Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Wette Telder“: Mehrheit für Fortführung
2,2 Millionen statt 1,1 Millionen Euro: Die CDU-Fraktion hat den neuen Architekten in einer virtuellen Runde zu Gast und sieht keine Möglichkeit, die Baukosten zu senken. Die SPD will am Konzept eines Familienbüros festhalten.
EMMERICH Im Emmericher Rat zeichnet sich eine breite Mehrheit für die Fortführung des Sanierungsprojektes „De wette Telder“an der Steinstraße ab.
Die Emmericher CDU spricht sich zähneknirschend dafür aus, am Projekt festzuhalten. Die Ratsfraktion der CDU kam nach einer Videokonferenz mit dem neuen Architekten Barend van Ackeren aus Kleve zu diesem Schluss.
„Es macht keinen Sinn das Projekt zu stoppen“, so Fraktionschef Matthias Reintjes. Auch wird es wohl beim neuen Kostenrahmen bleiben, den die Verwaltung der Politik bereits mitgeteilt hat. „Der Architekt hat dargelegt, dass es eine Reihe von Neuerungen gibt, die unumgänglich sind und es deshalb auch nicht möglich sein wird, bei den Baukosten Einsparungen vorzunehmen“, so Reintjes.
SPD-Fraktionschef Manfred Mölder erklärte am Mittwoch gegenüber der Rheinischen Post ebenfalls, dass seine Partei an „Konzept, Strategie und Vorgehensweise“festhalten werde. „Es gibt keine Alternative. Wenn das Haus saniert ist, soll das Familienbüro ,ebkes’ dort einziehen.“
Der Hintergrund: Die Sanierung des ältesten Hauses der Stadt wird deutlich teurer als geplant. Die Gesamtkosten liegen jetzt bei 2,2 Millionen Euro. Ursprünglich war mit Gesamtkosten von 1,12 Millionen Euro gerechnet worden.
Zudem hat die Stadt die Bezuschussung des Projektes in Höhe von 90 Prozent durch Bund und Land verloren, weil es sich zu lange verzögert hat. Damals wären nur 100.000 Euro bei der Stadt Emmerich als Finanzierungsnteil verblieben. Die Verwaltung hofft nun auf Landeszuschüsse aus der Städtebauförderung in Höhe von 70 Prozent. Dann läge der Eigenanteil bei rund 600.000 Euro. Eine mündliche Zusage der Bezirksregierung in Düsseldorf soll es geben. Diese hat ein Interesse am Erhalt eines der ältesten Häuser von Emmerich.
Der Grund für die Verzögerungen und die Kostenexplosion: Im Januar 2019 hatte die Baufirma mit den Sanierungsarbeiten begonnen. Doch schon bald zeigte sich, dass das alte Haus eine echte Herausforderung ist. Die Planung aus 2017 reichten nicht, zwischenzeitlich hatte der Architekt seinen Auftrag an die Stadt Emmerich schon zurückgegeben. Das Projekt liegt seit Dezember 2019 bei Architekt Barend van Ackeren aus Kleve.
Bei der CDU-Fraktion machte er deutlich, dass der Brandschutz für das Gebäude „sehr teuer“wird, wie Reintjes sagt. Außerdem muss ein hoher Aufwand betrieben werden, damit das Haus nicht irgendwann in sich zusammenfällt. Und die Denkmalschutz-Behörde stellt ebenfalls hohe Erwartungen.
Reintjes fasst nach der (virtuellen) Gesprächsrunde mit dem Klever Architekten für sich zusammen: „Die ursprüngliche Kalkulation von 1,1 Millionen Euro war unrealistisch.“
Das hat für viel Ärger in der CDU-Fraktion geführt. Reintjes: „Wir hatten heftige Diskussionen um Alternativen zur geplanten Sanierung. Der Architekt hat aber klar gemacht, dass das Gebäude in spätestens fünf Jahren in sich zusammenbricht, wenn nichts gemacht wird.“
Ein hoher Kostenfaktor ist auch ein Aufzug, der im Gebäude installiert werden muss. Das Gebäude soll nach der Sanierung bekanntlich als öffentliches Familienbüro genutzt werden. Dafür ist es notwendig, dass es barrierefrei genutzt werden kann.