Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Von wegen alles wird teurer
Die Müllgebühren in Kevelaer sind stabil und im Laufe der Jahre sogar eher gefallen. Das zeigt der Blick auf die Entwicklung der Kosten. Die Biotonne wird in diesem Jahr sogar wieder etwas günstiger.
Die Müllgebühren in Kevelaer sind stabil und im Laufe der Jahre sogar eher gefallen. Das zeigt der Blick auf die Entwicklung der Kosten.
KEVELAER Hand aufs Herz. Was antworten Sie, wenn die Frage kommt: Wie entwickeln sich die Müllgebühren? Das vage Gefühl wird sein: Das wird doch sowieso immer teurer.
Wer sich die Zahlen für Kevelaer anschaut, erlebt allerdings eine Überraschung. Klaus Heynen vom Steueramt hat die Entwicklung der Gebühren sei 1995 dokumentiert. Erstaunliches Ergebnis: Im kommenden Jahr wird die Gebühr für eine 120-Liter-Tonne in einem Drei-Personen-Haushalt sogar günstiger sein als vor 25 Jahren. 1995 musste der Kevelaerer dafür 162,81 Euro pro Jahr bezahlen, in 2021 sind es knapp 20 Euro weniger. Niedriger als heute war die Gebühr zuletzt im Jahr 1997 mit 120,73 Euro.
„Wir sind bei den Müllgebühren eigentlich auf dem Stand von früher“, sagt Heynen, und auch 2021 wird es nicht teurer. Denn gerade hat der Rat die neuen Abfallgebühren beschlossen: Die Preise bleiben stabil. Dazu haben zwei Faktoren beigetragen. Einmal bleibt die Summe unverändert, die Kevelaer als so genanntes Entsorgungsentgelt
an die Kreis-Kleve-Abfallwirtschaftsgesellschaft (KKA) zahlen muss.
Zum anderen kommt die mit der KKA vereinbarte Preisgleitklausel nicht zur Anwendung. Diese Klausel sieht Preisanpassungen vor, wenn Kosten für Lohn, Fahrzeuge und Sprit um mehr als 3 Prozent teurer werden. Da aber die Kosten für Treibstoff im vergangenen Jahr sogar gesunken sind, konnte auf eine Anpassung bei der Gleitklausel
verzichtet werden. Damit kostet die 80-Liter-Tonne für einen Vier-Personen-Haushalt wie bisher 161,20 Euro. Dieser Betrag setzt sich in Kevelaer aus einer Grundgebühr für die 80-Liter-Tonne von 70,40 Euro plus der Personengebühr von viermal je 22,70 Euro zusammen.
Ein Vergleich mit 1995 ist nicht möglich, da es damals die 80-Liter-Tonne noch nicht gab. Die Personengebühr muss pro Person im Haushalt gezahlt werden, auch für
Kinder. Ein so genanntes Sozialprinzip kennt das Abfallgebührenrecht nicht. Prinzip ist, dass Gebühren und Kosten sich gegenseitig ausgleichen müssen.
80 Liter ist die Mindestgröße der Tonnen, die die Haushalte in der Marienstadt verwenden müssen. 60-Liter-Tonnen, wie etwa in Rees, gibt es in Kevelaer nicht. Die Behälter seien zu kopflastig und würden schnell umfallen, heißt es.
Möglich ist es allerdings, mit dem direkten Nachbarn eine Entsorgungsgemeinschaft einzugehen. Ganz konkret teilen sich die Nachbarn dann eine Tonne, natürlich wird die Personenzahl entsprechend angepasst. Einige Hundert Kevelaerer würden dieses System nutzen, so Heynen. Allerdings seien die Zahlen rückläufig.
Wer eine Biotonne hat, der kann 2021 sogar ein bisschen sparen. Die 120-Liter-Tonne kostet jetzt 78,30 und damit 4,40 Euro weniger als 2020. Für die 240-Liter-Tonne muss jetzt 121,30 Euro bezahlt werden, im vergangenen Jahr waren es noch 128,60. Auch bei der braunen Tonne ist man damit bei Gebühren wie vor 20 Jahren.
Weitaus günstiger war es allerdings Mitte der 90er Jahre, als für die Biotonne nur 54,25 Euro gezahlt werden musste. Doch damals war dieses Abfallgefäß noch nicht so verbreitet. Heute ist es für alle Haushalte Pflicht, die keinen Komposthaufen nachweisen können und bei denen daher der Bioabfall in der Restmülltonne landen würde. Kontrolliert wird das nicht. Die Verwaltung setzt hier auf das Prinzip „Vertrauen“.