Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Friseure: „Licht an, bevor es ausgeht“

- VON MAREI VITTINGHOF­F

In vielen Salons im Kreis Kleve brannte für 24 Stunden das Licht. Damit wollten die Friseure auf ihre wirtschaft­liche Not aufmerksam machen.

In der Nacht auf Montag haben viele Salons im Kreis Kleve die Beleuchtun­g für 24 Stunden brennen lassen. Sie wollen auf ihre Situation im Lockdown aufmerksam machen. Denn viele Betriebe stehen vor dem wirtschaft­lichen Aus.

KREIS KLEVE Am Sonntag um 10.30 Uhr ist Merlin Wrobel in seinen Salon „Headclub“in Weeze gegangen und hat das Licht angemacht. Bis nach draußen auf die Straße sollte es leuchten – für 24 Stunden - und so alle, die in dieser Zeit daran vorbeiging­en, auf etwas aufmerksam machen: Auf seine eigene Situation, die der 67 Salons der Friseur-Innung in Kleve und damit auch die aller Friseure in Deutschlan­d. Drei rote Lampen hatte sich Wrobel extra für die Aktion von einem Veranstalt­ungstechni­ker geliehen, wie alle aus dem Vorstand der Innung im Kreis Kleve. So sollte der Salon noch mehr leuchten, noch greller sein, noch eindringli­cher. „Weil jeder Tag, den wir noch geschlosse­n haben müssen, einer zu viel ist“, sagt Wrobel.

„Licht an, bevor es ganz ausgeht“, hieß die Aktion des Zentralver­bands des Deutschen Friseurhan­dwerks, an der sich wie Merlin Wrobel auch viele Salons aus dem Kreis Kleve beteiligte­n. Vom 31. Januar auf den 1. Februar sollten Inhaber von Friseur-Salons in ganz Deutschlan­d das Licht anlassen, um auf diese Weise ein Zeichen für das Friseur-Handwerk zu setzen. Denn seit dem 16. Dezember sind die Salons in Deutschlan­d mit dem Ziel, die Corona-Fallzahlen zu senken, geschlosse­n. Waschen, Schneiden, Legen – all das geht aktuell nicht. Nur Beratung und Verkauf sind erlaubt. „Wir fordern, dass wir am 15. Februar wieder öffnen dürfen. Denn die Rücklagen sind irgendwann weg und von den Überbrücku­ngshilfen ist bei vielen noch gar nichts angekommen. Es wird langsam wirklich brenzlig für meine Mitarbeite­r, meine Kollegen und mich“, sagt Wrobel. Weil seine Frau ebenfalls Friseurin in einem anderen Salon sei, falle das Einkommen aktuell für beide weg.

Wrobel hatte darum vor der Aktion seine Freunde in den sozialen Medien dazu aufgerufen, ein Bild von den Friseur-Salons in der eigenen Stadt zu machen und anschließe­nd zu posten. Und auch er selbst habe sich am Sonntag natürlich vor den eigenen Salon gestellt, um dort Fotos zu machen – und dabei gleich ein paar Kunden getroffen, die dasselbe vorhatten. Das habe ihn sehr gefreut, sagt Wrobel. „Ein Kunde hat mir auch erzählt, dass er sich am Tag zuvor die Haare selbst abrasiert hat und das total bereut. Sie mussten ab, hat er mir gesagt. Aber er hat gesagt, dass er hofft, dass er das nie wieder machen muss und bald wieder in meinen Salon kann.“Termine wolle er aber erst wieder vergeben, wenn wirklich sicher sei, dass er wieder aufmachen könne.

Auch Marion Pauels vom Salon „Endberg“in Geldern hat am Samstag das Licht angeschalt­et. „Die Kunden fehlen, die Kollegen fehlen und am Ende des Monats fehlt auch das Geld in der Kasse“, sagt sie.

Schon seit über 30 Jahren arbeite sie in dem Friseur-Salon, der einst ihren Eltern gehörte und schon seit über 60 Jahren am gleichen Standort ist. „Ich habe einige Kundinnen, bei denen habe ich schon den ersten Haarschnit­t gemacht, dann die Frisur für die Kommunion und später auch für die Hochzeit“, sagt Pauels. Sie hoffe darum, dass sie ihre Stammkunde­n ab dem 15. Februar wieder in ihrem Salon frisieren kann. Auch noch aus einem anderen Grund: Von den Überbrücku­ngshilfen für die Zeit des zweiten Lockdowns habe auch sie bisher noch nichts erhalten.

 ??  ??
 ?? RP-FOTO: F. EVERS ?? Auch im Salon „Cutters hairclub“in Kevelaer blieb für 24 Stunden das Licht an.
RP-FOTO: F. EVERS Auch im Salon „Cutters hairclub“in Kevelaer blieb für 24 Stunden das Licht an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany