Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Seit 60 Jahren der „Gute Hirte“
In seiner Priesterzeit hat Pastor Günter Leuken eine Menge erlebt. Einmal entkam der Geistliche sogar nur knapp dem Feuertod, schreibt Pastor Theo van Doornick in seinem Gastbeitrag zum Diamantenen Priesterjubiläum.
GELDERLAND Der gebürtige Geldrianer war bereits Priester im benachbarten Uedem, als der jetzige Pfarrer von St. Vitus Elten noch Kommunionkind in St. Jodokus Keppeln war. Die Rede ist von Pastor Günter Leuken. Am 2. Februar 1961 wurde er im Hohen Dom zu Münster von Bischof Michael Keller mit 50 weiteren Mitbrüdern seines Jahrgangs zum Priester geweiht. Dieses Ereignis jährt sich zum 60. Mal, Pastor Leuken darf den Diamantenen Weihetag feiern.
Seit zwölf Jahren lebt er als Ruheständler nun schon in Elten. Zuvor war er 32 Jahre Pastor in Asperden und Hülm. Wenn man ihn so erlebte und erlebt: Er ist ein Priester ganz nach dem Herzen des lieben Gottes! Auf seine Art ein Original.
Mit fast 88 Jahren sei man natürlich „nicht mehr so ganz neu“, wie er selbst gelegentlich durchblicken lässt. Aber sein Herz und sein Geist sind jung geblieben und auf der Höhe der Zeit. Der liebe Gott hat es überaus gut mit ihm gemeint. Viele Talente hat er ihm für sein Leben und für seinen priesterlichen Dienst mitgegeben, denen er nach Herzenslust Raum geben konnte, sehr zur Freude der Menschen und seiner selbst. Dazu zählt neben seinem tiefen Glauben aus dem Elternhaus seine grundsätzlich positive Sicht des Lebens. Ich kann mich nicht erinnern, ihn je mit krummem Sinn erlebt zu haben. Und manche Situationen muss man eben mit einem gewissen Augenzwinkern und begründeten Humor bewältigen, anders geht‘s nicht.
Einfallsreich ist er seit seinen Jugendtagen in Geldern geblieben; Physik und Chemie waren für ihn damals schon wichtige Steckenpferde. Viele seiner damaligen Streiche, die er in der Kriegs- und Nachkriegszeit ausgeheckt hat, fallen bis heute unter Erlebnispädagogik. Da steckte durchaus Können dahinter, um die Risiken besser abschätzen zu können…
Und wenn so einer auch noch Priester wird, dem es gegeben ist, nahe bei den Menschen zu sein, dann ist das ein Glücksfall in der Strategie des Heiligen Geistes.
Auch in der Theologie und ihrem Denken erlebten und erleben wir ihn bis heute in der Vorwärtsbewegung. Als er 1955 in Münster und München zu studieren begann, befand sich die Kirche noch im vorkonziliaren Modus. Mit großer Lust haben viele der jungen Theologen damals fast vom Tag ihrer Weihe an die den Menschen zugewandten Aufbrüche und Ideen des Zweiten vatikanischen Konzils in sich aufgesogen.
Die Kirche als „Volk Gottes unterwegs durch die Zeit“– diese Vorstellung des Konzils bot in jenen Jahren den Gemeinden viel Raum zum Experimentieren, Gestalten und zur Diskussion, ohne schon fertige Konzepte zu haben.
Dieser großen Herausforderung hat sich Pastor Leuken gestellt. Und sie erforderte einigen Mut. Denn das bedeutete, immer wieder auch Abschied zu nehmen von liebgewordenen und vertrauten Mustern; sei es in den Feinheiten der Gottesdienste, im theologischen Denken, aber auch in der Mitgestaltung des Gemeindelebens in der jeweiligen Pfarrei, die ihm anvertraut war. Die Aufgabe war jeweils, herauszufinden, welcher Weg für die nächste Zeit der richtige für die Menschen war. Und dann in diesem Suchen nicht entnervt die Flinte ins Getreide zu schmeißen, sondern lieber auf den Herrn Jesus Christus zu hören und seinem Heiligen Geist, der es ja auch nicht immer leicht hat.
Treu und ohne großen Wind hat er nach den Jahren als Kaplan in verschiedenen Gemeinden des Bistums dann 32 Jahre lang den Dienst als Landpastor in den zwei Gemeinden im Gocher Land getan. Den eigentlich offiziellen Begriff „Pfarrer“als Berufstitel vermeidet er eher, weil der zu sehr an Pfarrherren erinnert.
Und damit hat Günter Leuken es nicht so. Mit Pastor, guter Hirte, ist seine originäre und originelle Art, Priester zu sein, bis heute richtig umschrieben. Und mit diesem Wort meldet er sich übrigens auch am Telefon.
Er nimmt die Dinge, wie sie kommen und macht in allem das Beste daraus. Das tat er sogar auch noch, als ein Geistesgestörter ihm nächtens in Asperden das Pfarrhaus angezündet hatte und er ganz knapp dem Feuer entkommen plötzlich im Schlafanzug auf der Straße stand – froh, noch am Leben zu sein. Da hatte nun eben die Gemeinde für einige Zeit eine echte Fürsorgepflicht für ihren Pastor und seine Haushälterin und ist ihr großartig nachgekommen!
Und Pastor Leuken stellte dann nach einiger Zeit des Schreckens schmunzelnd fest, daß er im Blick auf seinen demnächstigen Ruhestand nun viele Dinge nicht mehr zu entsorgen brauchte… Das musst du erst mal bringen.
Stichwort Ruhestand: Mit 75 Jahren fand Pastor „in Ruhe“Günter Leuken eine neue Heimat in Elten. Die Menschen dort und in Hüthum freuen sich, ihn in ihrer Mitte haben zu dürfen, mitten unter den Menschen. Und er selbst ist froh und glücklich, alles in Rufweite oder fußläufig um sich zu haben, was ihm das Leben im hohen Alter ermöglicht und erleichtert. Wir sind dankbar, dass er als Priester und liebenswürdige Persönlichkeit unter uns ist. Wir freuen uns sehr über sein diamantenes Priesterjubiläum!
Wir helfen ihm, Gott zu danken, und gratulieren als Pfarrei Sankt Vitus von ganzem Herzen! Dass er und wir mit ihm dieses schöne Priesterjubiläum nicht im angemessenen pontifikalen Rahmen feiern können, ist sehr schade.
Die Feier müssen wir vorerst verschieben. Dankbar in diesen Tagen für ihn zu beten, ist aber sicher was ganz Richtiges!