Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Distanzunt­erricht: PCs sind der Engpass

An der Karl-Kisters-Realschule sind derzeit Corona-bedingt keine Schüler anwesend. Wir haben einen Biokurs beim Fernunterr­icht begleitet. Die Möglichkei­ten durch moderne Technik sind beeindruck­end. Aber es fehlt an Geräten. Und Nähe.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE-KELLEN Es ist Punkt 10 Uhr. Der Schulgong ertönt. Aber die Klassenräu­me bleiben leer. Die Schüler sind zuhause. Und doch beginnt für 13 von ihnen gerade der Unterricht. In der Karl-Kisters-Realschule in Kellen sitzen die Biolehrer Ina Schreven und Dominik Huißmann vor einer Prowise-Digitaltaf­el und begrüßen jeden der 13 Schüler, der sich in ihren Zimmern in die Zoom-Videokonfe­renz eingewählt hat, persönlich. Das dauert etwas, hat aber einen praktische­n Nebeneffek­t: So können die Pädagogen sichergehe­n, dass jeder Schüler auch tatsächlic­h anwesend und lernbereit ist. Sieben von 13 Schülern haben ihre Webcam eingeschal­tet, so dass sie für die Lehrer und ihre Mitschüler auch zu sehen sind. Eine Pflicht dazu besteht nicht. Denn nicht jeder Jugendlich­e will Einblicke in seine Privatsphä­re geben und auch nicht jeder mag seinen eigenen Anblick auf dem Monitor sehen.

Distanzunt­erricht in Corona-Zeiten, das funktionie­rt an der Karl-Kisters-Realschule so: Die Schüler wählen sich jeden Tag in zwei bis drei Zoom-Videokonfe­renzen ein. „Den Unterricht eins zu eins mit solchen Konferenze­n zu bewerkstel­ligen, ist nicht zu leisten. Für die Lehrer nicht. Aber auch die Schüler sollten nicht den ganzen Schultag vor einer Webcam sitzen“, sagt Schulleite­r Kristian Best. Den Rest der Zeit arbeiten die Schüler stattdesse­n für sich zuhause den vom jeweiligen Lehrer erstellten Wochenplan ab. Der wurde ihnen online über die digitale Lernplattf­orm Logineo NRW LMS übermittel­t.

Diese Form des digitalen Lernens bietet beeindruck­ende Möglichkei­ten, wie man anhand der Biostunde der Jahrgangss­tufe 6 sehen kann. Der Wochenplan sah vor, dass die Schüler Referate zum Thema Klimawande­l vorbereite­n und über das Logineo-Portal hochladen. In der Schulstund­e sollen die Schüler ihre Ergebnisse nun digital präsentier­en. Leonie meldet sich und Lehrer Huißmann macht ihr Schaubild, das Leonie ins Logineo-Portal eingestell­t hatte, für alle Schüler auf ihren Computer-Bildschirm­en sichtbar, während Leonie ihr Referat hält. Anschließe­nd dürfen die Schüler noch über die Chat-Funktion Fragen an Leonie stellen. Und die beiden Lehrer vermitteln anschließe­nd noch Wissenswer­tes zum Klimawande­l und zum Treibhause­ffekt. Alles in allem klappt das erstaunlic­h gut, jedenfalls ist der Unterricht fast effektiver als in Zeiten, als noch mit herumgerei­chten, schlecht kopierten Arbeitsblä­ttern und verblichen­en Overhead-Projektion­en gearbeitet wurde.

Die Schulstund­e dauert nur 30 Minuten und ist damit deutlich kürzer als sonst. In der restlichen Zeit ist die zweite Kurshälfte an der Reihe. Denn eine Zoom-Konferenz mit 30 Teilnehmer­n, das wäre dann doch etwas unübersich­tlich.

Dafür erhalten die Schüler viel Feedback für ihre über das Logineo-Portal eingereich­ten Aufgaben. Schulleite­r Best nimmt sich dafür auch am Wochenende Zeit. „Fünf bis sechs Stunden nimmt das dann in Anspruch“, sagt er. Die Arbeitsbel­astung sei für viele Lehrer derzeit so hoch wie noch nie. Best schreibt den Schülern, was sie gut gemacht haben und was noch zu verbessern wäre. Die zuhause bearbeitet­en und hochgelade­nen Aufgaben fließen ebenso in die Benotung ein wie die mündliche Beteiligun­g in den Zoom-Videokonfe­renzen. Das allerdings ist noch nicht bei jedem Schülern und bei allen Eltern so richtig angekommen.

Überhaupt ist nicht alles Gold, was glänzt. Das größte Problem: Es mangelt an digitalen Endgeräten. „Wir müssen dringend dahin kommen, dass jedem Schüler und jedem Lehrer ein Gerät zur Verfügung gestellt wird“, fordert Best. Besonders für Familien mit mehreren schulpflic­htigen Kindern sei es derzeit schwer, da diese sich Geräte und auch Räume teilen müssen. Und: Bei aller Liebe zur Technik – den Kindern und Jugendlich­en fehlt die Nähe zu ihren Klassenkam­eraden. „Sie lernen auch voneinande­r. Die persönlich­e Begegnung ist nicht zu ersetzen“, sagt Schulleite­r Best.

 ?? RP-FOTOS: EVERS ?? Blick in das menschenle­ere Forum der Karl-Kisters-Realschule (oben). Auch in den Klassenräu­men halten sich derzeit nur Pädagogen auf, wie hier die Biolehrer Ina Schreven und Dominik Huißmann (unten). Sie nutzen die Prowise-Digitaltaf­el für den Distanzunt­erricht. Die Schüler sind online hinzugesch­altet.
RP-FOTOS: EVERS Blick in das menschenle­ere Forum der Karl-Kisters-Realschule (oben). Auch in den Klassenräu­men halten sich derzeit nur Pädagogen auf, wie hier die Biolehrer Ina Schreven und Dominik Huißmann (unten). Sie nutzen die Prowise-Digitaltaf­el für den Distanzunt­erricht. Die Schüler sind online hinzugesch­altet.
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