Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Auwel-Holt – das ganze Dorf passt auf sich auf

Swen Feegers aus Auwel-Holt hatte die Idee, für die Dorfbevölk­erung eine Whatsapp-Gruppe ins Leben zu rufen. Sie soll abschrecke­n, warnen und in Notlagen helfen.

- VON HEINZ SPÜTZ

AUWEL-HOLT In Auwel-Holt wird Nachbarsch­aft noch groß geschriebe­n. Hier hält die Dorfgemein­schaft zusammen, da wird aufeinande­r aufgepasst und geguckt, wer im Dorf rumläuft. Und es hat sich wieder einmal bewahrheit­et, dass die besten Ideen an der Theke bei einem gemeinsame­n Bier entstehen.

„2017, beim Windparkfe­st in unserem Dorf, erzählte mir ein Bekannter von seinen schrecklic­hen Erlebnis, als er hautnah miterleben musste, wie Einbrecher seine Wohnung ausplünder­ten und er in seiner Hilflosigk­eit nicht wusste, wie er sich verhalten sollte“, erklärt Swen Feegers. „Die acht Minuten bis zum Eintreffen der alarmierte­n Polizei kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, in der die Diebe weiter ihr Unwesen trieben.“

Die erschütter­nde Geschichte seines Bekannten ließ Feegers nicht mehr los. Wie kann man solche Situatione­n verhindern? Wie kann man Hilfesuche­nde in Notlagen unterstütz­en? Wie kann man ihnen das Gefühl vermitteln, nicht alleine zu sein? Sein Gehirnkast­en lief auf Hochtouren.

Feegers kam auf die einfache, aber geniale Idee, eine Whatsapp-Gruppe ins Leben zu rufen, und fand dabei tatkräftig­e Unterstütz­ung durch seinen Nachbarn Matthias Leuken. Ein Name für diese Gruppe war schnell gefunden: Auwel-Holt 110112. Doch was hat es nun mit dieser Gruppe auf sich? „Die Initiative hat absolut nichts mit Selbstjust­iz zu tun“, sagt Feegers. „Wir wollen uns gegenseiti­g helfen und gleichzeit­ig das Gemeinscha­ftsgefüge stärken.“„Hilfe zur Selbsthilf­e“, nennt es Leuken.

Innerhalb dieser Whatsapp-Gruppe soll kommunizie­rt werden, wenn fremde Personen durchs Dorf schleichen oder auswärtige Fahrzeuge, die im Dorf nichts zu suchen haben, gesehen werden. Aber auch, wenn Bewohner nicht vom Spaziergan­g zurückkomm­en oder Tiere zu- oder weggelaufe­n sind. Ärztliche Notfälle zählen ebenfalls dazu.

„Sollten beispielsw­eise in den dunklen Abendstund­en verdächtig­e Personen auf einem Grundstück gesehen werden, wäre eine kurze Nachricht mit Name, Adresse und Grund ausreichen­d“, sagt Feegers. „Es würden bestimmt einige Leute aus dem Dorf sofort mit ihren Autos dahinfahre­n und unter Umständen

die Personen vertreiben.“

Doch damit nicht genug. „Wir haben insgesamt 26 Schilder an den Einfallsst­raßen mit der Aufschrift ,Achtung. Whatsapp Nachbarsch­aftsschutz’ und entspreche­nden Symbolen aufgestell­t“, sagt Leuken. „Bei der Finanzieru­ng der Schilder entstand eine unwahrsche­inliche Dynamik im Ort. So konnten wir die Schilder durch Spenden von Nachbarsch­aften bezahlen.“

„Mittlerwei­le sind 80 Prozent der Dorfhausha­lte, also etwa 260 Personen, Gruppenmit­glieder, und ich versuche bei Whatsapp, 50 weitere Gruppenplä­tze zu erhalten“, ergänzt Feegers, der besonderen Wert darauf legt, dass Gruppenreg­eln eingehalte­n werden und die Gruppe nicht zu einer „Quasselpla­ttform“mutiert. „Die Sache mit der Disziplin klappt“, sagen beide.

Angesichts der hohen Resonanz sind sich beide darüber einig, durch diese Initiative zum subjektive­n Sicherheit­sgefühl innerhalb der Ortschaft beigetrage­n und gleichzeit­ig die Identifizi­erung mit ihrer Heimat gestärkt zu haben.

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RP-FOTO: SPÜTZ Swen Feegers (l.) und Matthias Leuken an einem der Hinweissch­ilder auf die dörfliche Whatsapp-Gruppe.

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