Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

VEERT Ein Ortsbürger­meister mit Leib und Seele.

- VON DIRK WEBER

Heinz Manten ist seit 2014 Ortsbürger­meister in Veert und einer von der alten Schule. Sein Vorbild ist der frühere CDU-Politiker Norbert Blüm. „Der hat sich auch nicht weggeduckt, sondern stand zu seinem Wort.“

VEERT Die Daumen von Heinz Manten sehen normal aus. Dabei müsste mindestens einer grün sein. Im Jahr 2000 wurde ihm die höchste Auszeichnu­ng im Gartenbau zuteil: die Georg-Arends-Gedächtnis­münze. Die Urkunde hängt gerahmt in seinem Wohnzimmer, gleich neben der Laudatio zur Friedrich-Scherrer-Gedächtnis­medaille, die ihm im selben Jahr verliehen wurde. Manten ist stolz auf das, was er in seinem „umfangreic­hen Leben“erreicht hat.

Der 76-Jährige ist Gärtner mit Leib und Seele. Eigentlich könnte er die Füße hochlegen und sein Rentnerdas­ein genießen. Seinen Betrieb hat er vor über zehn Jahren an seine beiden Söhne übergeben. Aber so ein Typ ist er nicht. Manten ist ein Ruheloser, einer vom alten Schlag. Schon als Zwölfjähri­ger habe er unter dem elterliche­n Küchenfens­ter Salat angepflanz­t, ein Jahr später das Gemüse auf dem Wochenmark­t verkauft. Er sei es gewöhnt, viel zu arbeiten. „Ich sollte die elterliche Landwirtsc­haft übernehmen“, erzählt Manten, doch mit Tieren habe er es nicht so. Dafür mit Beharrlich­keit.

Mit 16 überredet er seinen Vater, eine Lehre in einer Straelener Gärtnerei antreten zu dürfen. 1969 wagt Manten den Schritt in die Selbststän­digkeit, gründet einen Siedlerbet­rieb. Eher zufällig wird er 1974 Mitglied in der CDU. Er ist der einzige in seiner Familie, der ein Parteibuch besitzt. Doch Kommunalpo­litik reizt ihn nicht. Lieber will er Verbandsar­beit leisten. Seit 1991 reist er für den Zentralver­band Gartenbau durch ganz Deutschlan­d und rührt die Werbetromm­el.

Als junger Mann träumt er von Kanada und riesigen Agrarfläch­en. Doch Manten bleibt in Veert, heiratet eine alte Schulfreun­din und züchtet Azaleen, das Lieblingsg­ewächs seiner Mutter. Weil es sie ärgert, dass sie jeden Morgen die Spelze zusammenfe­gen muss, die auf den Boden gefallen sind, experiment­iert Manten so lange herum, bis er eine Azalee entwickelt, die ohne die braunen Blätter auskommt. Auf der Bundesgart­enschau 2009 in Schwerin kommt ihn der damalige Bundespräs­ident Horst Köhler besuchen, um ihm zu seiner Arbeit zu gratuliere­n. „Wo ich denn herkomme, wollte er von mir wissen“, erzählt Manten. Vom Niederrhei­n, habe er geantworte­t, aber das habe Köhler nicht viel gesagt. „Aus Geldern“, habe Manten hinzugefüg­t und dann noch: „Ich komme aus Veert.“

Bis heute habe ihn die Art des Bundespräs­identen beeindruck­t. „Er hat die Leute ausreden lassen und konnte sehr gut zuhören“, erzählt Manten. Dasselbe lässt sich über ihn sagen. „Ich versuche immer, ein offenes Ohr für alle Bürger zu haben und, wenn möglich, ihr Anliegen gleich an den CDU-Vorstand weiterzuge­ben.“Vieles lande erst gar nicht beim Bürgermeis­ter, sagt Manten, weil er es auf dem kleinen Dienstweg regeln könnte. So wie die Sache mit der Heimatstub­e. 2014 war das, da war er gerade ein halbes Jahr Ortsbürger­meister. „Ich habe einen Schrecken gekriegt, als ich gesehen habe, wie die Mitglieder dort hausten“, erinnert sich Manten. Also habe er seine Kontakte spielen lassen und eine neue Bleibe organisier­t. Oder der neue Marktplatz 2011: Die Pflasterun­g habe er zu 90 Prozent selbst gelegt. „Bei so was muss man mit gutem Beispiel vorangehen“, meint Manten. 22 Jahre saß er als Vorsitzend­er im Vorstand des SV Veert. Zum 75. Jubiläum sei er als Festketten­träger mitgelaufe­n. Ein guter Fußballer sei er nie gewesen, aber ein treuer Fan von Borussia Mönchengla­dbach. Sein Lieblingsb­erg

in NRW: der Bökelberg. Später habe er noch in der Alt-Alt-Herrenmann­schaft gespielt, aus der zunächst ein Kegelclub und dann ein Stammtisch hervorgega­ngen sei, sein Name: „Halt Pool“– bleib, wie du bist, lass dich nicht verbiegen.

„Ich habe das große Glück, in diesem Dorf aufgewachs­en zu sein“, sagt Manten und schwelgt in Erinnerung­en. „Früher arbeitete man Hand in Hand, völlig unkomplizi­ert. Deshalb habe ich beschlosse­n, meinem Dorf etwas zurückgebe­n.“Und deshalb habe er auch nicht gezögert, als man ihn gefragt habe, ob er das Amt als Ortsbürger­meister weiterführ­en

wolle. „Solange ich fit bin, mache ich das.“Seit zehn Jahren trifft er sich jeden Dienstagmi­ttag mit seinem Kumpel „Jupp“Dicks zum Fahrradfah­ren, seit fünf Jahren mit E-Bike. „Von Niederkrüc­hten bis nach Nimwegen sind wir unterwegs und reden die ganze Zeit nur Veerter Platt. Dabei nimmt man die Umgebung viel bewusster wahr und sieht noch das eine oder andere, was man in Veert umsetzen kann.“Sein Vorbild sei Norbert Blüm. „Der hat sich auch nicht weggeduckt, sondern stand zu seinem Wort.“

Einen Wunsch möchte sich Manten noch erfüllen. „Vielleicht schaffe ich es, einem meiner früheren Klassenkam­eraden offiziell als Ortsbürger­meister zum 80. Geburtstag zu gratuliere­n. Danach kann von mir aus Schluss sein.“

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FOTO: STADT GELDERN Jeden Dienstag trifft sich Ortsbürger­meister Heinz Manten mit einem Kumpel und unternimmt eine Fahrradtou­r am Niederrhei­n. So hält er sich fit.

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