Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ein wichtiger Lern-Gipfel
Wenn eine ungeahnte Herausforderung mit uneingeübten Mitteln bewältigt werden muss, dann macht es keinen Sinn, wenn die Beteiligten in ihren eigenen Bereichen rotieren. Dann müssen die Zahnräder ineinander greifen. Das stellt den eigentlichen Wert des ersten Impfgipfels dar: Die Beteiligten von Bund, Ländern, Verbänden und Produzenten wissen nun besser voneinander, was ihnen wichtig ist, was geht, was nicht geht, und wo sie das Zusammenspiel optimieren können.
Natürlich gab es jede Menge Frust darüber, dass die Impfzentren nur stundenweise arbeiten können, Termine wieder gestrichen werden müssen, weil einfach nicht genug Impfstoff ankommt. Als die beiden EU-Kommissare beteuerten, es laufe alles nach Plan, war die Fassungslosigkeit groß. Bayerns Regierungschef Markus Söder brachte es jedoch auf eine Formel, die Leitschnur für das nächste halbe Jahr werden sollte: „Nicht schlechtreden, aber auch nicht schönreden.“Vor allem geht es darum, dass die Politik früher erfährt, wann welche Mengen kommen, um das Einladungsmanagement darauf abzustellen. Und darum, den politischen Rahmen zu optimieren, damit die Hersteller schneller und verlässlicher an sensible Stoffe kommen, die sie für die Herstellung brauchen.
Absehbar ist, dass die Mangelverwaltung länger dauert als gehofft, weil die Hersteller nicht so schnell liefern können. Absehbar ist aber auch, dass sich die Lage drehen wird: Dass die größere Herausforderung dann bei der Politik liegt, täglich Hunderttausende von Impfterminen zu organisieren. Umso wichtiger ist, dass es einen funktionierenden nationalen Impfplan gibt und alle Beteiligten ein (voneinander) lernendes System darstellen. Auch und gerade in Zeiten zunehmender Wahlkampfnervosität.
BERICHT IMPFZUSAGE BIS ENDE DES SOMMERS, TITELSEITE