrücku­ngshilfen müssen passgenau gestaltet und schnell und unbürokrat­isch gewährt werden“. Dabei müsse auch der Chef des Betriebes berücksich­tigt werden, der in den aktuellen Regelungen noch leer ausgehe. Und auch auf die Situation der Auszubilde­nden in den Salons soll die Aktion aufmerksam machen. Sie selbst habe seit August einen Azubi, sagt Ingenillem, der durch den Lockdown nun nicht praktisch lernen könne. „Er ist handwerkli­ch sehr pfiffig und wird das aufholen können, aber die Praxis fehlt dann doch.“

Ingenillem sagt, sie wolle mit der Aktion aber auch noch aus einem anderen Grund Sichtbarke­it zeigen: für ihre Stammkunde­n. „Für viele von ihnen ist der Friseurbes­uch ja auch ein Lichtblick im Alltag, für den sich manche extra schick machen. Und wenn sie dann morgens in den Spiegel gucken und die Haare wieder gut aussehen, ist die Welt zumindest für ein paar Minuten wieder in Ordnung“, sagt sie. Ingenillem versuche deshalb, telefonisc­h mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben und Termine für die Zeit nach dem Lockdown auszumache­n. Ingenillem hofft, dass es am Rosenmonta­g wieder soweit sein könnte. Ihren Terminkale­nder hat sie schon jetzt immer dabei.

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FOTO: G. EVERS Karin Ingenillem will am 31. Januar in ihren beiden Geldernern Salons für 24 Stunden das Licht anlassen, um so ein Zeichen für das Friseur-Handwerk zu setzen.

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