Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Bayer will Impfstoff in Wuppertal herstellen
WUPPERTAL Der Mangel an Impfstoff macht kreativ. Nun steigt der größte deutsche Pharmakonzern in die Produktion ein: Bayer will in Wuppertal den Impfstoff von Curevac herstellen, wie Pharma-Vorstand Stefan Oelrich am Montag ankündigte. Bislang wollte Bayer den Tübinger Hersteller Curevac nur bei Zulassung und Logistik unterstützen. „In Gesprächen mit der Bundesregierung ist deutlich geworden, dass die Verfügbarkeit von Impfstoffen erhöht werden muss. Wir werden einen weiteren Beitrag leisten, indem wir zusätzliche Impfstoffe zur Verfügung stellen“, so Oelrich. „Bayer selbst wird 2022 rund 160 Millionen Dosen des Impfstoffs herstellen, die ersten Dosen könnten möglicherweise Ende des Jahres geliefert werden.“
Das kommt aber zu spät für die Lösung der aktuellen Probleme. Im großen Stil wird Bayer erst im nächsten Jahr abliefern können, wenn eigentlich alle Menschen in Deutschland schon geimpft sein sollen. Doch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte: „Wir brauchen auch 2022 noch Impfstoffe.“Noch sei schließlich unklar, ob es Impfungen zur Auffrischung oder Verstärkung geben müsse, etwa weil weitere Mutationen auftreten.
In Wuppertal gibt es eine bislang ungenutzte Fabrik, in der Bayer ursprünglich das Gerinnungsmittel Faktor 8 herstellen wollte, diese verkauft der Konzern aber an den chinesischen Hersteller Wuxi. Die Einmottung der nagelneuen Fabrik hatte 2018 zu scharfen Protesten der Bayer-Belegschaft geführt. Nun müssen andere Produktionsstätten in Wuppertal geschaffen oder umgerüstet werden. Die an Wuxi gehende Anlage eignet sich laut Bayer ohnehin besser für die Herstellung von Impfstoffen aus Zellkulturen als von mRNA-Impfstoffen. Bayer setzt für die neue Aufgabe in Wuppertal auf eigenes Personal, es sollen keine Mitarbeiter von Curevac übernommen werden.
Der Haupteigentümer von Curevac ist SAP-Mitgründer Dietmar Hopp, zugleich ist das junge Unternehmen an der US-Börse Nasdaq gelistet und zum Teil im Besitz des Bundes. Ob nun auch Bayer bei Curevac einsteigen will? Diese Frage ließ Oelrich unbeantwortet. Allerdings kündigte er an, dass die Curevac-Technologie dauerhaft eine große Rolle bei Bayer spielen soll. Die Technologie verwendet die Botenstoffe (mRNA) des Coronavirus. Biontech und Moderna produzieren mit dieser Technologie bereits massenhaft Vakzine, die bereits verimpft werden. Curevac steckt noch in den klinischen Studien mit 36.000 Probanden. Von der Technologie erhofft man sich auch Fortschritte bei Krebsmedikamenten.