Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Von wegen alles wird teurer

Die Müllgebühr­en in Kevelaer sind stabil und im Laufe der Jahre sogar eher gefallen. Das zeigt der Blick auf die Entwicklun­g der Kosten. Die Biotonne wird in diesem Jahr sogar wieder etwas günstiger.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Die Müllgebühr­en in Kevelaer sind stabil und im Laufe der Jahre sogar eher gefallen. Das zeigt der Blick auf die Entwicklun­g der Kosten.

KEVELAER Hand aufs Herz. Was antworten Sie, wenn die Frage kommt: Wie entwickeln sich die Müllgebühr­en? Das vage Gefühl wird sein: Das wird doch sowieso immer teurer.

Wer sich die Zahlen für Kevelaer anschaut, erlebt allerdings eine Überraschu­ng. Klaus Heynen vom Steueramt hat die Entwicklun­g der Gebühren sei 1995 dokumentie­rt. Erstaunlic­hes Ergebnis: Im kommenden Jahr wird die Gebühr für eine 120-Liter-Tonne in einem Drei-Personen-Haushalt sogar günstiger sein als vor 25 Jahren. 1995 musste der Kevelaerer dafür 162,81 Euro pro Jahr bezahlen, in 2021 sind es knapp 20 Euro weniger. Niedriger als heute war die Gebühr zuletzt im Jahr 1997 mit 120,73 Euro.

„Wir sind bei den Müllgebühr­en eigentlich auf dem Stand von früher“, sagt Heynen, und auch 2021 wird es nicht teurer. Denn gerade hat der Rat die neuen Abfallgebü­hren beschlosse­n: Die Preise bleiben stabil. Dazu haben zwei Faktoren beigetrage­n. Einmal bleibt die Summe unveränder­t, die Kevelaer als so genanntes Entsorgung­sentgelt

an die Kreis-Kleve-Abfallwirt­schaftsges­ellschaft (KKA) zahlen muss.

Zum anderen kommt die mit der KKA vereinbart­e Preisgleit­klausel nicht zur Anwendung. Diese Klausel sieht Preisanpas­sungen vor, wenn Kosten für Lohn, Fahrzeuge und Sprit um mehr als 3 Prozent teurer werden. Da aber die Kosten für Treibstoff im vergangene­n Jahr sogar gesunken sind, konnte auf eine Anpassung bei der Gleitklaus­el

verzichtet werden. Damit kostet die 80-Liter-Tonne für einen Vier-Personen-Haushalt wie bisher 161,20 Euro. Dieser Betrag setzt sich in Kevelaer aus einer Grundgebüh­r für die 80-Liter-Tonne von 70,40 Euro plus der Personenge­bühr von viermal je 22,70 Euro zusammen.

Ein Vergleich mit 1995 ist nicht möglich, da es damals die 80-Liter-Tonne noch nicht gab. Die Personenge­bühr muss pro Person im Haushalt gezahlt werden, auch für

Kinder. Ein so genanntes Sozialprin­zip kennt das Abfallgebü­hrenrecht nicht. Prinzip ist, dass Gebühren und Kosten sich gegenseiti­g ausgleiche­n müssen.

80 Liter ist die Mindestgrö­ße der Tonnen, die die Haushalte in der Marienstad­t verwenden müssen. 60-Liter-Tonnen, wie etwa in Rees, gibt es in Kevelaer nicht. Die Behälter seien zu kopflastig und würden schnell umfallen, heißt es.

Möglich ist es allerdings, mit dem direkten Nachbarn eine Entsorgung­sgemeinsch­aft einzugehen. Ganz konkret teilen sich die Nachbarn dann eine Tonne, natürlich wird die Personenza­hl entspreche­nd angepasst. Einige Hundert Kevelaerer würden dieses System nutzen, so Heynen. Allerdings seien die Zahlen rückläufig.

Wer eine Biotonne hat, der kann 2021 sogar ein bisschen sparen. Die 120-Liter-Tonne kostet jetzt 78,30 und damit 4,40 Euro weniger als 2020. Für die 240-Liter-Tonne muss jetzt 121,30 Euro bezahlt werden, im vergangene­n Jahr waren es noch 128,60. Auch bei der braunen Tonne ist man damit bei Gebühren wie vor 20 Jahren.

Weitaus günstiger war es allerdings Mitte der 90er Jahre, als für die Biotonne nur 54,25 Euro gezahlt werden musste. Doch damals war dieses Abfallgefä­ß noch nicht so verbreitet. Heute ist es für alle Haushalte Pflicht, die keinen Komposthau­fen nachweisen können und bei denen daher der Bioabfall in der Restmüllto­nne landen würde. Kontrollie­rt wird das nicht. Die Verwaltung setzt hier auf das Prinzip „Vertrauen“.

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SYMBOLFOTO: MALZ Die Restmüllge­bühr bleibt in Kevelaer stabil.

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